Mittwoch, 29. Juni 2016, 17:30 Uhr, Hofackerzentrum Schaffhausen-Buchthalen

(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebe FMS Absolvierende mit dem Fachmittelschulausweis, der Fachmaturität Pädagogik und der Fachmaturität mit Praxisjahr, liebe Eltern und Grosis, Freunde und Göttis, liebe Gäste

Ich heisse Sie herzlich willkommen zur Abschlussfeier 2016 der Fachmittelschule Schaffhausen FMS hier im Buchthaler Hofackerzentrum und wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Lebensweg von Herzen alles Gute und viel Glück.

Den Blick starr nach vorne gerichtet. Die Zukunft soll es richten. Zwar nun einen wichtigen Meilenstein erreicht, aber die Reise soll ja weitergehen!

Wer bin ich eigentlich? Was will ich nun weiter machen? Welches Spiegelbild präsentiert sich mir selber, wie sehen mich die anderen? Bin ich liebliches Kätzchen auf sanften Pfoten daher schreitend oder doch eher wilder, fauchender Tiger mit scharfen Krallen? Im Reich der vielfältigen Angebote sollte ich zuerst einmal mich selber kennen, um zu wissen, wohin die Reise gehen soll. Der Blick trügt manchmal, Schein statt Sein. Wunschdenken statt Realität!

Dann und wann muss man hartnäckig sein beim Verfolgen der persönlichen Ziele. Das geht allerdings nicht immer ganz auf, wie bei diesem chinesischen Hausbesitzer, der sich bis zum letzten Moment gegen den drohenden Abriss für die neue Autobahn gewehrt hat. Er hat den Kampf David gegen Goliath verloren. Durchhaltewillen wird nicht immer belohnt im Leben, aber meistens schon!

Um seine Ziele zu erreichen muss man Grenzen auch manchmal sanft überschreiten. Oft ist hinter dem Verbotsschild und hinter der Mauer die spannende Welt. Ist ja Ehrensache, dass wir uns im Leben an die Normen, Pflichten und Gesetze halten, aber nur zu Kuschen wäre dann doch gar auch langweilig! Vorwärtsgehen, seine eigenen Ziele im Fokus und sie auch mit Durchhaltewillen anstreben.

Und doch braucht es dann und wann eine Pause vom Alltag, von der Hektik und der Schnelllebigkeit. Eine Ruheinsel, das Erledigen der menschlichen Bedürfnisse und immerhin wenige Minuten für sich selber. Ja, Bilder sagen oft mehr als tausend Worte. Was meinen Sie, findet hier wohl jede und jeder die richtige Türe zum entlastenden Glück? Damit eines klar ist: Das Bild ist nicht bei mir zuhause aufgenommen und ein Schelm, der nun einfach „vorurteilfokussiert" die vermeintlich richtige Türe dem einen oder anderen Geschlecht zuweist.

In diesen Tagen ist die Begeisterung für den Fussball gross und auch das Bekenntnis zur eigenen Nation. Das wird regelrecht zelebriert von den verschiedenen Nationen. Das ist auch gut so! Das bringt Emotion, Farbe, Begeisterung und Verbundenheit zur eigenen Wurzel ins Leben. Recht so!

Die Schweiz, unser Land steht dabei in nichts nach. Die Schweiz steht für Erfindergeist und Innovation und einem hohen Dienstleistungslevel. Unser Land mit grünen Hügeln, blauen Seen, rotem Sackmesser, zarter Schokolade, gesunder Milch, mundigem Käse und weissem Kreuz auf rotem Grund bietet eigentlich alles, was das Herz begehrt. Es gilt weitherum als Hort von Sicherheit, Stabilität und Solidität!

Gastgeber ist unser Nachbar Frankreich. Keiner zu alt, um ein echter Fan zu sein! Allez les FMS!

Was ist wichtig im Leben, was ist relativ? Was ist gross und stark? Was klein und schwach? Sinnbildlich für diese stete Frage Ihrer Zukunft ist dieses Bild vom Flughafen Zürich-Kloten beim Stelldichein von drei Flugzeugen auf dem VIP Rollfeld: Der Rockjumbo der Band Iron Maiden und die beiden vergleichsweise bescheidenen Regierungsjets von Angela Merkel und Francoise Hollande, die zeitgleich gerade zur Gotthardtunnel-Eröffnung anreisten! Die Grösse allein macht es jedenfalls nicht aus!

Die Welt wird zusehends digitaler und schneller. Die Vermessung des Menschen schon von Kindsbeinen an. Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Sebastian Bach schon im Kinderbauch, damit aus meinem Kind ja einmal ein Musikgenie wird!

Die Menschen werden zur Gefahr im Verkehr und die Ärzte müssen neu Genickstarre behandeln vom dauernden Kopfsenken zwecks Checks der eingegangenen Mails. 24 Stunden auf Sendung und Empfang!

Als US Präsident Barack Obama Berlin besucht hat, hat ihm die scheinbar begeisterte Masse mit hochgestreckten Armen zugejubelt. Ja, vergessen Sie's! Wenn man näher hingeht, dann sieht man die hochgestreckten Arme zwecks guter Bildausschnittwahl der persönlichen, jederzeit dabeiseienden Personal iPhone Kamera!

Da ging es bei einem Besuch von US Präsident Lyndon B. Johnson bei der Truppe wenige Jahrzehnte davor noch um einiges beschaulicher zu und her, wenn auch hier schon ein paar vorsintflutig anmutende Fotoapparate klickten.

Eure Lehrerinnen und Lehrer, die eure Schulverlegungen planten mussten sich viel weniger überlegen, welche Wanderungen sie machen und ob es genug WCs im Lagerhaus hat, sondern viel eher ob es genug Steckdosen hat! Das Bild stammt übrigens tatsächlich von einer Schulverlegung einer Oberstufenklasse!

Sowieso: Die Macht der Medien, alles wird zeitgleich dokumentiert und in Echtzeit live in die gute Stube der Medienkonsumenten übertragen. Für mich ist dies darum das Bild des Jahres! Es zeigt eine Pariser Antiterroreinheit beim Stürmen einer Kirche in einem Pariser Vorort, in dem nach den Pariser Anschlägen einige Terroristen vermutet wurden. Schauen Sie einmal, wie bizzar und unverständlich nahe wir alle mit dabei sind. Als Einsatzleiter hätte ich diese Meute längst zum Teufel, oder zumindest hinter die sicheren Absperrungen geschickt. Nimmt mich ja wunder, wie lange es noch gehen wird, bis die Medien über ein Ereignis berichten werden, das noch gar nicht stattgefunden hat.

Inland – Ausland! Heimat – Ferne! Die Schweiz und der Globus! Die Flüchtlinge sind für unsere Gesellschaft eine grosse Herausforderung in ganz neuen Dimensionen. Es kommen aber primär Menschen zu uns und unser Land hat eine humanitäre Tradition, die es zu bewahren und zu verteidigen gilt! Unsere wohlorganisierte und wirtschaftsstarke europäische Welt zieht aber auch über die Balkanroute und über die Mittelmeer-Italienroute Menschen an aus wirtschaftsschwachen Ländern ohne grosse Perspektiven gerade für die jungen Menschen. Wie würde es uns gehen in dieser Situation? Was, wenn wir flüchten müssten aus unserem Land?

Und Sie werden nun auch in die Welt hinausziehen und Ihre erworbenen Sprachkenntnisse einsetzen können oder zusätzliche Sprachdiplome erwerben können. Richtig so! Sprachen sind der Schlüssel zur Welt! Denken Sie dabei immer auch über den umgekehrten Weg und daran, dass Sie Gast sind im neuen Land und sich an die Gepflogenheiten und Kulturbetreffnisse halten.

Sie haben es geschafft! Wie diese Schnecke! Mit Beharrlichkeit!

Ich danke den Lehrpersonen und der Schulleitung der Kanti und FMS, aber auch Ihren Eltern und Freundinnen und Freunden, die Sie zu diesem Punkt geführt haben, an dem Sie heute stehen. Dieser Weg war für Sie selber, aber auch für die Sie mit Wohlwollen begleitenden Menschen nicht immer nur ein gerader und schön eingeebneter Weg. Oft stand da auch einmal eine Mauer im Weg oder versperrte ein querliegender Baumstamm die Weiterreise. Genau wie im künftigen Leben eben auch. Entscheidend ist aber immer, dass man sich nicht abbringen lässt vom Ziel und mutig den Weg beschreitet und halt auch einmal einen Umweg in Kauf nimmt.

„Das was dir im Weg liegt ist kein Hindernis, sondern viel eher ein Wegweiser!"

Und hier habe ich noch ein Klassenbild von Ihnen mit einer Drohne aus der Luft gemacht. Ja, das sind Sie! Für einmal aber ohne erkennbare Gesichter. Sie alle in Ihrer Spezialität, Individualität und Einzigartigkeit. Farbig, bunt, speziell, solitär eben, egal ob schwarz oder weiss, lang oder kurz. Mir ist egal, was du bist, wo du lebst, was für ein Auto du fährst, ob du dick oder dünn bist, reich oder arm, hübsch oder hässlich. Wenn du mein Freund bist, dann bist du mein Freund, weil ich dich so akzeptiere wie du bist, - und nur das zählt!

Heute gilt darum der tosende Applaus der ganzen FMS Crew und von uns allen Ihnen ganz allein und darüber dürfen Sie sich auch zu Recht freuen!

Suchen Sie die für Sie richtige Ausfahrt für die richtige Weiterfahrt. Es lohnt sich aber den Blick nicht nur stur runter auf den Weg zu richten, sondern auch weiter nach vorne

Feiern Sie heute ganz tüchtig, Sie haben es verdient. Binden Sie aber Ihr vertäutes Boot bald auch wieder los und rudern Sie nach vorne, mit Blick aufs Ziel fokussiert, wie diese asiatische Polizeispezialeinheit, die ich Ihnen schon zu Beginn zeigte.

Ich habe bei einem Besuch an einer Schule in Zürich diese Treppe entdeckt und extra für Sie fotografiert. Das hat mir gefallen, und ich habe sogleich an Sie gedacht! Und so habe ich den Zoom noch etwas näher gerichtet und sage Ihnen damit meinen persönlichen Wunsch an Ihre Adresse:

1. Bleiben Sie engagiert, denn unsere Gesellschaft hat es verdient von Ihrer persönlichen Innovationskraft und Ihrer solitären Persönlichkeit zu profitieren und

2. bleiben Sie dabei authentisch und sich selber. Denken Sie an Ihr Klassenbild von vorher. Sie sind einzigartig und brauchen niemanden zu kopieren!

Ich gratuliere Ihnen im Namen von uns allen herzlich zu Ihrem FMS und Fachmaturitätsabschluss und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre persönliche Zukunft.

Engagiert und authentisch!

Der Weg führt hinauf und ans Licht! Herzliche Gratulation!