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07.11.2017

Interview zu 20 Jahre Hochrheinkommission


RR Christian Amsler

Interview Christian Amsler, Regierungsrat und Präsident der Hochrheinkommission 

Christian Amsler, wofür setzt sich die Hochrheinkommission ein?

Christian Amsler: Der Hochrhein ist eine Lebensader – ein blaues Band, das sich durch unsere Landschaften zieht und verschiedene Regionen vereint. Ziel ist es, in dieser Hochrhein-Region bei verschiedenen Themen zusammen zu arbeiten. Es geht darum, ähnlich tickende Menschen, die aber durchaus unterschiedliche Positionen haben, zusammen zu bringen. 

Um welche Themen geht es?

Amsler: Es geht um Fragen der Mobilität und des Verkehrs, es geht um Bildung, Wissenstransfer und um den Tourismus. 

Was hat die Hochrheinkommission in den letzten 20 Jahren erreicht?

Amsler: Ein zentrales Thema ist die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke. Hier sind wir zwar noch nicht ganz am Ziel angekommen, haben in den letzten Jahren aber intensiv daran gearbeitet. Es begann mit der Elektrifizierung des Bahnhofs Waldshut und wurde fortgesetzt mit dem Abschnitt Schaffhausen–Trasadingen–Erzingen. Wir sind guten Mutes, dass auch die restliche Strecke bis nach Basel bald elektrifiziert wird. Das ist ein Mammutprojekt, das viele Jahre in Anspruch nimmt. 

Welche Projekte laufen aktuell bei der Hochrheinkommission?

Amsler: An der gestrigen Plenarsitzung haben wir die Strategie für die nächsten fünf Jahre festgelegt. Wir haben vier Schwerpunkte gesetzt. Einer davon ist «Begegnungen». Wir möchten die Menschen aus der Hochrhein-Region noch vermehrt zusammenführen und in Austausch bringen. Auch im Tourismus sehen wir viel Potenzial, etwa beim Velotourismus. Wir haben bei der Lenkung des Strassenverkehrs verschiedene gemeinsame Ziele, und auch der Nordanflug des Flughafens Kloten wird weiterhin intensiv diskutiert – freundschaftlich, aber hart in der Sache. 

Beim Flughafen-Streit haben die deutsch-schweizerischen Gremien bisher aber wenig gebracht, oder?

Amsler: Als Präsident der Kommission ist es mir wichtig, dass keine Themen unter den Tisch gewischt werden. Zuvor wurden solche schwierigen Themen vielleicht etwas auf die Seite gestellt, was ich falsch finde. Ich glaube, dass Freundschaft bedeutet, dass man auch schwierige Themen ansprechen kann. Wir müssen also auch über das Atom-Tiefenlager oder den Fluglärm sprechen, obwohl wir zum Teil unterschiedliche Positionen haben. Und die finalen Entscheidungen auf viel höherer Ebene in Berlin und Bern fallen. 

Neben der Hochrheinkommission ist Schaffhausen auch bei der Internationale Bodenseekonferenz (IBK) mit dabei. Welche Organisation ist wichtiger?

Amsler: Die IBK ist ein grösserer Player. Dort sind die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg mit dabei, auch Vorarlberg, Liechtenstein und alle Anrainer-Kantone. Die Hochrheinkommission ist geografisch enger gefasst. Hier sind Aargau und Schaffhausen sowie die Landkreise Waldshut und Lörrach mit dabei. Es geht aber auch hier um einen wichtigen Lebensraum. 

Interview Daniel Jung, Schaffhauser Nachrichten