Aktuelles / Notizen

19.02.2018

Vorsitzjahr IBK 2018


erklärt in Interviewform

bruessel_bild 6_low

Vorsitzender der Internationalen Bodenseekonferenz IBK 2018 ist der Schaffhauser Regierungspräsident Christian Amsler. Hier in Interviewform ein paar Informationen zum Schaffhauser Vorsitzjahr.

Herr Regierungspräsident Amsler, wer ist eigentlich die IBK?

Die Internationale Bodenseekonferenz IBK wurde 1972 von den an den Bodensee angrenzenden Bundesländern und Kantonen gegründet, um sich in Umwelt- und Gewässerschutzfragen grenzüberschreitend abzustimmen. Heute gehören ihr Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg, das Fürstentum Liechtenstein sowie die Kantone Thurgau, St. Gallen, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Zürich und Schaffhausen an.
Die IBK versteht sich als politisches Dach der Zusammenarbeit der Regierungen der Länder und Kantone in der Bodenseeregion. Die Regierungschefs treffen sich mindestens 2-3 Mal im Jahr.
Ziel der IBK ist es heute, die Bodenseeregion als attraktiven grenzüberschreitenden Lebens- und Wirtschaftsraum zu stärken.

Was bringt die Mitgliedschaft in der IBK dem Kanton Schaffhausen?

Der Kanton Schaffhausen ist Teil der Bodenseeregion und daher vital daran interessiert, den Bodenseeraum zu stärken und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit aktiv mitzugestalten. Die IBK bildet zB. eine wesentliche Grundlage für die guten nachbarschaftlichen Kontakte zu Baden-Württemberg und zu den anderen IBK-Mitgliedern. Jeder hat eine Stimme, man begegnet sich auf Augenhöhe.

Können Sie uns ein paar Kennzahlen des IBK Raumes nennen?

Gerne! Vorab ist zu bemerken, dass auch der räumliche Zusammenhang mit dem umliegenden und teils überschneidenden Metropolräumen Zürich, Stuttgart und München vorhanden ist. Deutschland, die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und Österreich: vier Staaten beteiligen sich an der IBK. Die Kennzahlen sprechen für das Potenzial der Bodenseeregion als einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas: 4 Mio. Einwohner auf 14‘800 km², Trinkwasser für 4-5 Mio. Menschen, 2,2 Mio. Erwerbstätige, ca. 19,5 Mio. Übernachtungen (Hotellerie) und mehr als 30 Hochschulen.

Wie wird denn zusammen gearbeitet in der IBK?

Die IBK hat heute den Charakter einer politischen Konferenz (Konsensprinzip, jährlicher Vorsitzwechsel). Jedes Mitglied hat gleiches Gewicht – nämlich je eine Stimme – ob Baden-Württemberg mit gut 10 Millionen oder der Kanton Schaffhausen mit gut 80'000 Einwohnern
Das Budget der IBK beträgt gut 640'000 Euro (=knapp CHF740'000.-). Es setzt sich grösstenteils aus Förderinstrumenten der EU für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den jährlichen Beiträgen der zehn Mitglieder zusammen. Den Kanton Schaffhausen kostet die Mitgliedschaft in der IBK jährlich rund 22'500.- Franken.
Das Rückgrat der IBK bildet die Arbeit ihrer Kommissionen in den Bereichen Wirtschaft/Tourismus, Verkehr, Umwelt, Gesundheit und Soziales, Bildung, Wissenschaft und Forschung, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit.

Welchen politischen Einfluss können Sie denn mit Ihren politischen Kollegen zusammen nehmen?

Die IBK nimmt zuhanden der politischen Behörden diesseits und jenseits der Grenze Einfluss. Erwähnen kann ich die Intervention der IBK beim Eidgenössischen Finanzdepartement zur Verhinderung der Schliessung der Zollstellen Bargen SH und Romanshorn im Zusammenhang mit dem Stabilisierungsprogramm des Bundes 2015/2016, oder die kürzlich erfolgte Reise einer von mir angeführten IBK-Delegation nach Brüssel, um EU-Vertreter für Bedeutung der Bodensee-Grenzregion zu sensibilisieren.
Nicht zuletzt ist die IBK auch das Gefäss für das europäische Projekt-Förderprogramm Interreg. Auch dank der IBK konnte z.B. die Finanzierung der weiteren Planungsschritte für die Elektrifizierung der Hochrheinbahn über Interreg erreicht werden.

Und nun im Vorsitzjahr 2018 haben Sie sicher programmatische Schwerpunkte gesetzt?

Die IBK steht vor dem Abschluss einer neuen Strategie – es ist eine der Hauptaufgaben des Vorsitzes, diesen zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Der Prozess wurde angestossen, um das längerfristige Potenzial der Bodenseeregion über die Grenzen hinweg zu durchleuchten – und dabei die Rolle der IBK unter Berücksichtigung zahlreicher regionaler Akteure und der Öffentlichkeit auf einen zeitgemässen Stand zu bringen.
Mit dem im letzten Dezember verabschiedeten Leitbild verfolgt die IBK die Grundidee der Bodenseeregion als Modell für einen zukunftsfähigen und grenzüberschreitend vernetzten Lebens- und Wirtschaftsraum.

Sie haben Digitalisierung als Schaffhauser Schwerpunkt gesetzt - und diese besonders im Bereich Bildung?

Ja, die wirtschaftliche Prosperität, Fortschritt und Innovation spielen eine grosse Rolle in der neuen Ausrichtung der IBK – und hierzu gehört selbstverständlich auch die Digitalisierung – es ist das Schlagwort der Stunde, nicht nur am Bodensee. Doch wollen wir gerade hier das Potenzial unserer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nutzen: Die Vision ist es, die regionalen Bildungs-, Wissens- und Innovationssysteme über die Grenzen hinweg zu vernetzen – insbesondere KMUs, Forschungseinrichtungen und öffentliche Stellen sollen branchenübergreifend zusammenarbeiten, die Chancen moderner Technologien nutzen und so die Innovationskraft in der Region verstärken.

Und was hat es mit Ihrem persönlichen Motto «Digitalisierung in der Bildung: eine Spurensuche rund um den Bodensee» auf sich?

Unter dem Vorsitz des Kantons Schaffhausen wollen wir 2018 einen zusätzlichen Beitrag leisten: Unter diesem Motto wollen wir der Frage nachgehen, wie wir der nächsten Generation – sprich Kindern und Jugendlichen – digitale Kompetenzen vermitteln, die sie zu einer Berufskarriere und zum lebenslangen Lernen befähigen. Wir wollen im Vorsitzjahr rund um den Bodensee mit Experten sprechen, uns über die Grenzen austauschen und gute Beispiele sammeln.

amsler_brüssel 2018_low