Aktuelles / Notizen

27.04.2018

Rede an der GV HEV 2018


Regierungspräsident Ch. Amsler

Grusswort Regierungspräsident Christian Amsler zur GV des Kantonalen Hauseigentümerverbandes HEV vom 3. Mai 2018 im Park Casino 

Herr Präsident, geschätzter Gion, Liebe HEV Vorstandsmitglieder, Liebe Gäste und HEV Mitglieder 

Wissen Sie, ich war ja 9 Jahre lang Gemeindepräsident. Ich habe mich immer für ein pragmatisches, sinnvolles Nebeneinander von schutzwürdiger Bausubstanz (Stichwort Denkmalpflege) und moderner, zukunftsorientierter Nutzung von alter Bausubstanz eingesetzt. 

Auch unter dem Titel Verdichtung müssen moderne Erweiterungen auch in Ortskernen möglich sein. Ich bin persönlich ein grosser Fan von Kombination alt-neu. Da gibt es wunderbare Beispiele auch in unseren Gemeinden. 

Die Gemeinden sind hier aber auch in der Pflicht! Immer noch sind es 11 Gemeinden, die ihrer Inventarisierungspflicht noch nicht nachgekommen sind. Rasend schnell geht es auf 2021 zu, dann muss die Regierung regulativ eingreifen und das Inventar selber aufstellen.

Es bleibt den Säumigen noch etwas Zeit! 

Wohnen fasziniert und Wohnen begeistert! Jeder träumt vom Haus seiner Träume und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Wir wollen keinen Einheitsbrei. 

Häuser sind auch Abbild der Individualisierung unserer Gesellschaft und so muss es in einer liberaler Gesellschaft auch möglich sein, dass in einem Quartier ein kanadisches Blockhaus neben einem modernen Betonquadrathaus steht und wieder daneben ein Haus&Herd Fertighaus neben einem Bungalow mit Krüppelwalmdach. Wenn das auch nicht alle schön finden.

Mir gefallen auch nicht alle Häuser, aber ich bin grosszügig. 

Eine über 90 Jahre alte Bewohnerin meines Dorfes hat mir einmal gesagt, dass die Häuser das Abbild der diversen Menschen sei und wir ja schliesslich hier kein Ballenberg seien. Und sowieso halte sie nichts von Gleichmacherei, - nichts Schlimmeres als uniforme, gleichaussehende Häuser! Diese weise und liberale Haltung hat mich beeindruckt. 

Wie werden wir in Zukunft wohnen? Wie werden unsere Häuser aussehen? Wird die Technik künftig stärker unseren Alltag beeinflussen? Werden wir eines Tages Häuser bauen, die keine Energie mehr verbrauchen? Forscher ebenso wie Architekten und Städtebauer setzen sich seit Jahren intensiv mit diesen Fragestellungen auseinander. Grundlage für die Wohnideen der Zukunft bilden nebst technologischen Neuheiten gesellschaftliche, demografische und politische Entwicklungen. Heute leben etwas über 8 Millionen Menschen in der Schweiz, deutlich mehr als noch vor zehn Jahren. Die Menschen werden immer älter und der Platzanspruch pro Person nimmt klar zu. Als Folge davon und um der Zersiedelung der Landschaft entgegenzuwirken, wird dichter gebaut und bereits überbaute Areale, etwa ehemalige Industrieareale in der Peripherie der Städte, zu Wohnzwecken umgenutzt. Eigentlich sinnvoll! 

Ich finde es persönlich hochspannend, zu verfolgen, wie sich unser Wohnverhalten stets ändert. Was gerade angesagt ist, wie sich die Menschen häuslich einrichten. In grossen Städten besuche ich fasziniert alte Industriebrachen, wo Fabrikhallen mit langer Geschichte zum Wohnen und kreativen Arbeiten ganz neu genutzt sind. Wo noch vor nicht allzu langer Zeit Webstühle ratterten finden sich heute Loftwohnungen. 

Schauen Sie was im Mühlental entsteht, wo Schwerindustrie zu finden war in grossen Hallen. Auf dem Grundstück mit der Grösse von fünf Fussballfeldern werden 380 Wohnungen erstellt. Ausserdem sind Büros, Cafés, Restaurants, Läden und Ateliers geplant. Der grösste Bau auf dem Gelände, die 300 Meter lange Stahlwerk-Halle, wird zu einem «urbanen Park» umgebaut. Der Lauf der Zeit. 

Fakt ist, dass jeder von uns mehr Quadratmeter konsumiert zum Wohnen. Nehmen wir den Zeitraum von 1970 bis 2000. Unsere Eltern lebten mit 27 m2, wir bereits mit 45 m2 pro Kopf. Um rund 18 m2 hat dies zugenommen / Kopf. Das bedeutet allein für die SH Bevölkerung + 1 Million m2 Wohnfläche in 30 Jahren! Das entspricht einem Quadrat mit 1000 m Seitenlänge > Feuerthaler Brücke, A4 Brücke und Rheinuferstrasse – Güterbahnhof. 

Oder rechnen wir das in einen Wolkenkratzer um!

Das entspricht zehntausend 3 Zimmer Wohnungen à 100 m2, mit einer Schichtung à 4 Wohnungen ergibt das einen 6.8 km hohen Wolkenkratzer! 

Und in den Häusern? Die klare Trennung von Räumlichkeiten war gestern. Moderne Trends propagieren die Symbiose verschiedener Bereiche innerhalb der Wohnung. So öffnet sich die moderne Küche zum Wohnbereich. Dies verleiht den Räumlichkeiten einerseits eine gewisse Leichtigkeit, andererseits trägt es auch zur Kommunikation bei. 

Die Zeiten, als das Badezimmer ein reiner Funktionsraum war, sind vorbei. Heute geht der Trend zum wohnlichen Bad. Funktionalität spielt immer noch eine große Rolle, jedoch sind eine entspannende Atmosphäre und ein Wellness-Faktor bei den aktuellen Badezimmertrends ebenso wichtig. Wer neu baut, plant genügend Platz für das Badezimmer ein, denn die neuen Trends brauchen viel Raum, um ihre Wirkung voll zu entfalten. 

Effizientere und alternative Haustechnik und die Vernetzung der Geräte von der Küche bis in den Heizungskeller sind einige der Trends für die Zukunft. 

Im Juni steht aus Sicht der Schaffhauser Regierung eine wichtige Abstimmung an mit dem Kredit für das Polizei- und Sicherheitszentrum PSZ inkl. dem Bereich des Strassenverkehrsamtes. Es ist dies eine Zukunftsinvestition als Generationenprojekt, bei dem es vor allem darum geht, der Schaffhauser Polizei endlich das dringend benötigte, moderne Arbeitsumfeld zu bieten. Damit soll aber auch Raum gegeben werden für eine sinnmachende Arealentwicklung im Klosterviertel an bester Lage in der Stadt Schaffhausen. Städtebaulich eine grosse Chance! 

Ich danke dem Hauseigentümerverband und ihrem Vorstand im Namen der Regierung als Regierungspräsident, aber auch als einfaches HEV Mitglied, herzlich für die engagierte Arbeit zum Wohle der Schaffhauser Hausbesitzer. 

Der Staat kann vieles richten und hilft auch dort, wo es dringend nötig ist.

Eigenverantwortung und selbständiges, proaktives Handeln sollen aber immer noch hochgehalten werden. 

Und dafür setzt sich der HEV ein, und dies gefällt mir!

 

> Folien mit Bilder zum HEV Grusswort 2018 [PDF]