Aktuelles / Notizen

11.05.2010

Europatag an der Kanti Schaffhausen


Heute fand an der Kanti ein spannender Europatag statt. Einen Tag lang haben sich die Schüler mit der Europafrage auseinandergesetzt.

Unter Leitung der Fachschaft Geschichte (Hans-Ruedi Dütsch) setzten sich die Schülerinnen und Schüler einen Tag intensiv mit verschiedenen Aspekten der Europafrage auseinander.

Im Mai jährt sich die berühmte Erklärung von Aussenminister Schuman zum sechzigsten Mal.

Der Verein Europatage ist an alle Kantonsregierungen gelangt – mit dem Vorschlag, an verschiedenen Schulen Europatage durchzuführen. An allen mitmachenden Schulen wird die Botschaft zumindest eines EU-Landes vertreten sein. Alle Kantone bis auf Schwyz haben mitgemacht.

Mitgemacht haben alle Viertklässler der Maturitätsabteilung. Am Morgen fand zunächst klassenweise eine Einführung ins Thema statt, es folgten verschiedene Workshops (Themen wie “Europa auf dem Weg zur Supermacht?”, “Gelobtes Land Europa?” …), am Nachmittag – von 14 h bis maximal 16 h – wurde ein Podiumsgespräch mit hochkarätigen Gästen, mit dem österreichischen Botschafter Herrn Manz, der slowakischen Botschaftsrätin Dubayova und Herrn Prof. Goehrke (Osteuropaspezialist), durchgeführt. Die Leitung hatte Norbert Neininger, Chefredaktor der SN. Das Thema der Diskussion lautete: “Wo liegen die Grenzen Europas?”

Ansprache RR Christian Amsler gemeinsam und im Wechsel mit Dr. Raphaël Rohner zur Eröffnung des Europatages an der Kantonsschule Schaffhausen

Kanti Schaffhausen, Dienstag, 11. Mai 2010, 14:00 Uhr

 

CA: Gestatten und sehr angenehm! Ich bin Herr Euro!

RR: Und ich bin der Pa von Euro! Sozusagen der Euro-Pa. Der Vater, der Papa!

Ich stelle fest, dass sich bei uns ein übermächtiger Wunsch breit macht, dass uns gefälligst niemand dreinreden soll! Und so stellt sich denn auch die Frage: Hat die Zukunft denn eine Schweiz? Oder anders: "Wie sehen wir Schweizerinnen und Schweizer eigentlich unsere Stellung gegenüber Europa?"

Eines ist klar: Die Schweiz liegt mitten in Europa, gehört auf diesen Kontinent, ist mit ihm tausendfach historisch verbunden. Sie lebt vom Austausch mit anderen Ländern und ist kulturell, wissenschaftlich und wirtschaftlich nicht selbsttragend! Dieser Austausch ist auch eine Form von Heimat. Und übrigens, die Eidgenossen haben seinerzeit gewusst, dass sie zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehören, welches flächenmässig immerhin annähernd deckungsgleich mit unserem heutigen Europa ist. Nie wäre es ihnen in den Sinn gekommen, sich davon loszusagen; Europa war Weltidee - „imperium mundi“, wie die Römer zu sagen pflegten. Nur die Habsburger mochten sie nicht leiden; aber die regieren ja heute unser Nachbarland auch nicht mehr.

Eigentlich haben wir uns schon ein bisschen aufgeregt, dass die Aschenwolke aus Island die Grenzen des europäischen Raumes nicht respektiert hat und sogar den Himmel über unserer Schweiz besetzt hat! Keine Achtung vor abgesteckten Territorien, dabei haben wir doch klar und unmissverständlich unsere Minarett-Raketen Plakate zwecks Verdeutlichung unserer Grenzen ausgehängt!

Ja, wir in der Schweiz sagen gerne, dass wir niemanden brauchen, auch keine Aschenwolke aus Island! Und trotzdem erwarten wir einen freundlichen Willkommensgruss bei Ferienreisen und gleichberechtigte Behandlung bei der Pflege von Handelsbeziehungen - letzteres bilateral, versteht sich doch! Dabei könnte multi… noch viel spannender sein, sogar …kulti!

Du, warum machen die eigentlich heute hier an der Kanti einen Europatag? Sind das denn nicht mehr echte Schweizer Bilaterale?

Ganz einfach! Im aktuellen Monat Mai jährt sich die berühmte Erklärung von Aussenminister Schumann zum sechzigsten Mal. Der Verein Europatage ist an alle Kantonsregierungen gelangt – mit dem Vorschlag, an verschiedenen Schulen Europatage durchzuführen. Und an allen mitmachenden Schulen wird die Botschaft zumindest eines EU-Landes vertreten sein. Alle Kantone bis auf Schwyz machen mit. Unsere Kanti ist eben welt- bzw. europa-offen und schaut weiter als nur hinauf zu den beiden Mythen bei Schwyz.

Nimmt mich ja Wunder, warum gerade Schwyz in der Schweiz klemmt. Ich hoffe, dass dies nicht symptomatisch ist… Eigentlich komisch, in steuergünstigen „Usser-Schwyz“ am „Zürisee“ leben ja recht viele Europäer.

Was soll’s! Besonders freuen wir uns als Vertreter des Erziehungsdepartementes darüber, dass BR Didier Burkhalter am 15. Februar 2010 in Brüssel das bilaterale Abkommen zur Teilnahme der Schweiz an den EU Bildungs-, Berufsbildungs- und Jugendprogrammen. Damit wird ein seit 1995 dauerndes Provisorium beendet.

Die Schwerpunkte der EU-Programme "Lebenslanges Lernen" und "Jugend in Aktion" liegen auf dem Austausch. Diese Bildungsprogramme haben spannende Namen wie Erasmus, Lingua, Comett I & II, Sokrates, Comenius, Leonardo Da Vinci, Minerva und Force. Das tönt jedenfalls schon mal sehr gescheit und gut! Unsere Kanti-Schülerinnen und -Schüler gehören eben zu den Besten in der Schweiz; darum haben sie diese Programme wohl „gluschtig“ gemacht.

Ja, und mit der Assoziation kann die Schweiz ihre Interessen und ihr allgemeines Know-how in gebührender Weise auf europäischer Ebene einbringen. Das ist wichtig für unsere Jugend! Wissenschaft und Forschung brauchen einen regen Austausch; dies ist auch für den Werkplatz Schweiz von grösster Bedeutung.

Schaffhausen ist Grenzkanton. Die politischen Grenzen markieren in der Regel Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche. Die Lösung von Problemen gerade in der heutigen komplexen Zeit macht indes nicht Halt an der Grenze. Solide Aufgabenerfüllung erfordert Zusammenarbeit, in vielen Fällen eben auch über die Grenzen hinweg. Dies gilt aber nicht nur für die Grenzkantone, sondern praktisch für alle Gebilde und Institutionen wie Firmen, Gemeinden, Vereine und auch die Kanti...usw.

Genau; man soll sich der gemeinsamen Verantwortung stellen; das gilt auch für uns. Mit europäischer Zusammenarbeit überwindet man Grenzen und fördert die friedliche Koexistenz, ob nun bilateral oder eben doch multi …; jedem ganz nach seinem Geschmack. Für den Kanton Schaffhausen ist aufgrund der ausgeprägten Randlage grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht Selbstzweck. Vielmehr ist es ein unentbehrliches Instrument zur Lösung gemeinsamer Probleme und Anliegen in verschiedensten Politikbereichen, insbesondere auf wirtschaftlichen, verkehrstechnischen, kulturellen und ökologischen Gebieten und gerade auch in der Bildung.

Herr Euro, Brüssel hat uns ja noch aufgetragen offizielle Grüsse von der Schaffhauser Regierung zu überbringen! Das machen wir doch gerne, oder?

Geschätzte Schülerinnen und Schüler der vierten Maturaklasse der Kantonsschule, geschätzte Organisatoren um Hans-Ruedi Dütsch, aber auch sehr verehrter Herr Botschafter Manz, Frau Botschaftsrätin Dubayova und Herr Prof. Goehrke als Osteuropaspezialist.

Ich, Herr Euro und auch Herr Pa danken Ihnen allen für das grosse Engagement, dass Sie sich alle heute mit diesen wichtigen Fragen der Zukunft auseinandersetzen. Wir sind überzeugt, dass Sie junge Menschen etwas lockerer mit der Fragestellung Europa umgehen als die älteren Semester in diesem Land. Sie sind ja auch schon viel mehr vernetzt mit der weiten Welt und mit Freunden in ganz Europa als wir alten Kläuse. Sozusagen Face to Face und Book to Book.

Es ist wichtig, dass wir uns mit den Fragen der Zukunft auseinandersetzen und gerade mit Jugendlichen intensiv diskutieren. So hat nicht nur Europa, sondern auch die kleine Schweiz eine lebenswerte Perspektive.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement in der europäischen Debatte und weiterhin ein spannender Europatag.