Aktuelles / Notizen

24.06.2013

Ansprache und Laudationes


Verleihung der Förderbeiträge und Atelierstipendien 2013

Montag, 24. Juni 2013, 1830 Uhr Foyer Stadttheater Schaffhausen

Sehr geehrter Herr Stadtrat, sehr geehrte Damen und Herren, Vertreter und Vertreterinnen aus Kultur, Politik und Wirtschaft, geschätzte Medienschaffende, und vor allem liebe Kulturschaffende 

Ich freue mich sehr, Sie als Kulturdirektor im Namen von Kanton und Stadt Schaffhausen ganz herzlich zur heutigen Verleihung der Förderbeiträge von Kanton und Stadt Schaffhausen sowie der Atelierstipendien des Kantons Schaffhausen im Stadttheater Schaffhausen begrüssen zu dürfen. Wir haben es zwar noch nicht auf die Bühne des Stadttheaters geschafft, aber immerhin in das Foyer. Spass beiseite: Die Bühne ist gegenwärtig wegen Umbauarbeiten nicht benutzbar, wie Sie den Medien entnehmen konnten, sonst hätten wir uns schon auf die Bretter, die die Welt bedeuten, getraut. Wir danken dem Stadttheater Schaffhausen und seinem Leiter Jens Lampater für das Gastrecht hier im Foyer bestens. 

Ganz besonders begrüssen wir alle Kulturschaffenden, die anwesend sind. Diejenigen, die heute einen Förderbeitrag und ein Atelierstipendium zugesprochen erhalten, aber vor allem auch diejenigen, die nicht berücksichtigt werden konnten. Sie alle haben mit ihren Bewerbungen eindrücklich gezeigt, dass Kulturschaffende aus Schaffhausen auf hohem Niveau arbeiten. Für Ihre Bereitschaft, sich dem kritischen Urteil des Kuratoriums zu stellen, danke ich Ihnen auch im Namen der Mitglieder des Kuratoriums bestens. Ich kann auch verstehen, dass diejenigen Kulturschaffenden, deren Eingaben nicht berücksichtigt werden konnten, etwas enttäuscht sind. Ich bin aber sicher, dass das Kuratorium nach bestem Wissen und Gewissen seine Entscheide fällt. Wir haben volles Vertrauen in die Kompetenz und die Arbeit des Kuratoriums. Freilich soll es auch nicht das engagierte kulturelle Schaffen mindern, wenn man nicht in die Kränze kommt. 

Schliesslich danke ich allen Mitgliedern des Kuratoriums zur Verleihung der Förderbeiträge und Atelierstipendien: Beatrice Stoll, Leiterin des Literaturhauses Zürich, die in diesem Jahr den Vorsitz des Kuratoriums übernahm, sowie Caroline Minjolle, Fachexpertin und Projektleiterin Tanz und Theater. Erstmalig im Kuratorium vertreten waren Alexandra Blättler, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin sowie Moritz Müllenbach, Musiker und Komponist. Sie ergänzen als Fachpersonen neu das Kuratorium, da die externen Mitglieder des Kuratoriums maximal 8 Jahre im Kuratorium sein dürfen. Damit soll ein beständiger Wechsel gerade in der Beurteilung durch die Fachexperten sicher gestellt werden. Frau Alexandra Blättler wird anschliessend in Vertretung von Frau Beatrice Stoll im Namen des Kuratoriums den Bericht zu den Förderbeiträgen abstatten. 

Ich danke aber auch den weiteren Mitgliedern des Kuratoriums: Cristina Baumgartner Spahn, Mitarbeiterin des Rechtsdienstes bei mir im Erziehungsdepartements, die als Vertreterin des Kantons Schaffhausen im Kuratorium Einsitz hat, und Marion Preuss, Betreuerin des Atelierprogramms Chretzerturm in Stein am Rhein und Vertreterin der Stadt Stein am Rhein sowie dem städtischen Kulturbeauftragten Jens Lampater. Die Geschäftsführung des Kuratoriums wird von unserem geschätzten kantonalen Kulturbeauftragten Roland E. Hofer besorgt. 

Meine Damen und Herren, in diesem Jahr werden die Förderbeiträge zum zwölften Mal verliehen. Was 2002 gemeinsam von Kanton und Stadt Schaffhausen iniziiert wurde, hat sich bewährt. Ich bin froh feststellen zu dürfen, dass die Zusammenarbeit im Bereich der Kultur zwischen dem Kanton und der Stadt Schaffhausen gut spielt und freue mich, mich auf dieses tragfähige Netz verlassen zu können. Urs Hunziker und ich arbeiten gut zusammen und ebenso die beiden Kulturbeauftragten Roland E. Hofer und Jens Lampater. Ein besonderes Dankeschön an euch zwei, liebe Roland und Jens, für euer nie ermüdendes Engagement für das reichhaltige Schaffhauser Kulturleben. Die Region Schaffhausen kann sich wahrlich sehen lassen mit einem breiten, ausgewogenen und bunten Kulturangebot über alle Sparten hinweg. 

Ausdruck dieser guten Zusammenarbeit sind eben genau auch die gemeinsam getragenen Förderbeiträge. 

Die Atelierstipendien für einen je sechsmonatigen Aufenthalt im vom Kanton unterhaltenen Atelier in Berlin konnten zum neunten Mal ausgeschrieben werden. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass sich das Atelier als Fördermassnahme etabliert hat, und es ist spannend zu verfolgen, wie sich die einzelnen Stipendiatinnen und Stipendiaten über die vergangenen Jahre hinweg mit der Stadt Berlin auseinandergesetzt und in ihrem künstlerischen Schaffen entwickelt haben. Selber durfte ich letztes Jahr dem Schaffhauser Atelier in Berlin einen Besuch abstatten aus Anlass einer privaten Reise über Ostern, wo ich ein paar Tage mit meiner Familie an der Spree verbracht habe.

Roland E. Hofer wird anschliessend im Namen des Kuratoriums den Bericht zu den Atelierstipendien abstatten. 

Ich danke allen Helferinnen und Helfern vor und hinter den Kulissen, die den heutigen Anlass organisiert haben. Ganz besonderer Dank gebührt Desirée Senn und Matthias Siegrist, die uns musikalisch durch den Anlass begleiten. 

Ich danke aber auch der Crew des Stadttheaters und des Theaterrestaurants. Wir möchten ja immer wieder an einem anderen Ort diese festliche Verleihung durchführen, an 1 : 1  - Orten eben, wo Kultur gelebt, gemacht und gezeigt wird. 

Im Anschluss an den offziellen Teil wird ein Apéro serviert und wir freuen uns darauf, mit Ihnen anzustossen. Ich wünsche Ihnen allen einen vergnüglichen Abend und danke Ihnen, dass Sie so zahlreich in das Stadttheater gekommen sind. 

LAUDATIONES

Kornelia Bruggmann ist wohl die einzige Sängerin weltweit, die sich bei den eigensinnigen „Canti del Capricorno" des italienischen Komponisten Giacinto Scelsi gleich selbst auf Kontrabass, Saxophon und Perkussion begleitet. In den 20 Gesängen führt Bruggmann mit einem atemberaubenden Facettenreichtum in Klangwelten, die an Schamanentum und an die Ursprünge von Sprache erinnern. Das Kuratorium Schaffhausen unterstützt die Entwicklung einer elektronisch und visuell erweiterten Version des Werkes. 

Weird Beard ist 2007 um den umtriebigen Saxophonisten Florian Egli entstanden. Das Quartett nahm sich zwei Jahre Zeit für seine Entwicklung ohne sich dem Konzertdruck auszusetzen, und das Ergebnis lässt sich hören; zwischen geräuschhaften Klangimpros über Anklänge an Jazzballaden bis zu harten Rocksounds fragt man sich immer wieder überrascht, wie die Musik an diesen Punkt gelangt ist? Der Projektbeitrag aus Schaffhausen soll Weird Beard weiterhin die Arbeit auf Experimentierfeldern ermöglichen. 

Das Kuratorium freut sich, Zeljka Marusic einen Förderbeitrag von Fr. 15'000 für die weitere Bearbeitung und finale Ausführung des neuen Projektes Grillen im Park zu verleihen. Die geplante Installation findet ihren Ursprung in Marusics Atelieraufenthalt im  Schaffhauser Atelier in Berlin. Ausgehend vom „Mauerpark" in Berlin beschäftigt sie sich mit der Beobachtung, wie sich das menschliche Verhalten an ein und demselben Ort über viele Jahre hinweg zu verändert vermag. Wo mal die Berliner Mauer stand, wird heute der Freizeit gefrönt. Das Kuratorium freut sich über die intensive ortsgebundene Auseinandersetzung mit einem Thema rund um Berlin, welches aber für die Geschichtsschreibung einer Stadt allgemein zu verstehen ist. 

Das Kuratorium freut sich, einen Förderbeitrag von Fr. 20'000 für die Ausarbeitung und Verwirklichung verschiedener geplanter Arbeiten im Rahmen einer Einzelausstellung der Kunsthalle Bern zu verleihen. Einerseits interessiert die Jury die Förderung der Weiterentwicklung eines noch jungen Künstlers andererseits kann damit gleichzeitig eine wichtige Schweizer Institution wie die Kunsthalle Bern in der Ausführung dieser vielversprechenden Ausstellung zusätzlich unterstützt werden. Die Arbeiten von Kaspar Müller überzeugen durch Innovation und Witz und stehen für ein reges künstlerischen Schaffen, das in Schaffhausen seinen Ursprung hat. 

Zwei Frauen drehen einen Dokumentarfilm über einen grossen Flecken afrikanischen Urwalds, der ‑ gemäss den Plänen eines internationalen Rohstoffkonzerns ‑ einer Palmölplantage weichen soll. Palmöl essen wir fast täglich, obwohl es auch anders ginge. Den Urwaldbewohnern würde mit der Plantage ihre Lebensgrundlage entzogen. Wir von Stadt und Kanton Schaffhausen sind stolz, einen kleinen Beitrag leisten zu können zur Realisation des Filmkonzeptes aus der Feder des engagierten Autorinnenteams Gabriela D'Hont und Julia Mundl.
Wir sind gespannt auf einen wohl keineswegs kuscheligen, dafür aufschlussreichen Dokumentarfilm. 

WE ATE LOBSTER nennt sich das von Deborah Neininger und Laura Lienhard gebildete Duo, welches mit dem Projekt STILLLEBEN/NATURE MORTE eine Art szenische Vanitas erarbeiten möchte. Was sie verbindet? Beide Künstlerinnen wurden 1983 in Schaffhausen geboren und ihre gemeinsamen Performances, die sich alle mit dem Essen als Material und dem Thema der Vergänglichkeit auseinandersetzen. Wir sind auf das Ergebnis ihrer Suche nach dem „performativen Potential von Stillleben" sehr gespannt  und wünschen den Künstlerinnen viel Erfolg. 

Atelierstipendium Berlin 2014

1. Halbjahr:

Der erfolgreiche Autor der freien Tanz-Theatergruppe 'Kumpane', Andri Beyeler, will sich den Turbulenzen der Grossstadt Berlin aussetzen, um als Künstler Neues zu erfahren. Er schreibt gerne in Mundart, es liegt daher nahe, dass ihm das „Bärlinsch" viele neue Sprachmomente gewähren kann; und Andri Beyeler umkreist in seinen Texten oft das Spannungsfeld zwischen dörflicher Abgeschiedenheit und urbaner Explosivität – Berlins vierundzwanzigstündiges Pulsieren wird ihm ein hervorragendes Experimentierfeld sein. Wir wünschen Ihnen, lieber Herr Beyeler, viel Inspiration! 

2. Halbjahr

Das Kuratorium freut sich, Sereina Steinemann mit dem sechsmonatigen Atelierstipendium auszuzeichnen. Die Künstlerin plant in Berlin neue Arbeiten zu entwickeln, die speziell auf Recherchen in Berliner Archiven beruhen soll. In ihren Arbeiten nutzt die Künstlerin die Vermischung und Neugestaltung von gefundenem, vor allem bildnerischen Material. Berlin wird als Stadt mit viel und gut dokumentierter Geschichte für Sereina Steinemann eine hervorragende Basis für einen reichhaltigen und fruchtbaren halbjährigen Aufenthalt darstellen.