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21.09.2013

Laudatio RR Christian Amsler


...zur Verleihung des Contempopreises 2013 an Alfred Wüger.

Laudatio zur Verleihung des Contempopreises 2013 an Alfred Wüger

Das Schreiben und Beschreiben auf die Spitze treiben. Um das nicht Beschreibbare sichtbar zu machen. Reden, reden, reden, um das Schweigen herbeizuzwingen!

Alfred Wüger. Er wurde am 11. Mai 1957 in Steckborn im Kanton Thurgau geboren, ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt seit dem 14. Lebensjahr in Schaffhausen. Zuerst eine kaufmännische Ausbildung, dann die Zweitwegmatura. Er hat Nordistik, Philosophie und Theologie in Zürich und Uppsala, Schweden, studiert, ist diplomierter Korrektor und wurde Ende 2011 als Regionalredaktor der «Schaffhauser Nachrichten» eingestellt. Dazwischen tätig beim Steiner Anzeiger und jetzt der federführende Mann hinter der "Neuhauser Woche". So mancher Artikel, den er für die Zeitungen verfasst hat, ist bei den Leserinnen und Lesern hängen geblieben. Er wird geschätzt als zuverlässiger Journalist mit dem richtigen Gespür für den treffenden Ton. Offen für viele Themen, zuhause in der Kultur wie in der Politik und anderen gesellschaftlichen Bereichen. Und er geniesst den Ruf, ein ausgezeichneter Schreiber zu sein, einer mit viel Gefühl für die Sprache. Er hat zudem am Schaffhauser Wörterbuch mitgearbeitet und engagiert sich in der Flurnamenkommission des Kantons Schaffhausen.

Alfred Wüger ist ein sehr höflicher Mensch. Er hat sensible Antennen für seine Umwelt. Er ist stets an der Sache, aber vor allem eben auch am Menschen hinter - oder noch besser vor -der Sache interessiert. Er ist sehr sprach- und wortgewandt, er erkundet literarisch die Welt, wobei er sich stets offen für die Zwischentöne des Lebens zeigt. Er mag es schlicht und klar. Nicht die Fülle offenbart die Leere, die Leere zeugt von der Fülle.

Ich war an der Hochzeit von Alfred und Jurga. Ein wunderbares Fest. Eine fröhliche Stimmung. Da habe ich Alfred beobachtet. Ein glücklicher, zufriedener und stolzer Mann. Ich glaube, dass Alfred ein wunderbarer Ehemann und Vater ist. Er ist ein Familienmensch.

Uns verbindet auch die Liebe zum Jazz. Alfred Wüger lässt sich eigentlich auf alle Musikstile ein. Den Jazz mag er ganz besonders. Weil er (also der Jazz und auch der Alfred) eben unkonventionell, bluenotig, schrill, mal laut, mal leise und eben schon auch ein bisschen intellektuell ist.

Ich habe Alfred Wüger an der Museumsnacht im Schönbühl besucht. Zusammen mit dem Schaffhauser Jazzpianisten Thomas Silvestri: Lesung & Musik. Alle, die nicht dort waren, haben etwas verpasst. Für mich ein ganz persönlicher Höhepunkt dieser Museumsnacht 2013. Die Sprache & Lesung von Alfred Wüger ist ein Ohrenschmaus. Der Mann mag die Sprache, die Sprache mag ihn. Das ist offensichtlich und man spürt es sofort.

Für Alfred Wüger war es klar, dass er auch den Raum im Schönbühl mit seiner Kunst bestückt, gefüllt, bespielt hat. Es gibt gar kein passendes Verb dazu. Es war einfach. Wie selbstverständlich und als ob sie schon immer dagewesen wären, nahmen die Objekte und Bilder unaufdringlich, naturverbunden, in erdigen Farbtönen gehalten, ihren offensichtlichen Platz ein.

Ja, der Künstler Alfred Wüger. Beeinflusst von litauischer Volkskunst, der Arte povera, der Minimal Art und russischer Ikonenmalerei hat er seine eigene Handschrift gefunden, mit der er aus Holz, Jute, Schwemmholz, Wurzeln, Naturmaterialien, Bienenwachs, Blech und Gouachefarben seine Objekte formt. 

Wer sucht, der findet, heisst es im Volksmund. Oft aber findet Alfred Wüger Dinge, die er eigentlich gar nicht gesucht hat und die plötzlich grosse Bedeutung bekommen, so als hätte man sie eigentlich suchen müssen, wenn man sie nicht gefunden hätte.

Neben dem Schreiben und dem Musikmachen gehört für ihn das künstlerische Gestalten wie selbstverständlich dazu. Beuys hat gesagt, dass Kunst Kreativität bedeutet und unser wichtigstes Kapital bleibt. Ich glaube, dass Alfred Wüger diesen Satz lebt.

2006 hat er in seinem feinfühligen Werk "Seelentanz" die Transsexuelle Nadia Brönimann porträtiert. Auch das ist Alfred Wüger. Er kann sich ganz und gar auf einen anderen Menschen einlassen.

Weil Alfred Wüger ein Menschenfreund und sehr nahe an den Menschen ist, kann er es mit allen Menschen. Auf den ersten Blick mag er vielleicht etwas unnahbar, intellektuell, ironisch oder gar speziell wirken. Aber weit gefehlt! Mit dem Alfred kannst du Pferde stehlen!

"Aber jetzt verstehe ich dich. Es ist wie mit der Musik. Sie entsteht und verklingt. Ist sie, wenn sie verklungen ist und vergessen immer noch Teil der Welt? Und wenn ja, welcher Welt? Desgleichen mit den Gedanken."

Alfred Wüger schätzt Qualität, er geht beharrlich seinen Weg, ist kein Vertreter von Mainstream, Beliebigkeit ist ihm ein Gräuel … und er wird schon gar nie seine Fahne nach einer Mehrheit ausrichten

Alfred Wüger ist vor allem Mensch - und das macht ihn so sympathisch.

Der Contempopreis 2013 geht an Alfred Wüger und ich freue mich gewaltig darüber.

Und wissen Sie was? Ich mag den Kerl ganz einfach!