Aktuelles / Notizen

18.06.2014

Verleihung der Förderbeiträge und Atelierstipendien


Rede Regierungspräsident und Laudatio

Ansprache und Laudatio Regierungspräsident Christian Amsler, Montag, 23. Juni 2014, 18:30 Uhr, Rathauslaube 

Sehr geehrte Damen und Herren, Vertreter und Vertreterinnen aus Kultur und Politik, geschätzte Medienschaffende, und vor allem liebe Kulturschaffende 

Ich freue mich sehr, Sie als Regierungspräsident und Kulturdirektor im Namen von Kanton und Stadt Schaffhausen ganz herzlich zur heutigen Verleihung der Förderbeiträge von Kanton und Stadt Schaffhausen sowie der Atelierstipendien des Kantons Schaffhausen in der altehrwürdigen Rathauslaube begrüssen zu dürfen. Wir haben uns zwar bemüht, den Anlass um die Fussballweltmeisterschaft herum zu planen, doch erwies sich dies als eine zu sportliche Herausforderung. Es war einfach nicht möglich. Umso mehr freuen wir uns, Sie heute bei uns begrüssen zu dürfen und Ihnen gleichsam einen fussballfreien Abend zu bieten. Derzeit spielen Australien - Spanien und Niederlande - Chile. 

Ganz besonders begrüssen wir alle Kulturschaffenden, die anwesend sind. Diejenigen, die heute einen Förderbeitrag und ein Atelierstipendium zugesprochen erhalten, aber vor allem auch diejenigen, die nicht berücksichtigt werden konnten. Sie alle haben mit ihren Bewerbungen eindrücklich gezeigt, dass Kulturschaffende aus Schaffhausen auf hohem Niveau arbeiten. Für Ihre Bereitschaft, sich dem kritischen Urteil des Kuratoriums zu stellen, danke ich Ihnen auch im Namen der Mitglieder des Kuratoriums bestens. Ich kann auch verstehen, dass diejenigen Kulturschaffenden, deren Eingaben nicht berücksichtigt werden konnten, enttäuscht sind. Ich bin aber sicher, dass das Kuratorium nach bestem Wissen und Gewissen seine Entscheide fällt. Es ist auch nicht so, dass im Kuratorium immer die gleichen Experten immer die gleichen Entscheide fällen. Dies verhindert nur schon die Amtszeitbeschränkung der externen Fachexpertinnen und Fachexperten, die maximal 8 Jahre im Kuratorium Einsitz nehmen dürfen. Damit wird ein beständiger Wechsel gerade in der Beurteilung durch die Fachexperten sicher gestellt. Wir haben volles Vertrauen in die Kompetenz und die Arbeit des Kuratoriums, das im übrigen gemäss der Verordnung zum Kulturgesetz vom 12. Dezember 2006 ohne politische Rücksichtnahme abschliessend entscheidet, wozu auch die Regelung des Verfahrens gehört. Das Kuratorium ist auch keine Dunkelkammer. Die Namen der Kuratoriumsmitglieder finden sich auf der Homepage Kultur im Erziehungsdepartement und im Staatskalender publiziert. 

Ich danke allen Mitgliedern des Kuratoriums zur Verleihung der Förderbeiträge und Atelierstipendien: Beatrice Stoll, die in diesem Jahr den Vorsitz des Kuratoriums übernahm, sowie Caroline Minjolle, Fachexpertin und Projektleiterin Tanz und Theater, Alexandra Blättler, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin sowie Moritz Müllenbach, Musiker und Komponist. Sie ergänzen als Fachpersonen das Kuratorium. Beatrice Stoll wird anschliessend im Namen des Kuratoriums den Bericht zu den Förderbeiträgen abstatten. 

Ich danke aber auch den weiteren Mitgliedern des Kuratoriums: Cristina Baumgartner-Spahn, Mitarbeiterin im Rechtsdienst des Erziehungsdepartements, die als Vertreterin des Kantons Schaffhausen im Kuratorium Einsitz hat, und Marion Preuss, Betreuerin des Atelierprogramms Chretzerturm in Stein am Rhein und Vertreterin der Stadt Stein am Rhein sowie dem städtischen Kulturbeauftragten Jens Lampater. Die Geschäftsführung des Kuratoriums wird vom kantonalen Kulturbeauftragten Roland E. Hofer besorgt. 

In diesem Jahr werden die Förderbeiträge bereits zum dreizehnten Mal verliehen. Was 2002 gemeinsam von Kanton und Stadt Schaffhausen iniziiert wurde, hat sich bewährt. Ich bin froh feststellen zu dürfen, dass die Zusammenarbeit im Bereich der Kultur zwischen dem Kanton und der Stadt Schaffhausen gut spielt und freue mich, mich auf dieses tragfähige Netz verlassen zu können. Urs Hunziker und ich arbeiten gut zusammen und ebenso die beiden Kulturbeauftragten Roland E. Hofer und Jens Lampater. Ein besonderes Dankeschön an euch zwei, liebe Roland und Jens, für euer nie ermüdendes Engagement für das reichhaltige Schaffhauser Kulturleben. 

Ausdruck dieser guten Zusammenarbeit sind auch die gemeinsam getragenen Förderbeiträge, die vom Kanton mit 70'000.00 Fr. und von der Stadt Schaffhausen mit 40'000.00 Fr. dotiert sind. 

Die Atelierstipendien für einen je sechsmonatigen Aufenthalt im vom Kanton unterhaltenen Atelier in Berlin konnten zum zehnten Mal ausgeschrieben werden. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass sich das Atelier als Fördermassnahme bewährt, und es ist spannend zu verfolgen, wie sich die einzelnen Stipendiatinnen und Stipendiaten über die vergangenen Jahre hinweg mit der Stadt Berlin auseinandergesetzt haben. Cristina Baumgartner-Spahn wird im zweiten Teil im Namen des Kuratoriums den Bericht zu den Atelierstipendien abstatten. 

Gestatten Sie mir gerade heute aus Anlass der Auszeichnung von Kulturschaffenden folgende Bemerkung. Wir werden gelegentlich gefragt, ob es sinnvoll sei, solche Kulturförderung zu betreiben, gerade und vor allem in Zeiten von weitreichenden Sparprogrammen, bei denen in vielen Bereichen staatliche Leistungen verringert oder gar gestrichen werden müssen. Dies ist in der Tat eine berechtigte Frage. Wir sind aber, gestützt auf die kantonale Strategie zur Kulturförderung und die strategische Zielsetzung des Regierungsrates zur Kulturpolitik, die klar die Förderung einer vielfältigen kulturellen Entwicklung und eines eigenständigen Profils als wichtige Kulturregion festhält, der Überzeugung, dass auch und gerade in finanziell engen Zeiten sorgfältig und über Jahre aufgebaute Förderstrukturen nicht geopfert werden dürfen. Dies fällt uns allerdings auch darum leichter, weil die Mittel für die Förderbeiträge und Atelierstipendien, die der Kanton ausgibt, nicht aus Steuern sondern aus dem Lotteriegewinnfonds finanziert werden. Umso mehr danke ich der Stadt Schaffhausen für ihren jährlichen Beitrag von 40'000.00 Fr. aus ordentlichen Staatsmitteln. 

Ich danke allen Helferinnen und Helfern vor und hinter den Kulissen, die den heutigen Anlass organisiert haben. Ganz besonderer Dank gebührt Lukas Stamm, der uns musikalisch durch den Anlass begleitet. 

Ich danke aber auch der Catering Crew fix & fein von André Müller und Manuela Roost Müller. Wir möchten ja immer wieder an einem anderen Ort diese festliche Verleihung durchführen, an Orten eben, wo Kultur gemacht und gezeigt wird. 

Im Anschluss an den offiziellen Teil wird ein Apéro serviert und wir freuen uns darauf, mit Ihnen anzustossen. Ich wünsche Ihnen allen einen vergnüglichen Abend und danke Ihnen, dass Sie so zahlreich in die Rathauslaube gekommen sind. 

Kultur braucht einen wachen Geist. Zum Beispiel den von uns allen. 

Laudatio zu den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern: 

Förderbeitrag 2014 von Kanton und Stadt Schaffhausen für Lukas Linder 

«Es ist eine Geschichte über kleines Glück, welches sich hinter scheinbar banal Alltäglichem verbirgt». So beschreibt der Autor Lukas Linder das Theaterstück mit dem Titel «Umbrella», das am 1. November 2014 im Stadttheater Schaffhausen uraufgeführt wird.

Diese Milieustudie über vier Bewohner einer Provinzstadt, in deren Mittelpunkt die Musiklehrerin Tante Umbrella steht, überzeugt mit ihrer Allgemeingültigkeit. Sind wir in Schaffhausen? Oder gar In Zürich? Das ist unwichtig. Der Alltag einer Kleinstadt, eines vom Abbruch bedrohtem Quartiers, ist die Geschichte unerfüllter Wünsche und Sehnsüchte.

Auf «diese Tragikkmödie voll Lebenslust und mit viel musikalischem Tamtam» ist das Kuratorium sehr gespannt und unterstützt deshalb das Projekt mit Fr. 28'000.-. Wir gratulieren Lukas Linder ganz herzlich und wünschen ihm und seinem Team viel Erfolg. 

Förderbeitrag 2014 von Kanton und Stadt Schaffhausen für Fabian Stamm 

Das Kuratorium freut sich, den Fotografen Fabian Stamm mit einem Förderbeitrag von Fr. 15‘000 für die Ausarbeitung eines konzeptuell und thematisch sehr überzeugenden Projektes zu unterstützen. Dabei kehrt Fabian Stamm nach Teheran zurück, einer 14 Mio. Stadt, die unter starker Verschmutzung leidet. Das Ministerium für Stadtverschönerung beauftragt iranische Künstler damit, die Stadt mit surreal anmutenden landschaftlichen Wandmalereien zu verschönern. Fabian Stamm will diesen Prozess dokumentieren, indem er diese Künstler interviewt und deren städtische Interventionen kritisch betrachtet. Inwiefern können diese Kunstschaffenden kritisch und staatsunabhängig agieren in ihrer künstlerischen Aussage? Das Kuratorium freut sich über dieses gesellschaftlich spannende Projekt und die intensive Auseinandersetzung am Ort des Geschehens. 

Förderbeitrag 2014 von Kanton und Stadt Schaffhausen für Ernst Thoma 

Charles Bukowski, Enfant terrible der amerikanischen Literaturszene, waren öffentliche Lesungen ungeliebte Möglichkeiten, um an Kleingeld zu kommen. Entsprechend rar sind Tonaufnahmen seiner Werke. Als Ernst Thoma auf eine solche Aufnahme stiess, liess ihn Bukowskis Stimme nicht mehr los. In einer eigenwilligen und diffizilen Videoarbeit spürt der Schweizer Mediaartist der Person Bukowski, der Poesie seiner Stimme und seinen Gedichten mittels präzis konstruierter Klänge, choreographierter Bilder und vorsichtiger Verfremdungen der Originalaufnahmen nach. Vier Kurzfilme sind im Kasten; der Schaffhauser Förderbeitrag in der Höhe von Fr. 22'000.-- ermöglicht es, die zwölfteilige Serie zu vervollständigen. Wir sind gespannt auf das Resultat. 

Förderbeitrag 2014 von Kanton und Stadt Schaffhausen für Marion Ritzmann 

Das Kuratorium freut sich, einen Förderbeitrag von Fr. 20‘000 für die Ausarbeitung und Verwirklichung der von Marion Ritzmann geplanten Publikation zu verleihen. Einerseits interessiert die Jury die Förderung der Weiterentwicklung einer stetig sich in Bewegung befindenden Künstlerin, die auf eine bereits interessante Laufbahn zurückschauen kann und wo der Zeitpunkt perfekt scheint, ihr Schaffen in Form einer Publikation festzuhalten und weiter verbreiten zu können. Die Arbeiten von Marion Ritzmann überzeugen durch Innovation, Witz und stetes Ausloten neuer künstlerischer Möglichkeiten. Gerne ermöglicht das Kuratorium das über längere Zeit präzise in die Wege geleitete Publikationsprojekt. 

Förderbeitrag 2014 von Kanton und Stadt Schaffhausen für Beat Toniolo 

Der in Schaffhausen durch seine kulturellen Projekte wohl bekannte Schaffhauser Beat Toniolo hat sich ein höchst originelles Projekt vorgenommen: Er will eine ganz eigene Art von Film realisieren über den Mundartdichter Albert Bächtold. Diesem schillernden und faszinierenden Werk, das kompromisslos dem Wilchinger Dialekt und damit der heimatlichen Sprache Bächtolds verpflichtet ist, will Beat Toniolo ein ebenso schillerndes Vermächtnis setzen.

Wir freuen uns, einen Beitrag in der Höhe von Fr. 25'000.-- an dieses vielversprechende Filmprojekt leisten zu können, das dem ehedem schon reichen Schaffhauser Kulturerbe noch etwas Gewichtiges hinzufügen wird. 

Atelierstipendium 2015 des Kantons Schaffhausen für Jennifer Bennett 

Das Kuratorium freut sich, Jennifer Bennett mit dem sechsmonatigen Berlin-Atelierstipendium auszuzeichnen. Die Künstlerin plant in Berlin u.a. die auf zahlreichen Reisen (Argentinien, Chile, Mexiko und USA) recherchierten Forschungsergebnisse zu Themen der Staatlichkeit, Transnationalität, Volkskultur und Bürgerinitiativen auszuwerten. In Berlin, der Stadt mit dem grössten „Migrationshintergrund“ in Deutschland, wird die Künstlerin an der daraus resultierenden Publikation arbeiten. Jennifer Bennett spricht mit ihren installativen Arbeiten eine internationale Sprache und zählt zu einer vielversprechenden Schweizer Künstlergeneration, die ihren Ursprung in Schaffhausen findet. 

Atelierstipendium 2015 des Kantons Schaffhausen für Sabina Gnädinger 

Das Kuratorium freut sich, Sabina Gnädinger mit dem sechsmonatigen Berlin-Atelierstipendium auszuzeichnen. Die Künstlerin plant in Berlin neue Arbeiten zu entwickeln. Dabei will sie den Gegebenheiten einer sich schnell und stetig entwickelnden Stadt wie Berlin skulptural begegnen.

Fragen nach konträrer Begrifflichkeit wie Bewegung/Veränderung/Dynamik und Materie/Ausdehnung/Statik stehen im Zentrum ihres Schaffens und scheinen aktuell nirgendwo so kontrastreich einander gegenüber zu stehen wie in Berlin. Die Künstlerin sieht den Moment als optimal, angesichts vieler Ausstellungsprojekte, ihre Arbeitsweise durch einen Szenenwechsel zu bereichern. Mit einer festen Arbeitsstätte im inspirierenden Umfeld der Berliner Kunstszene ist es Sabina Gnädinger möglich, ihren künstlerischen Interessen in einem klar abgesteckten Rahmen nachzugehen und neue Kontakte zu knüpfen.