Aktuelles / Notizen

19.09.2014

«Krieg der Sprachen ist ausgerufen»


Podium zu Fremdsprachen an der PHSH

Sehr gut besucht war ein Podium an der PHSH zum Thema Sprachunterricht in der Primarschule. Silvia Gfeller, Andrea Brandenberger, Cordula Schneckenburger, Herbert Bühl, Heinz Rether und Christian Amsler diskutierten über Fremdsprachen.

von Zeno Geisseler

Böse schaut es aus, das Mädchen auf dem Cover des welschen Wochenmagazins «L'Hebdo». Es streckt die Zunge heraus, daneben hat es eine Sprechblase, in der auf Deutsch steht: «Scheiss Französisch.» Links davon der Titel: «Attaque sur le Français – La guerre des langues est déclarée» – also «Attacke auf das Französisch, der Sprachenkrieg ist ausgerufen». Und weil «la langue» ja auch noch «die Zunge» heisst, passt das Bild besonders gut.

Dieses Cover hatte der Schaffhauser Erziehungsdirektor Christian Amsler am Donnerstagabend an ein Podium in der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH) mitgebracht. Er war eine von fünf Personen, die unter der Leitung von alt Regierungsrat Herbert Bühl über das Thema «Fremdsprachen lernen in der Schule, Herausforderung oder Überforderung?» angeregt diskutierten. Der Abend, organisiert vom Förderverein der PHSH, war mit rund 70 Personen sehr gut besucht. Sogar ein Radioreporter des Radio Télévision Suisse war gekommen.

Jeder hat Erfahrungen gemacht

Christian Amsler betonte in seiner Rede, wie emotional und umfassend das Lernen von Fremdsprachen in der Schule diskutiert werde. «Es ist landab, landauf ein Thema, am Stammtisch, in der Arena und in den Lehrerzimmern.» Jeder habe schliesslich so seine Erfahrungen gemacht mit Fremdsprachen. Amsler bemerkte allerdings auch, dass die Diskussion nicht immer besonders sachlich verlaufe. «Jemand hat vielleicht ein Göttikind, das etwas Mühe hat mit den Fremdsprachen in der Schule. Dann ist der Mist geführt.» In einer Tour d'Horizon zeigte Amsler den Weg der Sprachendebatte auf. Bereits 1998 habe es ein Sprachenkonzept gegeben, das zwei Fremdsprachen in der Primarschule vorgesehen habe. Zudem gebe es sogar ein Sprachengesetz des Bundes, was viele gar nicht wüssten.

Amsler: keine Franz-Noten mehr

Dann zeigte Amsler das eingangs erwähnte Titelbild von «L'Hebdo». «Ich nehme das sehr ernst, wenn die Romandie diese deutlichen Zeichen in Richtung Deutschschweiz sendet», sagte Amsler. Wie könnte man den Zwist entschärfen? Aus Amslers Sicht zum Beispiel, indem das Fach Französisch von Noten befreit wird. Bemerkenswert war auch die Aussage Heinz Rethers. Der Schaffhauser GLP-Kantonsrat hatte mit einem Postulat erfolgreich gefordert, dass nur noch eine Fremdsprache an der Primarschule unterrichtet werde. Er betonte, dass er nicht einfach ein Sprachengegner sei: «Nicht die Fremdsprache an sich, sondern das Gesamtvolumen des Unterrichtsstoffs macht die Überforderung aus», sagte er. Auch aus dem Publikum gab es interessante Wortmeldungen. So gab sich beispielsweise ein Herr als Mitglied der SVP Waadt zu erkennen. Er sagte: «Glauben Sie nicht einfach alles, was Ihnen erzählt wird.» So seien auch die Romands nicht sonderlich interessiert an Fremdsprachen. Und die Romandie werde auch nicht verlangen, dass der Bund eine Regelung treffe, die alle Kantone befolgen müssten. Beim Apéro wurden die Diskussionen noch lange weitergeführt.