Aktuelles / Notizen

09.03.2015

Rede Christian Amsler an der DV


des Kantonalschützenverbandes

DV am 14. März 2015 in Thayngen

Liebe Schützinnen und Schützen und Gäste des Schaffhauser Kantonalschützenverbandes 

Zuerst ein herzlicher Gruss im Namen des Regierungsrates zur Schützen DV 2015! Schön, dass ihr in der Reiatmetropole Thayngen euch zur diesjährigen Jahresversammlung einfindet und dass die Feldschützen Thayngen den Anlass so mustergültig organisiert. 

1. Ich hatte die Gelegenheit an der grossen Schlussübung der politischen Plattform der Sicherheitsverbundsübung 2014 (SVU 14) in Bern mit Bundesrat, Armeespitze und den Kantonen als Moderator zu wirken. Das war sehr spannend. 

Ermöglicht wurde mein Einsatz zum Schluss meiner Armeezeit als Oberst der Schweizer Armee vor allem durch den Übungsleiter SVU14 der ersten Stunde, Brigadier Martin Vögeli.  

Die Sicherheitsverbundsübung 2014 (SVU 14) sollte aufzeigen, ob der Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) gleichzeitig zwei bis drei grosse Ereignisse bewältigen und dazu internationale Unterstützung wirkungsvoll koordinieren kann.  

Die Übung hat sich mit den Ereignissen „Stromausfall", „Strommangellage" (flächendeckend, langandauernd) und „Pandemie" (überlagernd) auseinandergesetzt. Gesamthaft bilden diese tatsächliche eine anspruchsvolle und „komplexe Notlage". 

Wie muss man sich diese Lage grob vorstellen? Folgend eine Szenario-Skizze: 

Ab Mitte September 2014 ist der Strom in Westeuropa und der Schweiz wegen eines Cyber-Angriffes nur noch teilweise verfügbar. Bis ins kommende Jahr muss die Schweiz mit einem reduzierten Stromangebot (70%) zurechtkommen. Dies führt zu einer komplexen nationalen Notlage. 

Das Stromangebot ist zu Beginn zufällig, nicht gesteuert und variiert sowohl zeitlich als auch geographisch. Später tritt dann auch noch die Verordnung über die Elektrizitätsbewirtschaftung (VEB) in Kraft, womit eine Phase der Stromkontingentierung beginnt. Systeme werden jedoch überbeansprucht, woraufhin der Strom während 48 Stunden komplett ausfällt. In den darauffolgenden Monaten ist das Stromangebot weiterhin eingeschränkt und kontingentiert.

Diese Notlage wird durch eine Pandemiewelle zusätzlich verschärft. Ihr Höhepunkt wird in der Schweiz im November 2014 prognostiziert. Es muss insgesamt mit 25% Erkrankten und 8'000 Todesopfern schweizweit gerechnet werden. 

Unsere Gesellschaft und Wirtschaft sind so stark stromabhängig und vernetzt, dass sie eine Strommangellage schnell und verheerend treffen würde. Interdependenzen und Dominoeffekte sind mitunter Grund dafür. 

Fällt der Strom über längere Zeit immer wieder stundenweise aus, ist der Lebensnerv der Gesellschaft massiv gestört. Ein geregeltes Leben findet nicht mehr statt. 

Grundbedürfnisse (Lebensmittelversorgung, Gesundheit, Unterkunft), Sicherheit, Arbeit, Einkünfte und Psyche etc. leiden darunter.  

Man muss sich das mal plastisch zu Ende denken, was alles passiert, wenn da einfach kein Strom mehr ist. 

Schliesssysteme, Sicherheitssysteme, Zahlungssysteme etc. fallen total aus. 

Die komplexe Notlage ergibt sich, weil es durch den langandauernden Strommangel und Strommangel zu starker Beeinträchtigung in den interdependenten Bereichen 

Mobilität (Strasse, Schiene, Schiff, Luft), 

Versorgung und Entsorgung (also z.B. Logistik, Nahrung, Bargeld, , Medikamente, Post, Telekommunikation/Information und Kommunikationstechnik, Wasser- und Abwassersysteme, Heizsysteme, etc.) 

und das Gesundheitswesen (Spitäler, Arztpraxen, Drogerien, Heime etc.) 

kommt, was letztlich die öffentliche Sicherheit gefährdet. Die Auswirkungen der übergelagerten Pandemie verschärfen diese Situation zusätzlich. 

Jetzt läuft intensiv die Redaktion des Schlussberichtes dieser Übung, den ich gespannt erwarte und "gwunderig" bin, welche Erkenntnisse und Konsequenzen sich aus der grossen Übung heraus ergeben. 

2. Jetzt aber wieder zurück zum Schiesswesen in unserem Kanton!

Das OK Präsidium des Schaffhauser Kantonalschützenfests SKSF 2014 war ein grosser zeitlicher Aufwand, machte mir aber viel Freude und ermöglichte gute Kontakte in die ganze Schweiz hinein. Ich durfte viele engagierte und tolle Menschen kennen lernen. 

Das Fest darf als Erfolg gewertet werden, konnten wir doch mehreren tausend Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz unsere wunderbare Region am Rhein zeigen. 

Ich glaube auch, dass wir die Region Schaffhausen unseren Gästen gegenüber sehr gut verkauft haben und auch medial sehr gut präsent waren in unserer eigenen Region, u.a. mit vier Sonderseiten und der Beilage in den Schaffhauser Nachrichten. 

Jetzt laufen die letzten Abschlussarbeiten und die Auszahlungen an die Vereine. Bald findet auch die Schlusssitzung des Trägervereins statt und dann können wir den finalen Schlusspunkt setzen hinter dieses eindrückliche und aber auch aufwändige Fest. 

3. Die Schiessvereine in unserem Land spielen eine tragende Rolle im Vereins- und Milizwesen. 

Wir sind stolz, dass es in unserem Land so viele verschiedenartige Vereine gibt... Kaum eine Schweizerin, kaum ein Schweizer ist nicht Mitglied mindestens eines Vereins!

Gemeinsam einem Hobby zu frönen, gemeinsam Projekte durchzuziehen, das gibt Kitt und bringt erfolgreiche, positive Erlebnisse. Die so gepflegte Gemeinschaft stärkt die Gesellschaft und das "Wir-Gefühl". Das sind eigentlich genau die Werte, die für die Gesellschaft wichtig sind... 

Eine ganz besondere Rolle spielte und spielt der Milizgedanke auch im Militärwesen unseres Landes.

Der klassische Milizgedanke, der Bürger in Uniform, war immer die nahe liegende Organisationsform. 

Und ebenso klar war die kantonale Militärhoheit. Aus der Einsicht heraus, dass man zusammen stärker ist, haben die Kantone ihre Bataillone in die Schweizerische Armee eingebracht unter Beibehaltung ihrer hoheitlichen Funktion. 

Ich bin überzeugt: Eine Milizarmee hat mehrere entscheidende Vorteile gegenüber einer Berufsarmee: 

Die Kosten für die Abgeltung der Leistung der Armeeangehörigen sind sehr bescheiden

Mit geschickter Organisation erlaubt es das System, die Anzahl der Soldaten schrittweise der jeweiligen Bedrohungslage anzupassen

Die Angehörigen der Armee bringen ziviles Wissen und Können in den Militärdienst mit

In der Wechselwirkung profitiert die Armee bzw. der zivile Arbeitgeber von der jeweiligen Aus- und Weiterbildung, namentlich im Bereich der Menschenführung

Es besteht zu keiner Zeit die Gefahr, dass die Milizarmee ein "Staat im Staat" wird

Die sich wandelnden, zivilen Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Realitäten fliessen in die Armee ein 

Gerne schnöden die Erwachsenen ja über die Jungen. In meinen Augen völlig verfehlt. Schwarze Schafe gibt es überall, auch bei den Erwachsenen selber. 

Bei meinen Besuchen in der Schule, auf Truppenübungsplätzen, in Lehrlingsbetrieben in den Unternehmungen stelle ich fest: Gerade bei jungen Menschen ist die Bereitschaft, einen Dienst zu leisten, sehr wohl vorhanden. Aber sie wollen gefordert werden, man muss Chancen, Entwicklungsmöglichkeiten und eben auch Grenzen aufzeigen und durchsetzen. Dieser Dienst an der Gemeinschaft muss in der Armee, im Zivilschutz oder als Zivildienst im Sozialbereich möglich sein. 

Die Tatsache, dass sich der Bürger durch seinen persönlichen Einsatz an der Gesellschaft mitbeteiligt, ist ein Kernstück unserer schweizerischen Eigenart. Dazu müssen wir Sorge tragen und die Bereitschaft haben, ein System zu schaffen, das den veränderten Rahmenbedingungen in der Gesellschaft und in der Wirtschaft entspricht. 

Danke für den grossen Einsatz, jeder / jede an seinem Platz in Verein, Familie, Arbeitsplatz, Behörden. Danke an Ihr persönliches Engagement im Schaffhauser Schützen- und Vereinswesen. Das ist wahre Stärkung des Milizgedanken in unserem Land! Ich wünsche eine gefreute Delegiertenversammlung 2015!

Besuch zusammen mit dem Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann.