Aktuelles / Notizen

22.06.2015

Rede zur Verleihung...


der Förderbeiträge und Atelierstipendien im Musikraum TapTab

Insgesamt 110 000 Franken an Förderbeiträgen haben Stadt und Kanton Schaffhausen an Schaffhauser Kulturschaffende vergeben. Mit den Beiträgen zwischen 15 000 und 20 000 Franken wollen die drei Frauen und drei Männer Romane fertigstellen, Ausstellungen realisieren oder Tonträger aufnehmen. Zusätzlich wurden zwei Atelierstipendien für Berlin vergeben. So werden 2016 die Künstlerin Alexandra Meyer (links im Bild) und die Fotografin Nora Dal Cero (rechts) je sechs Monate in der Metropole arbeiten können. Übergeben wurden die Stipendien von Cristina Baumgartner-Spahn (2.v.l.) und Christian Amsler als Vertreter des Kantons. Bild Selwyn Hoffmann

Grusswort Regierungsrat Christian Amsler

Mittwoch, 24. Juni 2015 / 18:00 Uhr

(es gilt das gesprochene Wort)

Sehr geehrter Herr Stadtrat, lieber Urs, sehr geehrte Damen und Herren, Vertreter und Vertreterinnen aus Kultur und Politik, geschätzte Medienschaffende, und vor allem liebe Kulturschaffende

Ich freue mich sehr, Sie als Kulturdirektor im Namen von Kanton und Stadt Schaffhausen ganz herzlich zur heutigen Verleihung der Förderbeiträge von Kanton und Stadt Schaffhausen sowie der Atelierstipendien des Kantons Schaffhausen im Musikraum TapTab begrüssen zu dürfen.

Ganz besonders begrüsse ich alle Kulturschaffende, die anwesend sind. Diejenigen, die heute einen Förderbeitrag und ein Atelierstipendium zugesprochen erhalten, aber vor allem auch diejenigen, die nicht berücksichtigt werden konnten. Sie alle haben mit ihren Bewerbungen eindrücklich gezeigt, wie vielfältig das Schaffhauser Kulturschaffen ist, und dass Kulturschaffende aus Schaffhausen auf hohem Niveau arbeiten. Für Ihre Bereitschaft, sich dem kritischen Urteil des Kuratoriums zu stellen, danke ich Ihnen auch im Namen der Mitglieder des Kuratoriums bestens. Ich kann auch verstehen, dass diejenigen Kulturschaffenden, deren Eingaben nicht berücksichtigt werden konnten, enttäuscht sind. Ich bin aber sicher, dass das Kuratorium nach bestem Wissen und Gewissen seine Entscheide fällt. Es ist auch nicht so, dass im Kuratorium immer die gleichen Experten und Expertinnen immer die gleichen Entscheide fällen. Dies verhindert nur schon die Amtszeitbeschränkung der externen Fachexpertinnen und Fachexperten, die maximal 8 Jahre im Kuratorium Einsitz nehmen dürfen. Damit wird ein beständiger Wechsel gerade in der Beurteilung durch die Fachexperten sichergestellt. Wir haben volles Vertrauen in die Kompetenz und die Arbeit des Kuratoriums, das im Übrigen gemäss der Verordnung zum Kulturgesetz vom 12. Dezember 2006 ohne politische Rücksichtnahme abschliessend entscheidet.

Ich danke allen Mitgliedern des Kuratoriums zur Verleihung der Förderbeiträge und Atelierstipendien: Moritz Müllenbach, Musiker und Komponist, der in diesem Jahr den Vorsitz des Kuratoriums übernahm, sowie Caroline Minjolle, Fachexpertin und Projektleiterin Tanz und Theater, Alexandra Blättler, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin sowie Beatrice Stoll, Expertin für Literatur und Film. Sie ergänzen als Fachpersonen das Kuratorium. Moritz Müllenbach wird anschliessend im Namen des Kuratoriums den Bericht zu den Förderbeiträgen abstatten.

Ich danke aber auch den weiteren Mitgliedern des Kuratoriums: Cristina Baumgartner-Spahn, Leiterin des Rechtsdienstes des Erziehungsdepartements, die als Vertreterin des Kantons Schaffhausen im Kuratorium Einsitz hat, und Marion Preuss, Vertreterin der Stadt Stein am Rhein sowie dem städtischen Kulturbeauftragten Jens Lampater. Die Geschäftsführung des Kuratoriums wird vom kantonalen Kulturbeauftragten Roland E. Hofer besorgt.

In diesem Jahr werden die Förderbeiträge bereits zum vierzehnten Mal verliehen. Was 2002 gemeinsam von Kanton und Stadt Schaffhausen iniziiert wurde, hat sich bewährt. Ich bin froh feststellen zu dürfen, dass die Zusammenarbeit im Bereich der Kultur zwischen dem Kanton und der Stadt Schaffhausen gut spielt. Urs Hunziker und ich arbeiten gut zusammen und ebenso die beiden Kulturbeauftragten Roland E. Hofer und Jens Lampater. Ausdruck dieser guten Zusammenarbeit sind auch die gemeinsam getragenen Förderbeiträge, die vom Kanton mit 70'000.00 Fr. und von der Stadt Schaffhausen mit 40'000.00 Fr. dotiert sind.

Die Atelierstipendien für einen je sechsmonatigen Aufenthalt im vom Kanton unterhaltenen Atelier in Berlin konnten zum elften Mal ausgeschrieben werden. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass sich das Atelier als Fördermassnahme bewährt, und es ist spannend zu verfolgen, wie sich die einzelnen Stipendiatinnen und Stipendiaten über die vergangenen Jahre hinweg mit der Stadt Berlin auseinandergesetzt haben. Die Stadt Berlin ist immer noch einer der interessantesten und vielfältigsten Kulturorte Europas, an dem sich Neues, Altes, Wiederentdecktes und Vergessenes eng ineinander verwoben findet. Cristina Baumgartner-Spahn wird im zweiten Teil im Namen des Kuratoriums den Bericht zu den Atelierstipendien abstatten.

Gestatten Sie mir auch in diesem Jahr aus Anlass der Auszeichnung von Kulturschaffenden folgende Bemerkung. Wir befinden uns in einer finanzpolitisch schwierigen Phase und werden deshalb gelegentlich gefragt, ob es sinnvoll sei, solche Kulturförderung zu betreiben? Dies ist in der Tat eine berechtigte Frage. Wir sind aber, gestützt auf die kantonale Strategie zur Kulturförderung und die strategische Zielsetzung des Regierungsrates zur Kulturpolitik, die klar die Förderung einer vielfältigen kulturellen Entwicklung und eines eigenständigen Profils als wichtige Kulturregion festhält, der Überzeugung, dass auch und gerade in finanziell engen Zeiten sorgfältig und über Jahre aufgebaute Förderstrukturen nicht geopfert werden dürfen. Dies fällt uns allerdings auch darum leichter, weil die Mittel für die Förderbeiträge und Atelierstipendien, die der Kanton ausgibt, nicht aus Steuermitteln sondern aus dem Lotteriegewinnfonds finanziert werden. Umso mehr danke ich der Stadt Schaffhausen für ihren jährlichen Beitrag von 40'000.00 Fr. aus ordentlichen Staatsmitteln.

Es ist unsere Überzeugung, dass Kultur und Kulturförderung eben nicht nur das Sahnehäubchen ist, das man sich in finanziell guten Zeiten gönnt. Kultur ist Grundnahrungsmittel, auch und gerade in schwierigen Zeiten.

Bei den Blumengeschenken, die wir heute überreichen, handelt es sich um Ballonblumen. Wir haben dies bewusst gewählt und zwar als Symbol, dass die heute ausgezeichneten Kulturschaffenden dank des Preises im Ballon abheben und ein Stück ihrer Ideen verwirklichen können.

Ich danke allen Helferinnen und Helfern vor und hinter den Kulissen, die den heutigen Anlass organisiert haben. Ganz besonderer Dank gebührt Philipp Albrecht und Boris Aebischer, die uns musikalisch durch den Anlass begleiten. Sie sind gleichsam die verkleinerte Schaffhauser Mundartband Min King, die mit ihrer ersten CD "Am Bluemeweg" einen richtigen Treffer landete.

Ich danke aber auch der Kammgarn Beiz, die uns im Anschluss mit einem Apéro riche verwöhnen wird, wie auch der Crew des Musikraums TapTab. Wir möchten ja immer wieder an einem anderen Ort diese festliche Verleihung durchführen, an Orten eben, wo Kultur gemacht und gezeigt wird.

Ich wünsche Ihnen allen einen vergnüglichen Abend und danke Ihnen, dass Sie so zahlreich gekommen sind.

Förderbeitrag von Kanton und Stadt Schaffhausen von SFr. 15'000.00 für Donat Blum

Laudatio

Donat Blum kennt – gemäss seiner eigenen Worte – ein Leben ohne die Lust am Schreiben nicht. Schreiben ist für ihn also lustvolle Berufung, der er bislang mit Essays, Reportagen und Kurzgeschichten nachkam.

Seit einiger Zeit arbeitet der junge Autor an seinem ersten Romanprojekt mit dem Titel „Da war was". Darin folgt der Autor seinem inneren Ruf, den feinsten Identitäts-Verästelungen seines Protagonisten nachzuspüren. Mittels Form und Rhythmus verleiht er so der Suche seines Ich-Erzählers vielfältige und kunstvolle Gestalt.

Wir freuen uns, dem begabten Autor einen Beitrag geben zu können für die Fertigstellung dieses spannenden Romanprojekts.

Förderbeitrag von Kanton und Stadt Schaffhausen von SFr. 17'000.00 für Luca Ramella

Laudatio

Wer schert sich noch um italienische Popmusik aus den 80er Jahren? Sänger und Schauspieler Miro Caltagirone, Kontrabassist Samuel Weber und Schlagzeuger Luca Ramella machten sich auf Spurensuche. Dabei scheuten sie auch Reisen in die USA nicht, um auf einem Estrich elektronische Originalinstrumente aufzustöbern. Von solcher Sorgfalt ist die gesamte Entwicklung ihrer Songs geprägt, und das Ergebnis sprüht vor Ironie auf italienischen TV-Soap. Le Onde Del Cielo soll nun als Performance, theatralische Geschichte und zugleich Popkonzert erscheinen, in Worten der Musiker als ernstgemeinte Parodie an die traurige, verlorene italienische Pop-, TV und Nachtkultur.

Förderbeitrag von Kanton und Stadt Schaffhausen von SFr. 20'000.00 für Roman Mäder

Laudatio

Als Cowboy-Kunstfigur Larry Bang Bang greift Roman Mäder mit der Band Los Güeros US-Klischees auf, die auch uns etwas angehen. Süffisante bis bissige Texte berühren den Zuhörer durch unverschämte Direktheit, der Abgrund in die Peinlichkeit ist nicht fern. Überraschende Breaks und geschickte Instrumentierung vermeiden in just diesen Momenten den Absturz und machen klar: Mäder scheut keine Gefahren zugunsten von Mainstream. Auch eine englische Adaption von „dr Sidi Abdel Assar vo el Hama" war auf weltweiten Tourneen dabei, bei denen die Zusammenarbeit mit mehreren internationalen Gästen entstand. Das gut gereifte Ergebnis kann mit dem Schaffhauser Förderbeitrag nun auf einem Album erscheinen.

Förderbeitrag von Kanton und Stadt Schaffhausen von SFr. 18'000.00 für Edit Oderbolz

Laudatio

Das Kuratorium freut sich, Edit Oderbolz mit einem Förderbeitrag auszuzeichnen. Die Künstlerin befindet sich in den Vorbereitungen für eine Einzelausstellung im Kunsthaus Baselland in Muttenz sowie eines Katalogs.

Die Auseinandersetzung mit dem Raum spielt in ihrer Arbeitsweise eine grosse Rolle - sei es als physisch erlebbarer Moment oder als ein mentaler Gedankenraum. Selber beschreibt die Künstlerin ihr Schaffen mit Zeichnen im dreidimensionalen Raum. Die Künstlerin entlockt vermeintlich armseligen und unprätentiösen Materialien, die sie im Brockenhaus oder im Baumarkt findet, Poesie und Witz und aktiviert das emotionale Potential und die Geschichten dieser Gegenstände. Was simpel und spröde wirkt, gewinnt bei ihr durch gezielte Eingriffe an Eleganz. Ihre Wandobjekte aus verbogenen Vorhangschienen und die fragilen Bilder aus Holzresten bestechen durch Einfachheit und Verspieltheit zugleich.

Thematische Schwerpunkte der Ausstellung sind Mobilität und Migration in unserer Gesellschaft. Der Katalog fasst Arbeiten der letzten zehn Jahre zusammen und schlägt einen Bogen zur Basler Ausstellung.

Förderbeitrag von Kanton und Stadt Schaffhausen von SFr. 20'000.00 für Maya Bringolf

Laudatio

Das Kuratorium freut sich, Maya Bringolf mit einem Förderbeitrag auszuzeichnen. Die Künstlerin befindet sich in den Vorbereitungen für die Einzelausstellung „Schall und Rauch" im Kunst(Zeug)Haus in Rapperswil. Für die Entwicklung einer raumgreifenden Orgelinstallation sowie einer aufwendigen und kostspieligen Übersichts-Monographie benötigt die Künstlerin zusätzliche finanzielle Mittel.

Maya Bringolf arbeitet vorwiegend skulptural bis raumspezfisch. Ihre künstlerische Strategie ist zugleich analytisch und intuitiv: Sie umfasst den experimentellen Umgang mit einfachen Verbrauchsmaterialien ebenso wie die Transformation von Alltagsgegenständen und die Umwertung der semantischen Ebene der Werkstoffe. So eröffnen die hybriden, skulpturalen Formungen vielschichtige Assoziationen, die miteinander interferieren und sich einer Festschreibung entziehen.

Die Jury sieht den Moment als optimal, angesichts der aktuellen Einzelausstellung in Rapperswil und der dazu geplanten Monographie, ihr Vorhaben mit einem Förderbeitrag zu unterstützen.

Förderbeitrag von Kanton und Stadt Schaffhausen von SFr. 20'000.00 für Corinne Gisel

Laudatio

Das Kuratorium freut sich, Corinne Gisel, zusammen mit Nina Paim und Emilia Bergmark mit einem Förderbeitrag auszuzeichnen. Es handelt sich um eine Kollaboration dreier Kulturschaffender, die sich um eine tiefgründige Recherche im Bereich Design und dessen Stellenwert in der Gesellschaft kümmern. Gemeinsam realisierten sie eine Ausstellung innerhalb der 26. Biennial of Graphic Design in Brünn in der Tschechischen Republik. Das Publikationsprojekt mit dem gleichnamigen Arbeitstitel „Taking a Line for a Walk: Modes of Design Education", widmet sich, ausgehend von der Ausstellung, der Aufgabenstellung in der Designbildung v.a. aus der Perspektive der heutigen Bildungswelt. Das Publikationsprojekt ist kein rückblickender Ausstellungskatalog im klassischen Sinne. Es geht vielmehr von der Ausstellung aus und vertieft und kondensiert und wird zur Instruktion selbst.

Atelierstipendium des Kanton Schaffhausen für Nora Dal Cero

Laudatio

Das Kuratorium freut sich, Nora Dal Cero mit dem sechsmonatigen Berlin-Atelierstipendium auszuzeichnen. Die Künstlerin arbeitet seit 2007 als freie Fotografin sowohl im Auftrag als auch frei an ihren künstlerischen Erzeugnissen. Nora Dal Cero reist viel und arbeitet an diversen Serien zu verschiedenen Orten. Ihre Sicht auf die Welt ist herrlich unaufgeregt. Dieses Gewöhnliche macht Nora Dal Cero durch den Akt ihrer Motivwahl zum Aussergewöhnlichen: In ihren zunächst so einfach wirkenden Fotografien liegen mal Tiefe und Schönheit, mal Witz oder Groteske. Sie sind voller Poesie und offenbaren Sehenswürdigkeiten auf eine noch nicht gesehene Art und Weise. Mit dem Stipendium wird die Künstlerin eine bereits angefangene Serie zu Berlin weiter führen. Berlin gehört neben einigen anderen Städten zu den meist fotografierten Metropolen. Wir sind gespannt, wie und an welchen Stellen es Nora Dal Cero gelingen wird, uns ein vielleicht ganz anderes Berlin vor Augen zu führen.

Atelierstipendium des Kanton Schaffhausen für Alexandra Meyer

Laudatio

Das Kuratorium freut sich, Alexandra Meyer mit dem sechsmonatigen Berlin-Atelierstipendium auszuzeichnen. Die Künstlerin besticht mit einer bunten Palette humorvoller und provokativer Arbeiten. Sie konzentriert sich nicht auf ein gegebenes Medium, sondern bedient sich der Skulptur, Performance oder Dokumentation, genauso wie es der Inhalt verlangt. Einmal nimmt sie ihren eigenen Körper als Ausgangslage, ein anderes Mal spielen alltägliche Gegenstände, die die ihrigen sein könnten, die Hauptrolle.

Der Künstlerin geht es um das Ausloten menschlicher Grenzen genauso wie um eine künstlerische Praxis, die sich mit Themen des Scheiterns, des Flüchtigen und der Deformation auseinander setzt.

So zeigt zum Beispiel eine Videoarbeit eine Frau beim Bügeln. Das weisse Herrenhemd wird unter dem kontinuierlichen, kraftvollen Falten mit dem Bügeleisen zu einem Stoffknäuel deformiert. In einer anderen Performance-Dokumentation bringt eine Protagonistin eine Kopfskulptur aus Schokolade durch leichte Berührungen und Körpertemperatur zum Schmelzen.

Alexandra Meyer spricht mit ihrer vielfältigen Arbeitsweise eine internationale Sprache und zählt zu einer vielversprechenden Schweizer Künstlergeneration, die ihren Ursprung in Schaffhausen findet. Ein Atelieraufenthalt in Berlin wird ihre Arbeit in einen interessanten Kontext stellen und mit Sicherheit zu neuen, provokativen Werken anreizen.