Aktuelles / Notizen

28.07.2014

Ansprache Regierungspräsident Christian Amsler


zur Bundesfeier in Guntmadingen SH.

Ansprache Regierungspräsident Christian Amsler an der Bundesfeier in Guntmadingen SH am 1. August 2014 

Hüt Morge bin ich mit minere Frau Liliane heim uf Guntmadinge cho...und mir sind sehr gern is Chläggi cho! Jo, Sie händ richtig ghört, heim uf Guntmadinge. Doch do devo e chlii schpööter! 

D'Schwiiz – da chlii Land im Härze vo Europa. Waa macht eigentlich d'Faszination vo däm Land mit em Schwiizerchrüüz, em wiisse Chrüüz uf rotem Grund uus? 

Mit dä Auge vom Uusland isch d'Schwiiz ä Paradies: Ä Schlaraffeland, in dem zu Füesse vo Jungfrau und Matterhorn, under flatternde rote Fahne mit em wisse Chrüüz Milka-Milch und Toblerone-Honig flüssed – Symbol für e solids und sichers Ferietraumland, so we Alphorn und Bernhardinerhund, Chääs und Fondue, dreieckigi Schoggi und präzisionsgenaui Chronometer, putzigi Chalets und pittoreski Bergpanorame, roti Militärmesser und ä Mängi Chüeh, rote, lilafarbene, bruuni oder schwarz-wissi. All die klischeehafte Bilder schtöhnd für Wert we Natürlichkeit, Tradition oder Qualität. 

Mini Frau Liliane und ich chömmed grad us Wanderferie im Berner Oberland zrugg. Interlake und es Jungfraujoch sind nebed em Rhiifall ein vo dä meischbsuechte Ort i üserm Land. Interlake im Berner Oberland beschtooht vor allem us Souvenirshop. Riesigi Gschtell voll mit Hüetli, Halstüecher, T-Shirts, Gläser, Schöggeli, Sackmesser, Musikdose mit em Schwiizerchrüüz druf. D'Tourischte us aller Welt sind völlig wild ufs wiisi Chrüüz uf rotem Grund. 

Aber mol ehrlich und Hand ufs Härz. Sind sie nid au chlii stolz, wänn Sie irgendwo im Uusland uuverhofft ä Fahne mit em Schwiizerchrüüz oder ä Auto mit Schwiizer Nummereschild entdecked? Oder eine a de Tour de France bimene schweisstriibende Uufschtiig amene Pass d'Schwiizer Fahne zur Ufmunterig schwenkt? 

Und d'Fuessball WM liit au hinder üs. Üsere Nati häts mindeschtens is Achtelfinal glanged, wa doch au scho ä gueti Leischtig isch. Zu tausende und landuf und landab händ wiider Jung und Alt roti Schwiizerliibli treit und d'Fahne gschwänkt und sich sogar es Schwiizer Chrüz uf d'Bagge gschminkt. Me isch stolz uf di eige Mannschaft, wänn mer au ehrlich mönd sii und d'Nameslischte vo üsere Nati wänig Näme we Schwaninger, Kehlhofer, Schilling, Keller, Meier oder Amsler uffwiist. Zudem mösst ich däne liebe Fuessballer mol als alte Männerchörler und Gmischte Chörler ä chlii Chorunterricht gäh im Singe vo dä Nationalhymne! 

Trotzdem: Es Chrüüz träged alli noch bim Härze, we mir Fans au. 

Jede Mänsch isch einzigartig und hät sini eigeni DNA i sich inne, wo ihn solitär und nid kopierbar macht. Au mir Schwiizer händ ä gmeinsami DNAN, wo zu üserem Land ghört: 

1. de Föderalismus als Grundriss vomene eigentlich rächt heterogene Land mit vier Kulture und vier Schprooche, wo starchi Institutione mit Klammerfunktion benötiged und aber au gmeinsami Wärt und Achtig vor em andere Landesteil. Do dezue zell ich au d'Schprooch, 

2. dänn aber au die (direkt) Demokratie mit em Souverän Volk, wo bsonders hochi Aaschprüche a üs alli und aber au a d' Medie schtellt; 

3. es Milizwese, also di freiwillig und aktiv Partizipation vo dä Bürgerinne und Bürger am Gemeinwese, i dä Verein und au i dä Politik 

4. de Pragmatismus – eifachi, klari Lösige fürs Wohl vo üserem Volk zfinde, 

5. de schtarchi Wille zum Uusgliich vo de Interesse, de guet  eidgenössisch Kompromis, a Schtell vo Kompromisslosigkeit und Rücksichtslosigkeit, also Konsenspolitik anschtatt populistisches Polarisiere, und au beschti, gläbti Kollegialität; 

6. die us historischer Erfahrig gunneni iisicht i d'Vorteil vo dä Toleranz: churzum, de Iisatz für ä plurali, offeni Gsellschaft. Und d'Grundlag vo däre offene Gsellschaft sind d'Freiheitsrecht. 

Ich bi drum schtolz, dass üseri Bundesverfassung wesentlichi Element vomene freie und liberale Land feschtschriibt: 

d' Glaubens- und Gewissensfreiheit,
d' Meinigs- und Informationsfreiheit,
d' Medienfreiheit, inklusiv em Verbot vo Zensur und de Wahrig vom Redaktionsgeheimnisses,
d' Sprachefreiheit,und d' Freiheit vom Kunscht und Kultur-Schaffe.
 

Dezue ghöred zwei uf dä erschti Blick gegesätzlichi Erschiinige, einersiits d' Weltoffenheit und anderersiits es Betone vo de lokale und regionale Bsonderheite. Mir Schwiizer händ do hüfig 2 Herze und 1 Seel.

Beidi Herze schlüssed sich aber überhaupt nid uus. 

Die echte Patriote liebed es Bsunderi und Eigeni vo ihrer Region, vo ihrem Dialekt oder ihrem Idiom, gliichzitig chönd sie aber au es Fenschter zur Welt wiit öffne. D' Schwiiz vereinigt immer beides: chliirüümigi alpini Landschafte mit ihrne schtolz überlieferte Traditione – aber auch mit ihrne internationale Handelsweg, de Alpenpäss. 

D' Geschicht und d'Geographie vo üserm Land händ mitbeschtimmt, dass mir immene schtete Schpannigsfeld zwüsched einersiits Weltoffeheit und Weltabhängigkeit und anderersiits Schutz vo dä Identität und Abwehr gege es Fremdi läbed. Die Grootwanderig, die Zerrisseheit, sind Teil vo üsere Identität und Priis vo üserm Zsämmeläbe. Sie mönd immer au wieder neu guet gfunde und ustariert wärde. 

Am Aafang hani gseit, dass es für üs au e Heimchoo isch!

Einigi Joohr händ mini Frau Liliane und ich i däm wunderbare Fläck im Chläggi törfe läbe. Obe i dä herrlich grosszügige Schuelhuuswohning mit grosser Terrasse, wo me dä Frau Lehrerin zumene faire Mietpriis zur Verfüegig gschtellt hät. 

Do händ mir au 1989 zivil ghürotet bi dä Frau Schwaninger, d'Schüeler sind Schpalier gschtande und händ üs gsunge. Sie chönd sicher guet rächne, 25 Joohr isch es her, also mir sind im Joohr vo dä Silbrige Hochziit aachoo. 

Am Obig noch de Rückkehr isch die ganz Schtägge vo zoberscht bis zunderscht voll gsii mit Naturprodukt vo Fäld, Schtall und Garte. Wunderbar!

Ich mag mich an schpezielle Ton erinnere, wenn en Sägelflüger vom nooche Schmerlat übers Dorf gflitzt isch, an Duft im Summer vo dä Weizefälder und dä frisch gmeihte Wiesene, die einmaligi Rueh und dä Friede am Morge früeh, es Dorflädeli und dä Schwatz mit dä Nochbere uf dä Schtroos bim Bruune und natürlich as mit mir verwandti Lideli vom Kehlhof und dä legendär Adolf Jordi. Und au a tolli Jogging- und Velotoure durchs ganzi Chläggi. Heimchoo noch Guntmadinge.

Geschtert hani d' Bundesfiir-Feschtred a de Fiir vom Schwiizer Generalkonsulat in Stuttgart g'halte, hüt Morge törf ich do in Guntmadinge sii, am Mittag im Altersheim La Résidence in Schaffhuuse und am Obig a de Bundesfiir in Dörflinge. Es isch mir Freud und Ehr als Regiierigspräsident bi eu a de Fiir vo Guntmadinge törfe z'sii. 

Heimet isch döt, wos eim wohl isch und wo me diiheim isch. Wesentlich isch, da me guet mit em Nochber uuschunnt, dass me immene gfreute Dorf, Ortsteil oder Quartier wohnt und immer wieder gärn heim chunnt. 

Gliich we sich dä Gang vo dä Ziit entwickled: En Guntmadinger würt immer en Guntmadinger bliibe und ä Guntmadingeri chunnt immer wieder gärn uf Guntmadinge zrugg. Und mini Frau und ich sind hüt au ä Schtückli heichoo! 

Em Gmischte Chor Guntmadinge ghöört en grosse Dank fürs flott Organisiere vo däre Bundesfiir und au en Dank, dass ihr mich überhaupt iiglade händ.

Gratulation a üsers Land zum Geburtstag. Es isch hüt Bundesfiir in Guntmadinge und do im Chläggi läbed schtolzi, sympathischi und währschaft-gueti Schafhuuser Lüüt. 

Und da - gfallt mir!