Aktuelles / Notizen

24.03.2016

Lehrplan 21


Forumsbeitrag in den SN

Der Lehrplan 21 ist auf Kurs und wird von der Wirtschaft unterstützt

*Christian Amsler (Schaffhauser Nachrichten, Samstag, 26. März 2016)

Ein Jahr, nachdem der Lehrplan 21 von der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) den Kantonen übergeben wurde, haben 18 der 21 deutschsprachigen Kantone dessen Einführung beschlossen.

Die Umsetzungsarbeiten der Kantone schreiten erfreulich voran, und die Einführung des Lehrplans 21 wird auch von Verbänden und Organisationen breit unterstützt. Trotzdem gibt es auch Kritik und eingereichte Volksinitiativen gegen den Lehrplan 21. Der Lehrplan muss derzeit als Sammelbecken aller Unzufriedenen herhalten, die generell Kritik an der Schule üben. In den kantonalen Parlamenten wurden Vorstösse, welche die sprachregionale Harmonisierung der Lehrpläne in den 21 Kantonen der D-EDK verhindern wollen, mit grossen Mehrheiten abgelehnt.

Die sprachregionale Harmonisierung der kantonalen Lehrpläne dient der Umsetzung von Art  62 Abs. 4 der Bundesverfassung. Sie wird von Organisationen und Verbänden breit unterstützt. Insbesondere die Verbände der Schulpartner, der Dachverband der Lehrer Schweiz LCH, der Schulleiterverband sowie Schule und Elternhaus, stehen hinter den neuen Lehrplänen. Aber auch die wichtigsten schweizerischen Wirtschaftsverbände (Arbeitgeberverband, economiesuisse und Branchenverbände wie swissmem), der Schweizerische Gewerbeverband und der Schweizerische Gewerkschaftsbund haben sich entschieden für die Lehrplanharmonisierung ausgesprochen.

Die gemeinsame Lehrplanbasis erleichtert die Mobilität der Familien und bringt mit den Modulen „Berufliche Orientierung" und „Medien und Informatik" wichtige Neuerungen.

Auf dem Weg zum Lehrplan 21 sind alle Beteiligten Kompromisse eingegangen und haben im Interesse einer gemeinsamen Lösung eigene Erwartungen an den Lehrplan zurückgenommen. Ein solches Projekt lässt sich nur realisieren, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass eine gemeinsame Lösung wichtiger ist als eine aus der persönlichen Sicht optimale Lösung. Damit das Produkt die nötige Akzeptanz findet, müssen die kritischen Punkte zur Sprache kommen. Aber nicht mit dem alleinigen Ziel, den eigenen Vorstellungen zum Durchbruch zu verhelfen, sondern mit dem Ziel, zu einer guten, möglichst breit akzeptierten Lösung beizutragen.

In verschiedenen Kantonen sind Volksinitiativen eingereicht worden, mit denen erreicht werden soll, dass Lehrplanentscheide dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden, so auch in Schaffhausen. In 14 Kantonen entscheidet aktuell die Exekutive (Regierungsrat) und in 7 Kantonen der Erziehungsrat als kantonale Vollzugsbehörde über die Einführung von Lehrplänen. Lehrpläne sind keine Gesetze. Lehrpläne sind vielmehr Kompass, Richtschnur, roter Faden. Sie regeln Ziele und Inhalte des Unterrichts und dienen der Umsetzung der kantonalen Volksschulgesetze.

Erfreulich: Bereits seit Beginn des Schuljahres 2015/16 wird in den beiden Basler Kantonen mit je einem neuen kantonalen Lehrplan auf der Basis des Lehrplans 21 an den Schulen gearbeitet. Die Kantone Luzern, Appenzell-Ausserrhoden, Nidwalden, St. Gallen, Thurgau, Obwalden, Glarus, Schwyz und Uri führen ihre neuen Lehrpläne auf das Schuljahr 2017/18 ein. Ein Jahr später werden die Kantone Bern, Graubünden, Schaffhausen, Solothurn und Zürich folgen. Die Kantone Freiburg und Zug haben für ihre Lehrpläne die Einführung auf das Schuljahr 2019/20 beschlossen.

Etwas fällt mir immer wieder auf und erstaunt mich: Alle diskutieren und kritisieren beim Lehrplan 21 mit, aber nur ganz wenige haben ihn sich auch wirklich angeschaut. Aber das sind wohl generell die Zeichen der Zeit.

Informationen zum Lehrplan 21 unter www.lehrplan.ch

* Regierungsrat Christian Amsler (52, FDP) ist Schaffhauser Erziehungsdirektor und Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK)