Aktuelles / Notizen

01.08.2018

Bundesfeier in Siblingen SH


Ansprache Regierungspräsident

1.August in Siblingen 2018 

Liebi Siblingerinne und Siblinger
Liebs Geburtstagschind TV Siblinge und Turnerinne und Turner
Liebi Gäscht vo de Siblinger Bundesfiir 

Waa zeichnet dänn da Land Schwiiz bsuunders uus?

D‘ Schwiizer Eidgenosseschaft isch en Bundesschtaat, in dem jedi inschtitutionelle Ebeni ihri Kompetenze absolut souverän usüebt. Diä Uufgoobeteilig gwährleischtet d‘ Uusgwogeheit vo dä politische Macht und schützt d‘ Bürgerinne und Bürger voneme zu schtarche Iigriife vom Schtaat. 

Ich bi Schtiftigsroot und Mitglied vom Vorschtand vo dä ch Schtiftig. Vo dä ch Schtiftig us händ mir für de Bund und d’Kantön e Föderalismus-Tagig in Montreux am Genfersee duuregfüehrt. Do debii händ mir d‘ “Erklärig vo Montreux“ lanciert, wo dä Bundesroot und d’Kantön und Parlamentarier underzeichned händ. Ich möchte döt druss churz für Sie zitiere: 

„Die Schweiz, die von unten nach oben aufgebaut ist, war von allem Anfang an föderalistisch. Sie respektiert den Grundsatz der Subsidiarität und der Ressourcen, die jeder institutionellen Ebene eigen sind.

Der Föderalismus ist ein Synonym für Bürgernähe und Effizienz in der Bewältigung der Aufgaben. Die in den politischen Strukturen der Schweiz verankerte Autonomie der Kantone fördert die Innovation und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Der Föderalismus ermöglicht es auch, die Vielfalt gemeinsam zu leben und Minderheiten zu schützen, unabhängig davon, ob die Unterschiede auf der Sprache, Kultur, Religion oder besonderen geografisch-topografischen Gegebenheiten beruhen.“ 

Ohne ihri föderalistischi Organisation würd d‘ Schweiz mit ihrne 8,4 Millione Iiwohnerinne und Iiwohnern nid über sone riichi wirtschaftlichi, soziali und kulturelli Vielfältigkeit verfüege – e Vielfältigkeit, wo d‘ Schwiiz attraktiv macht und ihri hoch Lebensqualität begründet. 

Die föderalistische Schtrukturen, verbunde mit de direkte Demokratie giits nirgedwo suscht. Sie sind d‘ Grundlage für de Riichtum vo üserm Land und träged massgeblich zur Verschtändigung und zum innere Zämmehalt bii. De Föderalismus isch en feschte Beschtandteil vo üsere Identität und verdient üseri ganz Uufmerksamkeit. 

Im gwüsse Sinn isch i de Schwiiz jede Bürger en Politiker, jedi Bürgerin politisch aktiv – eifach unterschiedlich schtarch: Mir werded alli drei Mönet ufgeforderet, politischi Entscheid z‘ fälle, mir verfolged d‘ Debatte oder nähmed dra teil. De einti lanciert e Volksinitiative, de anderi ergriift es Referendum und wieder anderi schriibed en Leserbrief, setzed en Tweet ab, oder sie ergriifed gar s‘ Wort a de Gmeindsversammlig.  

Di direkt Demokratie isch viil meh als e glägentlichi Konsultation vo de Bevölkerig. Sie isch e umfassendi, relativ unübersichtlichi, zuweile ziitraubendi, filigran austarierti, permanent drehende und sich ständig veränderndi Mechanik – schlussendlich mit em Ziel, jeni i d‘ Entscheidfindig iizbezieh, wo mit de Konsequenze vom Entscheid läbe mönd. Sie isch unerhört wertvoll, funktioniert aber nu, wenn alli, wo teilnehme wänd, ungefähr verschtööhnd, we sie funktioniert.  

Aber üseri bewegt Wält birgt auch viil grossi Uuseforderige ii sich! Dä hüüt erreichtig Schtand mue immer wiider täglich neu erarbeitet wärde. Nüt isch selbschtverschtändlich und in ewiger Sicherheit gmeissled. 

D‘ Motivation vo de Mänsche, de Wohlstand z‘ erarbeite, mue um jede Priis erhalte bliibe. Ohni leischtigsfähigi Wirtschaft sind alle di schtaatliche Leischtige nid finanzierbar, wo mir erwarted und a die mir üs gwöhnt händ:

- e solids sozials Uuffangnetz,
- e solidi Altersvorsorg,
- es leischtigsfähige Bildigswese,
- leischtigsfähigi Infraschtrukture,
- e leischtigsfähigs Gsundheitswese, 
- suuberi Gwässer oder
- suuberi Luft  

Wänn die Randbedingige nümme länger chönd erfüllt werde, dänn werded wohl di politische Ussenandersetzige und d‘ Verteilkämpfe ganz anderi und für d‘ Schwiiz ungeahnti Dimensione aanäh. 

Me cha sich mit Fug und Rächt für üseri Zuekunft e paar Chärnfrooge schtelle:

- We viil Öffnig gegenüber de Globalisierig bruuched mir, oder umgekehrt, we viil Abschottig vo de Globalisierig chönd und wänd mir üs leischte?
- We viil Umverteilig bruuched und verträged mir?
- Wo setzed mir ganz genau d’Grenze zwüsched Eigeverantwortig und Betreuig oder zwüsched Freiheit und Regulierig?
- Wa bedüüted Souveränität hüt und we viil devo benötiged mir?
- Und ganz heiss diskutiert: We viil Zuewanderig bruuched mir und we viil devo verträged mir? 

Über alli die Frooge chönt ich jetzt lang versueche Antworte z’gäh, aber dänn chönt me es Bundesfiir-Füür in Siblinge no lang nid aazünde! 

Mit de hüütige Bundesfiir do in Siblinge törfed mir auch gliichziitig en runde Geburtstag fiire vom TV Siblinge. I de schnäll drehende und rasante Welt, wo viili Ziitgenosse unruehig um de Globus jettet und wo einigi Mänsche scho eher mol i dä Maledive oder in Singapur gsii sind als uf em Rande obe, nähmed d’Verein e ganz wichtigi Funktion woohr vo de Integration, de Identifikation, vo de Heimat im unmittelbare Läbesumfeld. Ganz härzlich gratulier ich als Regiirigspräsident, aber au als Schportminischter zu däm runde Jubiläum. 

Trotz de schnällläbige Ziit und dä hochtechnisierte Errungeschafte kennt me üseri Zuekunft nid ganz genau. Und da isch wohl au guet so. Aber trotzdem woog ich öppis z’säge zur Zuekunft: Sie würt eso ussgseh, we üseri Mentalität hüüt druff isch! Wänn die Mentalität grosszügig, neugierig, risikobereit isch, dänn isch die unbekannt Zuekunft scho grettet. Mached mir aber uf ängschtlich, kliinlich, schpiessig und borniert, dänn werded mir genau i däre Egge lande: bii de Fraktion vo de Verhockte und Abghängte. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Und da wott jo ganz sicher niemert. 

Füürsi bringed üs Mänsche mit Biss, mit Liedeschaft, mit Füür i dä Auge, Aagfresseni, we me so schön seit. De Hans Ulrich Gruebemann, de geniali Appezeller Architekt, hät sini sensationelle pfiilerfreie Brugge nid baue, well er mol e Modul Statik schtudiert hät, sondern well er vommene krückelose Läbe träumt hät, well er sich inere niederdrückende Welt noch enere freiere, beschwingtere Exischtenz gsehnt hät! Mir bruuched Muet, Charakter und Liideschaft für d’Sach! 

Am Geburtstag cha me sich jo no ä Gschänk wünsche. Und so wünsch ich üs folgendes:

Ich wünsch üs allne Glasseheit, d'Sache, wo mir nid chönd ändere, so hiiznäh, we sie sind, und aber d'Sache z'ändere, wo mir ändere chönd und dezue d'Wiisheit, es einti vom andere z'underscheide! 

Es liit a üs, üserne Junge e schtarchi, gsuundi, offeni und läbenswärtig Schwiiz z’übergäh. Lömmer üs do debii vom Geischt vo de alte Eidgenosse träge, wo zeigt händ, dass Freiheit gepaart mit Gmeinsinn kein Wiiderschpruuch darstellt. Lömmer üs au vo de Wirtschaftsgschicht vo de Schwiiz inschpiriere, wo zeigt hät, dass es Erfolgsmodell Schwiiz uf de Mischig us Fliiss, heimischem Unternähmergeischt und Innovationschraft basiert. 

Und säged mir doch nid immer „me sött halt“ und meined do debii die andere, we zum Beischpiil de Partner im private Umfeld, di Mitarbeitende im Untenehme, d‘Politikerinne und Politiker oder wer au immer sich grad no so aabüüted.

Fanged mer im tägliche Läbe z’allerzerscht bi üs selber aa. Jede cha au siis eige „Motörli“in Gang setze. Viil so „Motörli“ zämme chönd unglaublich schtarch wärde. „Wenn viele kleine Leute viele kleine Dinge tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern.“ Seged mir also zueversichtlich und entwickled mir vor allem wieder d‘Fähigkeit, es Glas halbvoll schtatt halbleer z‘gsääh!

Ich wünsche eu, liebi Siblingerinne und Siblinger alles Gueti für d'Zuekunft, viil Gsundheit und Freude und gratuliere - sicher im Name vo üs allne - üserm Land Schwiiz zum hüütige Geburtstag. Ich läbe sehr gern do - und ihr doch sicher au!