Aktuelles / Notizen
SAMSÖ PAPERS EINS
Anlässlich eines Besuchs der Insel Samsö habe ich diese einzelnen Beobachtungen und Erlebnisse auf der Insel in Form der Samsö Papers und mit Berichten auf der Social Media Plattform aufgeschrieben. Dazu habe ich aber auch ein dickes Skizzenbuch im Tagebuchstil gezeichnet, geschrieben und gestaltet.
Meine Frau Liliane und ich sind Ende Juli 2025 nach rund 40 Jahren Berufsleben in die frühzeitige Pension übergetreten und freuen uns nun auf den gemeinsamen neuen Lebensabschnitt. Es war mein Wunsch, fünf Wochen als Neustart in einen neuen Lebensabschnitt auf der dänischen Insel Samsö im Kattegat zu verbringen. So haben wir ein grosses Haus direkt am Meer gemietet und dort die Familie empfangen, Freunde und auch noch zwei Wochen zu Zweit verbracht. Ich kenne die Insel wie meine Westentasche und war schon rund 15 mal hier seit meiner Jugend. Es war eine grossartige Zeit!
Nun geht es also auch für uns in ein neues Leben, das weniger fremdbestimmt und von der Agenda und dem Stundenplan getaktet sein wird. Wir möchten also vermehrt eigener Herr der Agenda sein und nicht immer fremdbestimmt von Termin zu Termin eilen.
Ich werde mein Präsidium des Stiftungsrates der Milton Ray Hartmann-Stiftung in Bern und das Präsidium des Musik-Collegiums Schaffhausen beibehalten und bin neu in die Geschäftsleitung der Seniorenuniversität Schaffhausen eingetreten, um dort die Programmatik und einige Moderation der Vorleseveranstaltungen zu übernehmen. Neu bin ich auch Mitglied der Jury des Walther-Bringolf-Musikpreises. Dazu kommen viele Reise-, Schreib- und Renovationsprojekte. Liliane möchte wieder mehr Zeit und Musse haben für kreatives Schaffen beim Nähen und Malen und im Garten.
Am 11. Juli 2025 war es soweit. Zuerst waren wir mit lieben Freunden für acht Tage in unserem Haus in Wilderswil im Berner Oberland. Nachher etwas mehr als fünf Wochen im Norden. Dort konnten wir den Übergang in ein „neues Leben“ etwas zelebrieren, inkl. Familienbesuch und Zeit zum Lesen, Velofahren, Steine am Strand suchen und ausgedehnten Wanderungen entlang der Küste. Ich hatte also mal so richtig Zeit auch ein dickes Tagebuch zu führen mit vielen aufgeschriebenen Gedanken und Erlebnissen im Sinne eines Tagebuches.
Sogar den Königsbesuch von König Frederik und Königin Mary auf der Insel konnten wir live und hautnah erleben. Das Royale ist für uns Schweizer Demokraten ja eher etwas gewöhnungsbedürftig. Nun, die Beiden waren aber sehr volkstümlich und nahbar. Königin Mary hat mir sogar noch die Hand gereicht und hatte Freude, dass wir Schweizer sind.
Die Insel Samsö bietet ganz vielfältige Landschaften und wunderschöne Aussichten auf Meer, Fauna und Felder. Tochter Selina und Familie (mit allen unseren drei Enkeln Elin, Robin und Marvin) waren für zwei Wochen via Hamburg angereist nach Samsö. Unsere beiden Söhne Florian und Ueli sind dann via Kopenhagen eingeflattert. Florian flog dann aber nach wenigen Tagen auf Samsö von Kopenhagen nach Kroatien zu seiner Berner Freundin Anna, um gemeinsam mit ihr an der Adriaküste Ferien zu machen. Ueli reiste dann wieder Mitte August zurück um seine Stelle als Klassenlehrer an der Sek Hausen am Albis anzutreten.
In einem zweiten Haus auf Samsö waren meine 86jährige Mutter Susi Amsler-Hirt, meine Schwester Annette und Nichte Ursina mit Hund, sowie mein Bruder Jörg aus Boston mit Frau Linda Lou. Also ein richtiges Familientreffen!
Nun sind wir also Ende August ins Schaffhauserland zurückgekehrt. Für dieses neue Kapitel in unserem Leben haben wir sehr viele Ideen und Vorhaben. Sicherlich wollen wir uns auch vermehrt unseren drei Enkelkindern zuwenden. Dazu kommen Reisepläne, Sport, Velotouren, Kunst und Museumsbesuche, Konzerte, das gemeinsame Singen im Schaffhauser „konzertchor“ und zahlreiche Renovationsideen in unserem Haus. Dazu kommen doch noch einige Aufgaben und Mandate, die aber nicht den Alltag prägen werden.
So, nun folgen die Skizzen, Beobachtungen und Gedanken in Form der Samsö Papers - und wir begingen gleich etwas schweizerisch ungewohnt royal:
Für einmal etwas royaler Geist - das dänische Königspaar besucht Samsø - und wir sind mittendrin
Donnerstag, 28. August 2025: Am letzten Tag ihrer traditionellen Spätsommerreise verliessen König Frederik und Königin Mary Nordjütland, um Samsø zu besuchen. Auf dem App "Marine Traffic" konnte ich die Anfahrt der DANNEBORG, der königlichen Motoryacht, gut verfolgen. Das Königspaar kam um 10 Uhr im Hafen von Kolby Kås an. Im Hauptort Tranebjerg gab es eine Kutschenfahrt, wo der Bürgermeister Marcel Meijer und seine Frau mitfahren durften, während die Pferdeeskadron des Königlichen Gardehusarregiments den Tross begleitete und absicherte. Nach einem offiziellen Empfang im Anton Rosens Hus besuchte das Königspaar das Unternehmen Examvision, das Lupenbrillen für Zahnärzte und Chirurgen auf der ganzen Welt herstellt.
Am Nachmittag standen Besuche in der Tranebjerg-Kirche und im Brundby Rockhotel auf dem Programm. Letzteres ist das einzige Rockhotel Dänemarks und bietet täglich Konzerte. Der Nachmittag endete mit einem Besuch in Nordby, wo die königlichen Gäste den ikonischen Glockenturm der Stadt besichtigte und zum Dorfteich spazierte, wo lokale Lebensmittelhersteller Kostproben anboten. Die Spätsommerreise endete mit einem weiteren Abendempfang auf der Dannebrog für geladene Gäste im Hafen von Kolby Kås, bevor dann das historische Königsschiff um 21 Uhr in Richtung Heimathafen Kopenhagen auslief.
Es war für uns einmal spannend, einen solchen (seltenen) Königsbesuch aus nächster Nähe mitzuerleben. Und ich konnte doch tatsächlich Königin Mary die Hand geben und ihr auf Dänisch sagen, dass wir von der Schweiz seien, was sie charmant quittierte mit: „Ah, aus der Schweiz!“
Und es gab auch noch eine witzige Geschichte am Rande des Besuchs, die mit dem weissen Haus rechts hinter dem Königspaar auf dem obigen Bild zu tun hat!
Während des Aufenthalts in Nordby auf Samsø machte König Frederik nämlich einen unerwarteten Besuch in einem Privathaus. Ein Stadtrundgang in Nordby auf Samsø war der letzte Programmpunkt vor dem Abendempfang in Dannebrog. Dabei kam das Königspaar unter anderem am Strassenteich vorbei, und hier war König Frederik so bedürftig geworden, dass guter Rat teuer war. Aber nicht so teuer, dass sie eine Lösung für das Problem finden konnten. König Frederik durfte sich eine Toilette in einem Privathaus in der Nähe des Dorfteiches ausleihen. Eine etwas unerwartete Situation für die Besitzer des Hauses, die kaum damit gerechnet hatten, dass der König selbst auf einen Toilettenbesuch vorbeikommen würde. Mary hatte ihren Spass an der Situation, lachte herzhaft, und unter den hunderten Zaungästen am Ort des Geschehens sorgte dies natürlich für viele Lacher, Applaus und Sympathie. Was die freundlichen Menschen dem unerwarteten Gast geboten haben, ist nicht bekannt, aber es ist sicherlich ein Besuch, den sie nie vergessen werden. Und ein Besuch, von dem sie eingeladenen Gästen zweifellos oft erzählen werden. "Möchtest du auch noch die königliche Toilette benutzen?" Es ist dies ein sympathisches Zeichen, dass königliche Häupter ja auch nur Menschen sind...
König Frederik X (geb. 26. Mai 1968) ist seit dem 14. Januar 2024 König von Dänemark. Er gilt als sportlich, modern, umweltbewusst und hat eine erfolgreiche Karriere in allen drei Militärzweigen sowie ein politisches Masterstudium hinter sich.
Königin Mary, ehemals Mary Donaldson aus Australien, setzt sich stark gesellschaftlich ein (u. a. Mary Foundation) und lebt mit ihrer Familie inzwischen im Fredensborg Palace, nachdem sie Amalienborg verlassen haben.
Zusammen haben sie vier Kinder: Thronprinz Christian, Prinzessin Isabella, und die Zwillinge Prinz Vincent und Prinzessin Josephine. Isabella hat übrigens zusammen mit Mutter Königin Mary 2015 die Insel besucht, um die neue Fähre auf den Namen Princesse Isabella zu taufen.
Bild: Die Original Regenjacke von Thorkild Bjornvig in der Ausstellung
NUR GRÜNE HÜGEL UND DAS MEER - Thorkild Bjornvig auf Samsø - eine spannende zweite Ausstellung im Samsø Museum
Die Ausstellung „Gronne hoje og havet” (Grüne Hügel und das Meer) ist ein Rückblick auf das Leben und Werk von Thorkild Bjornvig mit Schwerpunkt auf den letzten 30 Jahren seines Lebens, die er auf Samsø verbrachte. Thorkild Bjornvig (1918-2004) gilt als einer der grössten dänischen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er war Mitbegründer der Literaturzeitschrift „Heretica“, Gründungsmitglied der Dänischen Akademie, Ehrendoktor der Universität Lund und Autor einer Vielzahl von Publikationen – Gedichtsammlungen, Memoiren, Essays und Chroniken. 1966 zog er vorübergehend auf die Insel Samsø und liess sich 1973 mit seiner Familie dauerhaft auf der Insel nieder. Sie wohnten im dünn besiedelten Norden auf dem Hügel Tornbjerg mit Blick auf das Meer. Die Ausstellung ist ein Rückblick auf das Leben und Werk von Thorkild Bjørnvig mit Schwerpunkt auf den letzten 30 Jahren seines Lebens, die er auf Samsø verbrachte.
Speziell ist seine literarische Verbindung mit der berühmten Autorin Karen Blixen, die „Out of Africa“ geschrieben hat (hierzu gibt es die berühmte Verfilmung mit Robert Redford und Meryl Streep. Im Zentrum der Liaison steht ein Pagten. Wörtlich bedeutet Pagten „Pakt“ oder „Vereinbarung“. Bjørnvig beschreibt, wie er und Blixen einen damaligen Schwur oder eine tiefgehende emotionale Verbindung eingingen – eine Art literarisches bzw. persönliches Einverständnis zwischen ihnen .
Es handelt sich um ein intensives, persönliches Verhältnis, das über eine blosse Bekanntschaft hinausging. Bjørnvig stellte diese Verbindung als besonders bedeutsam dar – emotional, literarisch und intellektuell . Pagten erschien erstmals 1974 und wurde später — unter anderem durch filmische Adaptionen von Bille August — erneut bekannt .
Das Buch ermöglicht einen sehr persönlichen Einblick in das Verhältnis zwischen einem jungen Dichter (Bjørnvig) und einer etablierten grossen Schriftstellerin (Blixen). Es wirft aber auch Fragen auf: War die „Pagt“ eine romantische Sehnsucht, eine kreative Mentoren-Beziehung oder etwas ganz anderes? Genau diese Mehrdeutigkeit macht das Werk besonders faszinierend .
Das Haus in Nordby Bakker
Fünfzehn Jahre nach dem Ende seiner Beziehung zu Karen Blixen liess sich Bjornvig von seiner ersten Frau Grethe Bjornvig scheiden. In den Jahren vor der Scheidung kam Bjornvig oft nach Samsø. Hier vollendete er seine umfangreiche Gedichtsammlung „Ravnen” (Der Rabe), die er als sein längstes, ekstatischstes und am wenigsten gelesenes Gedicht bezeichnet hat.
In diesen Jahren lernte er Birgit Hornum in Rungstedlund kennen. Sie war ursprünglich ausgebildete Lehrerin, arbeitete jedoch als Sekretärin für den Schriftsteller Karl Bjarnhof, der wiederum Sekretär der Dänischen Akademie war. Sie heirateten 1970 und bekamen einen Sohn.
1973 zog die Familie in ein Haus in Nordby Bakker, das sie selbst gebaut hatten. Das Haus liegt abgeschieden in der geschützten Hügellandschaft mit Meerblick, und hier fand Thorkild Bjornvig die Ruhe zum Arbeiten, die er immer gesucht hatte. Er richtete sich ein Arbeitszimmer voller Bücher ein, das so weit wie möglich vom Rest des Hauses entfernt war. Hier schlief er auch jede Nacht in einer höhlenartigen braunen Nische, um sich vor den Störungen der Aussenwelt zu schützen.
Die Familie lebte nur wenige hundert Meter von einem anderen grossen Schriftsteller entfernt, Thorkild Hansen, den Bjornvig oft traf. Insgesamt gewann Bjornvig auf Samsø einen grossen Bekanntenkreis, wo ihn die örtliche Gemeinde willkommen hiess. Er unternahm täglich Spaziergänge in den Hügeln um Tornbjerg, allein oder mit Familie und Freunden, und fand grosse Inspiration in der wilden Eiszeitlandschaft, die ihn umgab.
Biografie
Thorkild Strange Bjornvig wurde 1918 in Mejlgade in Aarhus geboren. Hier wuchs er als Kind des Fabrikinspektors Theodor Frese Pedersen Bjornvig (1882–1966) und seiner Frau Adda Thomine Hammel Jensen (1888–1959) auf.
Er hatte eine schwierige Zeit in der Schule, wo er gemobbt wurde und später schlechte Noten erhielt.
Hier gab er jedoch auch sein poetisches Debüt in der Schulzeitung „Heimdal“.
Während dieser Zeit knüpfte er eine enge Freundschaft mit dem späteren Literaturkritiker Bjorn Poulsen, der für Bjornvig zu einem wichtigen intellektuellen Sparringspartner wurde.
Von 1938 bis 1947 studierte Bjornvig Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Aarhus. Die Studienjahre wurden durch den Zweiten Weltkrieg überschattet, den er in einem Brief an seine Kommilitonen wie folgt beschrieb: „Die Welt erwacht nicht, sie versinkt wieder in einem langen, blutigen Taumel ... Und so werden wir zur neuen Nachkriegsjugend.“
Nach seinem Masterabschluss half Bjornvig bei der Gründung der Literaturzeitschrift „Heretica“, für die er und Bjorn Poulsen in den Jahren 1948-49 als Redakteure tätig waren. Damit wurde er Teil des literarischen Inner Circle der damaligen Zeit, zusammen mit u. a. Martin A. Hansen, Tage Skou-Hansen und Ole Wivel.
„Heretica” entstand als Reaktion auf den Krieg und war eine literarische Gemeinschaft ohne Ideologie oder parteipolitische Agenda. Die Zeitschrift wurde finanziell von Knud W. Jensen unterstützt, der 1958 das Kunstmuseum Louisiana in Humlebak gründete. In der Kunst fanden die Schriftsteller ein befreiendes Potenzial, das mit der Entfremdung brach, die sie durch den Krieg empfanden.
Der Pakt mit Karen Blixen
Durch den Heretica-Kreis lernte Thorkild Bjornvig die Schriftstellerin Karen Blixen kennen. Sie trafen sich zum ersten Mal im Winter 1948 bei einer Dinnerparty auf Blixens Anwesen in Rungsted. Danach entwickelte sich zwischen dem jungen Dichter und der 33-jährigen Baronin, die bereits als international anerkannte Autorin etabliert war, eine seltene enge Beziehung zwischen Gleichgesinnten.
Thorkild Bjornvig beschreibt ihre Beziehung in den Memoiren „Pagten” („Der Pakt”) aus dem Jahr 1974, die Auszüge aus ihrer umfangreichen Korrespondenz enthalten. Zu Beginn kannten ihr gegenseitiger Respekt und ihre Bewunderung keine Grenzen, und Bjornvig bot Blixen schnell an, ihr zu „dienen”. Blixen akzeptiert und bezeichnet die Vereinbarung als „Pakt” – eine gegenseitige und unerschütterliche Vertrauensbeziehung.
Blixen bot Bjornvig einen längeren Schreibaufenthalt in ihrem Haus an. Thorkild Bjornvig war mit Grethe Bjornvig verheiratet, mit der er einen kleinen Sohn hatte, blieb aber für längere Zeit in Rungstedlund, wo er sich auf seine Arbeit als Autor konzentrieren konnte.
Mit diesem Pakt wurde Karen Blixen zu Bjornvigs literarischer Mentorin – und er zu ihrem talentierten Lehrling. Die freundschaftliche und künstlerische Verbindung zwischen den beiden veränderte sich allmählich und war geprägt von grosser Eifersucht seitens Blixens. Sie konnte kaum akzeptieren, dass Bjornvig sich nicht ganz ihr und der Kunst widmen konnte, sondern selbst seinen Lebensweg bestimmen wollte.
Ihre Freundschaft endete schliesslich 1954, als Bjornvig an Blixen schrieb:
„Was nützt es, dass ich unsere Freundschaft wieder aufnehmen und nach Rungstedlund zurückkehren möchte, wenn die reine, mächtige Dunkelheit um mich herum nein, nein, nein singt.“
EARTHFAST - spannende Fotoausstellung von Luca Berti im Samsø Museum
Earthfast ist ein archäologischer Begriff, der sich auf antike Monumente bezieht, die im Boden verankert sind oder in ungestörtem Boden liegen. Es ist auch der Titel dieses fotografischen Porträts von Samsø, das in Zusammenarbeit zwischen dem italienischen Kunstfotografen Luca Berti und dem Samsø Museum entstanden ist.
Das Porträt zeigt Menschen, Architektur und Kulturlandschaften auf Samsø, wobei der Schwerpunkt auf den Spuren der vorindustriellen ländlichen Kultur liegt. Eine Kultur, die ein zentraler Bestandteil der Identität der Inselbewohner ist, aber heute durch die Rationalisierung der landwirtschaftlichen Praktiken und das schnelle Wachstum der Tourismusindustrie in Frage gestellt wird. Der Titel Earthfast ist ein Verweis auf die vielen physischen Spuren, die die lokalen Bauern über Jahrtausende in der Landschaft hinterlassen haben. Er kann aber auch im übertragenen Sinne verstanden werden, als Reflexion über das heutige Leben auf der Insel. Viele hier haben sich gegen ein entwurzeltes Leben in einer globalisierten Gesellschaft entschieden und leben stattdessen unter freiem Himmel und mit festem Boden unter den Füssen.
Luca Berti lebt die „Langsame Fotografie“. Er stammt aus Florenz, Italien und wohnt in Kopenhagen. So hat er auch in aller Ruhe die Insel Samsø durchstreift auf der Suche nach Menschen und Landschaften.
Luca Berti arbeitet mit einer analogen Grossformatkamera und entwickelt seine Fotos selbst in einer Dunkelkammer. Es ist ein langsamer und gründlicher Prozess, der im 21. Jahrhundert mit der Digitalisierung vielleicht fremdartig erscheint, aber vor 100 Jahren, in der Blütezeit der Dokumentarfotografie, war dies die Norm.
Wenn Luca sich auf den Weg macht, um Fotos zu machen, geht er entweder zu Fuss oder fährt mit dem Fahrrad – eine künstlerische Einschränkung, die der Arbeitsweise der frühen Dokumentarfotografen entspricht. Diese Fortbewegungsarten ermöglichen es dem Betrachter auch, die Landschaft mit allen Sinnen und anders zu erleben, als wenn er mit dem Auto daran vorbeirauscht. Er spricht dann einfach einheimische Menschen an, die er auf der Strasse trifft und fragt sie, ob er von ihnen eine Foto machen darf.
Ein packender Dokumentarfilm begleitet die Ausstellung und zeigt ein Porträt über den Fotografen und sozusagen eine „Making off“ Reportage. Absolut sehenswert!
Nachtessen zum Hochzeitstag im Restaurant DOKKEN
Vom Schiffsbau zum Familienrestaurant
Das Schulteam von Liliane Amsler hat ihr (uns) zum Abschied unter anderem ein Nachtessen im legendären DOKKEN in Ballen, Samsø , geschenkt. Das haben wir heute an unserem 36. Hochzeitstag (26.08.1989) eingelöst. Der Tipp ans Stettemer Lehrerinnenteam kam im Vorfeld von mir :-) Der Fischkutter, der mitten im Restaurant einen wichtigen Platz einnimmt, ist nicht nur ein Blickfang, ebenso wenig wie der Name des Restaurants „Dokken” (die Docks) ein Zufall ist. Lange bevor das Gebäude 1974 renoviert und als Gaststätte und Restaurant eingerichtet wurde, diente es nämlich als Schiffswerft.
Morten Jørgen Øster gründete die kleine Werft kurz vor der Jahrhundertwende, und sein Sohn Christian Øster trat die Nachfolge seines Vaters in der „Østers skibsbyggeri og ophaler bedding” (Østers Schiffswerft und Trockendock) an. Ende der 40er Jahre übernahm der Geselle Godtfred Hansen die kleine Familienwerft. 30 Jahre lang lieferte er seetüchtige Kutter an Fischer in ganz Dänemark. 1974 kam der letzte Kutter in der alten Werfthalle auf die Helling (Die Helling ist eine schräge Rampe oder Fläche in einer Werft, auf der Schiffe gebaut oder zu Wasser gelassen werden. Das Schiff kommt also „auf die Helling“, um dort gebaut zu werden).
Als der stellvertretende Inspektor N. C. Fokdal aus Tranebjerg und der Schmiedemeister Jørgen Østergård aus Pillemark beschlossen, in der Schiffswerft ein Gasthaus und Restaurant einzurichten, liessen sie den Kutter als Mittelpunkt und Markenzeichen des Restaurants erhalten. Seitdem geniessen sowohl Einheimische als auch Touristen die Köstlichkeiten der Küche und die Atmosphäre des Ortes. Im Jahr 2002 übernahmen Karsten Kortsen und Valdemar Grydgaard (beide aus Aarhus) den Betrieb des Restaurants Dokken als Pächter. Im Jahr 2005 beschlossen sie, das Restaurant zu kaufen, das nach wie vor traditionelle dänische Küche mit frischem Fisch und zarten Steaks anbietet.
Nej til Bro på Samsø og over Kattegat
Ein Thema beschäftig Samsø ganz stark! Die geplante Autobrücke Seeland - Jütland über Samsø . Der Widerstand ist verständlicherweise gross auf der Insel. Praktisch niemand will hier diese Brücke. An vielen Orten auf der Insel, an Gartenhägen, Häusern, in Läden oder an Strassen sieht man Schilder wie „NEJ TIL BRO OVER KATTEGAT“, oder „NEJ TIL BRO OVER SAMSØ “, oder „NEJ TIL BRO OG CO2“.
Die Freundin von Johann Kauth, dem tollen Grafiker von Agerupgrafik in Tranebjerg, hat eine ganz tolle Grafik gemacht, - ein Druck mit blauen Fischen und dem Schriftzug „Nej til bro over kattegat“. Die wollte ich unbedingt haben, nachdem ich sie in einem Rahmen in einem Bekleidungsgeschäft an der Hauptstrasse entdeckt hatte. Johann hat mir einen Druck beschafft, der nun den Weg in die Schweiz findet (siehe Bild).
Das Thema hat mich gepackt und ich habe umfassend recherchiert. So konnte ich mir auch den über 400 Seiten dicken technischen Bericht (Machbarkeitsstudie) von 2018 ansehen. Diesen findet man im Internet. Fakt ist, dass eine solche Strassenverbindung mit zwei Brücken und quer über die Insel führend sehr grosse Auswirkungen auf diese Perle im Kattegat hätte. Die Dörfer von Samsø liegen über die ganze Insel verteilt und sind nicht weit voneinander entfernt. Eine Autobahn quer über die Insel kann nicht gebaut werden, ohne dass mindestens ein Dorf davon betroffen ist, und es müssten sehr viele Grundstücke enteignet werden.
Auf einer der Karte ist eine 500-Meter-Zone um die Dörfer herum rot und eine 1000-Meter-Zone hellgelb markiert (Die Karte wurde von der Gemeinde Samsø erstellt und ist Anhang zum Bericht /Vernehmlassung des Technischen Ausschusses vom September 2019). Dazu eine Lärmpegel Karte rund um die Autobahnen bei der Hauptstadt Kopenhagen und im Vergleich daneben die Insel Samsø . Die Karte von Kopenhagen ist im gleichen Massstab wie die von Samsø eingefügt.
Als mögliche Alternative zur Brücke wurde in der Phase der Voruntersuchung (Machbarkeitsstudie) auch ein gebohrter Tunnel von Kalundborg Ost unter Kalundborg Stadt, dem Kalundborg Fjord und mit Landepunkt Samsø Süd oder Hjalmarsgärd in Betracht gezogen. Ein gebohrter Tunnel wäre die einzige Lösung, die den Kalundborg Fjord, übrigens ein Natura-2000-Gebiet, nicht beeinträchtigen würde. Die übrigen technischen Lösungen sind auf der Grundlage des Analyseparameters für Umwelt und Natur auf See keine relevanten Optionen. Die Küste-zu-Küste-Strecke wird auf dieser Trasse sehr lang (ca. 34 km) und damit auch sehr teuer im Vergleich zu den anderen untersuchten Lösungen, von denen die kürzeste nur etwas mehr als halb so lang ist.
Es wurden fünf vorläufige Korridore ausgewählt, die Samsø passieren. Darüber hinaus wurde ein Korridor näher betrachtet, der südlich von Samsø verläuft und Teil der Korridore Küste-Küste Ost bzw. Küste-Küste West ist.
Die fünf Korridore, die im technischen Bericht genau beschrieben werden, sind:
1 Besser – Onsbjerg: Dieser Korridor würde doch tatsächlich etwas nördlich von unserem Haus aufs Eiland treffen - und zwar etwas nördlicher als der Golfplatz. Die unübertroffene Meersicht vor unserem Haus wäre durch die grosse Brücke geprägt und würde das Landschaftsbild einschneidend hin zum Negativen verändern.
2 Hjalmarsgärd – Onsbjerg
3 Vesborg Fyr – Kolby Käs
4 Vesborg Fyr – Onsbjerg
5 Hjalmarsgärd – Kolby Käs
Was ist das Projekt „Kattegat‑Brücke“ in aller Kürze:
Die Kattegat‑Brücke ist eine vorgeschlagene feste Infrastrukturverbindung zwischen Jütland und Seeland, die in zwei Abschnitten über Samsø verlaufen soll – insgesamt rund 35–40 km lang: von Hov (Odder) nach Samsø (20 km) und von Samsø nach Røsnæs (19 km). Es gibt als Varianten nur eine Autobahn (als Strassenbrücke), oder aber auch eine kombinierte Lösung mit Strasse und Bahn, eventuell auch einzelne Tunnelteile statt einer vollständigen Brücke. Eine reine Tunnellösung wurde aus Kostengründen verworfen. Die Kostenprognosen sprechen von ca. 58 Mrd. DKK (rund 7 Mia sFr) für die Strassenlösung allein und für die Kombi Strasse & Bahn etwa +50 Mrd. DKK zusätzlicher Aufwand. Die Finanzierung könnte über Benutzungsgebühren (MAUT) möglich sein – laut dänischen Berechnungen ist das Projekt selbst finanzierend (einige politische Unterstützer schätzen aber eine Rückzahlungszeit von ca. 32 Jahren!).
Es wurden erste Untersuchungen (Voruntersuchung/VVM) gestartet – inklusive Machbarkeitsstudien zu Linienführung, Umwelt und Finanzierung. Wenn diese Studien abgeschlossen sind, könnte eine politische Entscheidung jetzt im Jahr 2025 fallen, mit Bauende voraussichtlich in den frühen 2030er Jahren. Laut einer ältereren Studie (2014) ist aber eine entsprechende Entlastung für die Storebæltsverbindung erst um 2050 erforderlich, was den unmittelbaren Bedarf einer Kattegatbrücke aktuell (zum Glück) in Frage stellt.
Spannend sind auch die Haltungen der grossen dänischen Parteien zur Brücke:
Partei und ihre Haltung gegenüber Kattegat‑Brücke
Liberal Alliance > Vollständig befürwortend – schätzt Realisierung in 2030ern
Konservative, Venstre > Eher zustimmend, aber kritisch: Umweltstudien & Bürgerdialog erforderlich
Sozialdemokratie > Unentschieden – Umweltfragen müssen noch untersucht werden
Radikale, SF, Enhedslisten, Alternativet, Frie Grønne, DK > Ablehnend – hohes Klimageld, Naturzerstörung, fördert Autozentrik
Dansk Folkeparti > Befürwortend, aber ohne Überquerung über Samsø – eher Tunnel nahe Insel
Die Kampagne Stop Motorvej over Samsø spricht sich gegen jede feste Verbindung quer über die Insel aus, unter anderem wegen Enteignungen und irreparablen Landschaftsschäden > siehe im Internet STOP Motorvej over Samsø.
Kaffeebesuch bei Morten und Lea Grau Möller in der Galerie „Gallerisamsø“
Spontan laden uns Lea und Morten Grau Møller zum Kaffee in ihrem wunderbaren Garten ein, als wir sie in ihrer tollen Galerie besuchen. Es entwickelt sich ein spannendes Gespräch über Länder, Reisen, Natur, Politik, Kunst, Familie, die geplante Brücke über den Kattegat und über…Schaffhausen! Es zeigt sich nämlich, dass Morten einen Onkel hat, der in der Kartenfabrik viele Jahre als Typograph gearbeitet hat. Er war schon auf Besuch in unserer Heimat am Rhein.
Vor 25 Jahren konnten Lea und Morten den Hof gleich südlich vom Fährenhafen Ballen kaufen und haben ihn liebevoll renoviert und auch noch zwei Ferienwohnungen eingebaut, die man mieten kann - auf den Bildern der schwarze Teil der Gebäude. Vier Töchtern zwischen 25 und 15 haben sie grossgezogen. Beide haben ihre Ateliers und Ausstellungsräume hier. Die beiden Künstler arbeiten als Keramikerin (Lea) und Skulpturenmacher (Morten). Er hat auch einen hohen Bekanntheitsgrad als Eisskulpturenbildner. Schön ist auch, dass es einige Werke gibt, die in Kollaboration entstanden sind, er mit den Bildhaueranteilen und sie bspw. mit Keramikkugeln.
Ihr Anwesen ist riesig, ein herrlich gestalteter Garten mit überraschend auftauchenden Kunstwerken mitten in der Natur, mit zwei Eseln, einem liebevoll gestalteten Gemüsegarten und eine Traumaussicht aufs Meer, das sich rund 200m entfernt befindet. Es sind so warmherzige, kreative, liebe Menschen, die wir hier kennenlernen dürfen. Danke!
Gemüsestand am Strassenrand - GRØNTSAGER
Auf Samsø sind die bunten Gemüsestände am Strassenrand ein charakteristisches und reizvolles Merkmal der Insel. Darum hier etwas mehr zum Gemüseanbau und die Landwirtschaft auf Samsø:
Die Gemüsevielfalt & saisonale Frische sind wichtig für die Insel. Schon bei der Ankunft fallen die zahlreichen farbenfrohen Obst- und Gemüsestände entlang der Strassen ins Auge – das ganze Jahr über kann man frische Zutaten kaufen:
Mai–Juni: Frische neue Kartoffeln (die legendären „Samsø-kartofler“), Spargel, Rhabarber, Radieschen, Salat, Spinat, Petersilie
Sommermonate (Juli–August): Chard (Mangold), Blumenkohl, Brokkoli, Gurken, Beeren (Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, schwarze Johannisbeeren), Bohnen, Kürbis, Äpfel und mehr
Herbst/Winter: Kürbis, Kohl (Rot-, Weiss-, Rosenkohl), Karotten, Sellerie, Pastinaken, Lauch, Rote Bete, Äpfel und Wurzelgemüse
Die Landwirtschaft auf Samsø zeichnet sich durch grosse Tradition & Innovation aus. Natürlich gibt es auch hier die landwirtschaftliche Grossproduktion. So zählt Samsø zu den Spitzenregionen für Zwiebelanbau in Dänemark. Die Zwiebeln – etwa 110 Hektar Anbaufläche – liefern jährlich rund 6,6 Mio. kg und holen regelmässig Gold- und Silbermedaillen für Qualität. Auch Rote Bete (Randen), Kartoffeln und Sellerie (circa 1 Mio. Stück pro Jahr) sind bedeutend. Auf etwa einem Drittel der landwirtschaftlichen Fläche findet Gemüse- und Beerenerzeugung statt.
Brdr. Kjeldahl & Samsø Grønt sind die zwei zentralen Akteure in der Gemüseproduktion. Brdr. Kjeldahl bewirtschaftet etwa 750 ha mit Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl, Sellerie, Kürbis und anderen Gemüsearten. Weitere 400 ha werden vertragsbasiert bei anderen Landwirten bestellt. Samsø Grønt ist spezialisiert auf Verarbeitung und Vertrieb – inklusive Verpackung mit Robotik – und liefert unter anderem an grosse Supermarktketten wie Brugsen / Coop.
Auch hier befindet sich die Landwirtschaft im Wandel und Ökologie nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein.
Etwa die Hälfte der Insel - über 6.000 ha – wird landwirtschaftlich genutzt. Die restliche Fläche besteht aus kleineren Feldern mit aussergewöhnlicher Vielfalt: Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbis, Beeren, Mais, Kräuter, Gemüse, Saatgut, Saatgutblumen usw.
Ökologischer Anbau spielt auf Samsø eine wachsende Rolle: So betreibt etwa Yduns Have ein selbstbedientes 24/7-Hofgeschäft mit Gemüse, Kräutern, Beeren, Eiern und bietet ein „CSA“-Modell (community-supported agriculture), bei dem Mitglieder wöchentlich frische Ernteanteile erhalten. Ausserdem gibt es die Initiative Økologisk Samsø, bei der Menschen Anteile erwerben können, um ökologische Betriebe auf der Insel zu unterstützen und Land nachhaltig in dänischer Hand zu halten.
Direktverkäufe & vertrauensvolle Landwirtschaft: Der Verkauf direkt am Strassenrand oder über kleine Hofläden ist also auf Samsø mehr als üblich — er ist Teil der Kultur. Der frische, lokale Charakter – „vom Acker auf den Tisch“ – ist für Bauern und Kunden gleichermassen schön und praktisch - eine eigentliche win-win Situation.
Ein Beispiel: René’s kleiner ökologischer Betrieb nutzt ein Hofstands-System mit „Ehrlichkeitstresen“ – Kunden zahlen einfach, was sie mitnehmen. Der Rest geht an Restaurants. Das reduziert Lebensmittelverschwendung und stärkt das Vertrauen zwischen Erzeugern und Konsumenten.
Tour durch die Loppetmarked und Boutiquen
Heute haben wir für einmal den Sport etwas ausgesetzt, aufgrund Rückenbeschwerden und kaltem, windigen Wetter. So sind wir den verschiedenen Flohmärkten in den Dörfern auf Samsø nachgefahren und haben zwei ganz tolle Cafés / Boutiquen besucht. Da ist zuerst einmal der Erlebnisgarten und das Café Butik „Ø BY US“ in Permellile. Da gibt es viele schöne Gartenecken zu entdecken mit einem lässigen farbigen „Gewächs- und Festhaus“, einem vorwitzigen Huhn und einem sehr guten Café, sowie einer Übernachtungsmöglichkeit in einem Shelter.
Dann ist da noch die Butik von Charlotte Schultz in Pillemark. Sie kommt eigentlich aus Kopenhagen, ist Designerin und hat die Passion Yoga. Wir können uns toll mit ihr austauschen, weil wir allein dort sind und sie gerade an der Nähmaschine am Nähen ist. Sie näht gerade aus farbigen, gebrauchten Badetüchern ganz lässige bademantelartige Kleider für den Gang zum Bade am Meer. Ihr Garten und das von ihr renovierte Haus mit dem Atelier und der Butik, sowie ihrem Wohnhaus sind sehr geschmackvoll und wunderschön. Eine Wucht!
www.øbyus.dk
www.charlotteschultzdesign.dk
Brotbacken mit Charlotte und Lars - eine spannende Mehlgeschichte rund um “ Samsø “
Heute gibt es feine frische Brötchen zum Frühstück! Darum besuchen wir die Samsø Brød Bäckerei in Onsbjerg und stellen uns an in der langen Verkaufsschlange. Charlotte und Lars heissen die Gründer von Samsø Brød in der alten Bäckerei von Onsbjerg. Ihr Interesse am Backen und an Mehlmischungen ist nach und nach gewachsen. Im Jahr 2009 entschied sich Charlotte aufgrund von „Magenbeschwerden”, Gluten aus ihrer Ernährung zu streichen. Damals war die Auswahl an glutenfreien Brotprodukten begrenzt und bestand hauptsächlich aus Produkten von unbefriedigender Qualität – sowohl in Bezug auf den Geschmack als auch auf den Nährwert. Wie so viele andere in derselben Situation begann Charlotte, selbst mit dem Backen zu experimentieren. Das Ergebnis war eine lange Reihe mehr oder weniger gelungener Geschmackserlebnisse. Im Januar 2019 nahmen sie gemeinsam an einem „glutenfreien Backworkshop” teil, der von Karina Baagø veranstaltet wurde. Dieser Workshop war der Auslöser für Lars’ tiefes Interesse am glutenfreien Brotbacken.
Eigentlich wollten sie in den Süden. Lars und Charlotte hatten jahrzehntelang in Herning gelebt und hatten lange den romantischen Traum, etwas ganz anderes zu machen. Sie schauten sich Häuser in Spanien und Italien an und träumten weiter. Aber all das änderte sich nach einer zweitägigen Fahrradtour auf Samsø im Jahr 2018. Als sie nach Samsø kamen, dachten sie, dass sie eigentlich gar nicht so weit weg müssen. Es sei so schön in Dänemark. Es war Sommer, das Wetter war gut, und sie sahen alles von der besten Seite. Lars hatte gerade sein Unternehmen verkauft, und sein Ziel war es, so wenig wie möglich zu arbeiten, aber genug, um davon leben zu können.
2019 war dann auch das Jahr, in dem sie den Sprung wagten und nach Samsø zogen. Samsø hat etwas ganz Besonderes zu bieten – die Natur und die relative und freiwillige Isolation. Die zentrale Lage „mitten in Dänemark“ mit Verbindungen sowohl nach Seeland als auch nach Jütland bedeutet, dass man entweder „ganz allein“ am Strand von Issehoved sein kann – oder in einer Stunde „mitten in Aarhus“ ist.
Es war für sie eine wichtige Entscheidung, Vollzeit-Inselbewohner zu werden. Sie schauten sich tief in die Augen und waren sich einig, dass nichts statisch ist und alles verändert werden kann – und dann wagten sie den Sprung. Solange ihnen das Inselleben gefällt, bleiben sie hier.
Für sie bedeutete das Inselleben auch mehr Zeit für Vertiefung und die Erkundung neuer und spannender Erlebnisbereiche. Oder besser gesagt, Charlotte stürzte sich – nun mit Gummistiefeln und einem Labrador Retriever – etwas klischeehaft in eine Vielzahl neuer Erfahrungen, unter anderem in den Bereichen Keramik und Handarbeit, Winterbaden und Yoga, während Lars den Grossteil seiner Zeit darauf konzentrierte, mit natürlichem glutenfreiem Mehl zu experimentieren, es zu mischen, aufgehen zu lassen und zu backen. Es wurde eine enorme Menge Brot gebacken und getestet – die Erfolge wurden von Freunden und Bekannten verzehrt, während die weniger gelungenen Versuche zu Leckerbissen für die nun zwei Labrador Retriever verarbeitet wurden.
Auf Samsø gibt es viel Freiraum. Die Menschen sind hilfsbereit und unterstützen kreative Ideen, wenn diese ausprobiert werden sollen. Eine der ersten Verkaufserfahrungen von Samsø Brød war nur möglich, weil ein lokaler Restaurantbesitzer seine Küche nachts zur Verfügung stellte. Ebenso hatten sie die Möglichkeit, ihre Mehlmischungen in der Schulküche der Samsø Efterskole bei Besser zu produzieren, zu testen und zu backen, wenn die Schüler über das verlängerte Wochenende zu Hause waren.
Ohne solche Hilfestellungen hätten sie wohl nicht den Mut aufgebracht, daran zu glauben, dass ihr kleines „Hobbyprojekt” Potenzial hatte und vielleicht eines Tages auf eigenen Beinen stehen könnte. Es ist eine fantastische Erfahrung und ein Privileg, seine Zeit und sein Engagement auf ein aufstrebendes Unternehmen konzentrieren zu können, das noch immer ein Hobby ist. Sie stellen die Mehlmischungen aus Interesse, Leidenschaft für eine Sache und grossem Engagement für gutes, natürlich glutenfreies Brot her.
Heute hat Samsø Brød eigene Produktionsräume in der „alten Bäckerei“ in Onsbjerg. Hier tüftelt Lars an seinen Sauerteigen und Mehlmischungen, und hier produzieren und verpacken sie laufend ihre Mehlmischungen. Hier heizt Lars auch gelegentlich den Ofen an und backt frisches Brot für die Einheimischen und Besucher der Insel.
Sie stellen alle ihre Mehlmischungen von Grund auf aus biologischen Zutaten her, die von Natur aus glutenfrei und völlig frei von Zusatzstoffen sind. Man spürt, sie sind begeistert von dem, was sie tun, und konzentrieren sich auf ihr primäres Ziel, den Backprozess zu vereinfachen und gutes, glutenfreies und selbstgebackenes Brot für alle zugänglich zu machen, die daran interessiert sind. Mut, Leidenschaft und Innovation in Reinkultur!
Wanderung rund um den Stavns Fjord nach Langøre
Heute unternehmen wir eine 2 1/2 stündige Wanderung in einem sehr schönen Naturschutzgebiet. Von Stavns wandern wir rund um den Fjord ins kleine Fischerdorf Langøre mit dem Segelhafen. Der Weg führt durch einsame, wunderbare Landschaften und man fühlt sich gleich etwas nach Alaska oder Lappland versetzt. Dann nehmen wir den weiteren Weg zur Heide an der Nordby Bucht und steuern Langøre von Norden her an. Ein kleiner Sprühregen kann uns nichts anhaben und zieht gleich wieder vorbei. Das Wetter ist herrlich, angenehm mild und ideal für eine solche Tour. Dann gibt es im kleinen Hafenrestaurant von Langøre einen Kaffee und eine Hancock Cola light zur Stärkung.
Der absolute Zufall will es, dass genau neben uns ein junges, sympathisches Paar ihr Mittagessen einnimmt. Sie kommen aus der Region Baden AG und wohnen jetzt aber in Kopenhagen. Er hat dort den Post Doctor Grade an der Uni gemacht und sie arbeitet bei einer internationalen Consulterfirma. Jetzt machen sie noch bis Sonntag Ferien hier auf Samsø und sind aufgrund ihrer Kitesurf Passion hier. Wir unterhalten uns und tauschen gegenseitig Dänemark - Erfahrungen aus und wir geben ihnen noch ein paar Insel-Tipps mit auf den Weg. Die Welt ist klein!
Den Norden mit dem Velo entdecken
Heute haben wir die Nordinsel, das Gebiet rund um Nordby mit den Bikes entdeckt. Dazu haben wir am Morgen unsere beiden Velos aufgepackt und sind die recht weite Strecke in den Norden mit Auto und dem Veloanhänger gefahren. Vom Parkplatz aus haben wir wunderbare Küstenregionen mit einsamen Meerabschnitten entdeckt. Es hat viele abgelegene Ferienhäuser, die zum Teil am wunderbar Lage liegen mit direkten Blick aufs tief blaue Meer. Sehr schön gelegen ist auch der grosszügige Campingplatz KlitGaard, den wir besichtigen. Über die Gebiete von Issehøved, Langedalen und Møgelskår stossen wir zur Kirche Nordby vor. Zum Schluss gibt es in der Nordbybrauerei SAMSØ BRYGHUS ein feines, selbst gebrautes Bier, das Møgelskår heisst, benannt nach der grossartigen Hügelregion mit direktem Blick aufs Meer und die Stadt Åarhus in der Ferne. Hier treffen wir auch eine Gruppe von zehn dänischer Frauen wieder, die zusammen eine Wanderung in den Nordhügeln unternommen haben, und die wir dort angetroffen hatten. Sehr cool!
DIE KIRCHE VON NORDBY
Die Kirche von Nordby liegt auffällig weit von Nordby entfernt. Die Lage ist isoliert, weil damals, als die erste Kirche - vermutlich eine Holzkirche - errichtet wurde, zwei weitere Dörfer im Gebiet lagen, nämlich Glistrup und Soby. Sie verschwanden im Laufe des Mittelalters.Der Grundstein für die Kirche wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelegt, später wurde die Kirche mehrmals umgebaut und erweitert. An der Nordmauer der Kirche befindet sich ein kleiner Marmorstein für den Pächter Marcus Achton (1804 verstorben) mit der Inschrift „von einer trostlosen Witwe und fünf Unerzogenen." Mit der Glocke, die sich irn Kirchturm befindet, wird bei allen kirchlichen Handlungen geläutet. Aber insbesondere bei Ostwind können die Nordbyer die Glocke nicht hören.
Deshalb gibt es in Nordby seit vor dem Jahr 1600 eine Strassenglocke mitten im Ort. Seit 1857 hängt die Glocke im Glockenturm am Dorfteich, hing aber vorher an einem hohen Holzgerüst namens „Galgen."
RUMOGROOM - eine besondere Idee für Gastfreundschaft
Hinter dem Dorf Brundby haben wir einen wunderbar umgebauten alten Bauernhof gefunden, der heute ein Ort der Gastfreundschaft ist. Der Hof wurde 1901 erbaut und wurde über mehrere Generationen hinweg landwirtschaftlich genutzt. Als Susanne und Hans Christian Hesseldal den Hof übernahmen, lebte die Bauernfamilie hier vom Ackerbau und war autark. Ausserdem hatten sie (wie üblich in Samsø ) einen Stand an der Strasse und verkauften eine Vielzahl verschiedener Gemüsesorten. Das ist ein Traum, den Susanne und Hans Christian auch hatten, aber bisher noch nicht in Erfüllung gegangen ist - das kommt sicher noch.
Das Ehepaar kommt ursprünglich aus Kolding und hat einige Ferien im Dansebjerg verbracht, das heute ihr Nachbar ist. Die Entscheidung, fest nach Samsø zu ziehen, haben sie an einem heissen Sommertag am Strand von Sælvigbugten getroffen. Gesagt getan - und so haben sie den Hof 2003 gekauft und ihn in 5 Jahren in eine entspannte, vielseitige Umgebung verwandelt, in der einzigartige Qualitätserlebnisse im Vordergrund stehen. RumogRooms wurde 2009 fertiggestellt. Das Gebäude, das früher als Stall und Maschinenhaus diente, ist als flexibler Raum konzipiert, in dem die Nutzer selbst entscheiden, wie sie die vielfältigen Möglichkeiten des Raumes nutzen möchten. Heute beherbergt das Gebäude Wohnräume, Büros und die einzigartigen Konferenz-, Küchen- und Übernachtungsmöglichkeiten von RumogRooms.Sie setzen grossen Wert auf einheimische Produkte und als Gast von aussen kann man auch essen dort. Sie servieren ein leckeres Frühstück mit gutem Kaffee und Tee. Das Frühstück wird an einem grossen Buffet serviert, sodass man gemeinsam mit den anderen Hotelgästen essen kann. Es gibt Obst, Käse, Wurst, Butter, Konfi und jeden Tag eine andere Art von Brot. Dazu gibt es hausgemachte Brötchen, Roggenbrot und feinen Apfelsaft. Der Brunch für externe Gäste ist jeweils um 10:00 Uhr und der sehr moderate Preis pro Person inkl. Kaffee beträgt 150 DKK, was umgerechnet rund 19 Franken ist. Sie laden Gäste zum Brunch ein. Das Menü variiert je nach Jahreszeit, enthält jedoch immer die gleichen Speisen, die auch den Hotelgästen serviert werden.
Mehr über diesen besondern Ort zu erfahren ist unter www.rumogrooms.dk