Aktuelles / Notizen

01.08.2010

Ansprache Bundesfeier in Buchberg SH


Ansprache Regierungsrat Christian Amsler an der Bundesfeier in Buchberg SH am 1. August 2010 (es gilt das gesprochene Wort)

Gschätzte Herr Gmeindspräsident, liebe Hans-Peter, verehrti Buechbergerinne und Buechberger

Liebi Gäscht vo dä Buechberger Bundesfiir 

Vor wänige Wuuche händ mir üseri Amtskolleginne und Amtskollege vom Thurgauer Regierigsroot zumene Früündschaftsbsuech iiglaade. Noch ere Schifffahrt vom Rhiifall bis noch Ellikon an der Thur und ere Wanderig em Rhii entlang mit tolle wasserbauliche und biologische Iiblick am alte Rhii simmer i däm schöne Fläck Schaffhuuse aacho. Würklich es chliine Paradies! 

Euen Gmeindspräsident Hans-Peter Kern hät üs zäme mit sinere Rüedlinger Amtskollegin Käthi Lüütenegger zumene einmalige Apéro bi dä Chile Buechberg empfange. Dä Blick isch wiit ussegange is Rafzerfeld, uf Schaffhuuse, zum Cholfirscht, über dä Rhii is Wiiland und über Rhii und Flaachertal am Irchel vorbii au bis is Thurgauerland.

Die beide Regierigsrööt vo Schaffhuuse und Thurgau sind beiidruckt und begeischterted gsii ob däre wunderbare Landschaft und dä Gaschtfrüündschaft. Nochere Wanderig über dä Chapf hämmer de Znacht im Schteinerchrüüz gnosse. 

Apropos Regierigsroot. Jetzt zur gliiche Ziit redt im Nochberdorf Rüedlinge dä Regieringskandidat Ernscht Landolt zu dä Rüedlingerinne und Rüedlinger. Ich würd mich freue, wenn er min neue Kolleg im neue Joohr 2011 i dä Schaffhuuser Regierig würd. En uufrächte Ma aus dä Landwirtschaft, offe, ehrlich und eine mit ere eigene Meinig. Sini Partei SVP isch mit mir bi minere Regierigsrootkandidatur ziemlich unzimperlich umgange. Ich ha mich nid beirre lo, sondern bi ruhig und sachlich bliibe. Au in Buechberg han ich dänn törfe am 29. November 2009 ä tolls Resultat erreiche. 

Ich wünsche mir kei Retourkutsche vo gar niemerem, sondern im Sinn vo dä Persönlichkeitswahl ä fairi und zuekunftsgrichteti Wahl und würd mich freue, wenn Rüedlinge/Buechberg bald ä Mitglied ii dä Kantonsregierig schtelle chönti. 

Sie lueged noch Düütschland, Zürich, Thurgau und Schaffhuuse. 

D’Liebi zum Vaterland zeigt sich au do drin, dass me en Blick über d’Gränze woogt. 

D’Liebi zum Vaterland sötti öppis anders sii als di trivial Liebi vom Ross zu sim Schtall. 

Üsers Verhältnis zu üsere europäische Nochbere dörf nid vo dä Idee vom Widerschtand dominiert sii. Es söll au nid Schadefreud uufcho, wenn mol i dä Europäische Union öppis nid so rund lauft, we aktuell mit Griecheland. Mit mönd als Nochbere alles Interesse dra ha, dass es dä EU au guet got. Wenn dä Nochber chrank isch, isch Gfoohr grösser, dass me selber au chrank würt. 

Ebeso isch aber auch d’Überheblichkeit vom Glaube a e nationali Usserwähltheit oder enere Haltig „mir mached alles besser“ nid positiv. Mit Abschottig und jegliche Verziicht uf Ussepolitik cha me kei Interessepolitik betriibe. Und ohni Blick über Grenze cha me au kei Siicherheitspolitik mache. 

Dass üsers chline Land mit sehr geringer weltpolitischer Bedüütig – in Amerika meineds mir seged Schwede – so lang guet und erfolgriich überlebt hät, und erscht no ä Land wo sich us ganz verschiedene Kulture, Schprooche und Konfessione zämesetzt, isch oft als Wunder empfunde worde. Viilicht isch es au ä Wunder. Aber eis isch sicher: Mit zur Erfolgsgschicht Schwiiz händ de nie erlahmendi Wille zum selber Bsorge vo dä politische Gschäft und de im Volk tüüf verankerti Wille zur Selbschtbeschtimmig massgeblich dezue biitreit. 

Direkti Demokratie, dä Föderalismus und d’Konkordanz händ sich zunere politische Kultur verbunde, wo noch wie vor di politisch Basis isch vo dä Willensnation Schwiiz. 

D’Schwiiz hät kei permanents Sändebewusstsii we di grosse Natione Amerika oder Frankriich. Üseri Bundesröötsgattinne und -gatte sind mit wäniger Glamour ussstaffiert we d‘Michelle Obama oder d’Carla Bruni, d‘Fraue vom Barack Obma und em Nicolas Sarkozy. E chlii we bim düütsche Nochber! Oder kenned Sie öppe dä Prof. Dr. Joachim Sauer? En gschiide Maa! Da isch übrigens es Phantom a de Siite vo dä Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

D’Wält veränderet sich imene rasende Tempo. Kein Schtei bliibt uf em andere und es schtellt sich d’Froog, öb sich üseri politischi Kultur, also üsern Sonderfall Schwiiz, au i dä Zuekunft voll und ganz bewähre cha. Ich meine, dass mit guet dra tönd, wenn mir üs öffnet gege usse, Zämmearbet sueched und grad au wa Sicherheitspolitik betrifft, anerkenned, dass es au vo üs en Biitrag zur Friidesförderig im Ussland bruucht und me hüt mit „Sicherheit durch Kooperation“ viil meh erreiche cha, grad immene chline Land. Ich will nid immene Land wohne, wo vom Usland als Rosinepicker aglueged würt und sich abchapsled und abschottet. 

Mir mönd aber au feschtstelle, dass däre guet gwachsene politische Kultur au Gegenwind erwachst. Ich schtelle drei markanti Windschtöss fescht: 

1.      D’Tendenz zunere fundamentalistische Polarisierigspolitik

2.      D’Tendenz zumene überschteigerete Individualismus und Egoismus und

3.      D’Verabschiedig vo vielne Wirtschaftsführer us dä Gsamtverantwortig. 

Erschtens: Üsers Land hät under anderem ä gueti Kompromisskultur schtarch gmacht. Und do demit mein ich nid de fuul Kompromiss, wo bloss dä argumentative Useinandersetzig usswiche wott und kei Lösig bringt. De sachlich und kontrovers Dialog vo dä Idee isch nötig für d’Entscheidfindig und dä Konfrontation törf nid immer nu ussgwiiche wärde. Politik mue au Liideschaft sii. Wer aber dä politisch Gegner diffamiert, dä Lächerlichkeit priisgiit, wer d’Konfrontation zum Prinzip erklärt und dauernd zwüsched dä zwei Rolle Regierigsverantwortig und Opposition hin- und her-switcht, sägt am Pfiiler vom nationale Zämmehalt. Da au no under em Mantel vom Patriotismus isch bsunders verwerflich. E Kultur vom respektvolle Umgang mitenand isch rascher zerstört als wiider uufbaut! 

Zweitens: An sich hät niemmert öppis gege en vernünftige Individualismus iizwände. Aber di zuenähmend Tendenz vo viele Mänsche, vor allem für sich selber zluege und sich ums Gmeinschaftswese z’foutiere, isch Gift für di gläbt Solidarität. 

Zu vili schtelled an Schtaat nu Forderige, sind aber nid bereit, em Staat au öppis z’gäh. Die Haltig undergrabed mit de Ziit es Milizsystem und gföhrdet d’Solidarität. Es isch schwierig worde, en Gmeindspräsident oder ä Gmeindröötin zfiinde.

Über d’Schtüüre schimpfed vor allem die, wo si eigenlich am beschte zahle chönd. Mir tönd guet draa, di beide Wörter „Rechte und Pflichten“ nid nu ufs erschti Wort z’beschränke. 

Drittens: Dä gmeinschaftlich Grundgedanke und es Prinzip vo dä allgemeine Solidarität mit dem Schtaat lebt devo, dass sich vor allem au führendi Mensche konstruktiv ums Gmeinwese kümmered. Wenn sich die Mänsche us dä Verantwortig schtehled trifft das üser System empflindlich im Läbesnerv. Me muess es luut und düütlich säge: Bii einige Wirtschaftsführer isch da de Fall. Sii denked nu an globale Märkt. Viili vo ihne begriffed nümme, worum en guete Nachwuuchsmaa für e militärischi Karriere Ziit inveschtiere söll. Sie sueched mitere ganze Armada vo Schtüürjurischte noch Kniffs und Tricks zum d’Schtüüre möglichscht uf Null z’sänke und vergessed, dass me au mo zahle für di schtaatliche Leischtige, wo au sie devo profitiered.

Wenn sie reschtrukturiered, vergessed sie, dass es um Schicksal vo Mänsche us Fleisch und Bluet goht. Einigi haltet sich horrendi Salär zue und drucked gliichzitig mit iiserner Konsequenz uf d’Personalchoschte. 

Ich wünsche mir ä moderni Schwiiz, wo d’Globalisierig als Chance gsieht und ihrer Wirtschaft optimali Bedingige und Freirüüm zur kreative Entfaltig büütet. Ä Wirtschaft aber, wo ihri ethischi und politischi Verantwortig woohrnimmt. E Schwiiz au, wo sich weltoffe und solidarisch au ihrer Verantwortig gegenüber de Völkergemeinschaft bewusst isch. 

Ich bii glücklich, mit Ihne zäme im chliine Paradies Schaffhuuse zwohne. 

Irgendwänn isch dänn au die Bundesfiir wieder vorbii.

  • D‘Buechberger Hünd chrüched wieder us ihrne Löcher, wohi si sich vor dä Knallerei gflüchted händ
  • dä eint oder ander kuriert dä Bundesfiir - Kater uus, und got halt morn trotz Mäntigmorge chlii schpööter go schaffe.
  • d’Lüüt rumed die erchaltete Partyräschte i dä Gärte zäme und hänked d’Girlande und Lampiön ab,
  • und d’Gschäfter setzed es Füürwärk uf Halbpris

    und da isch guet so. Es würt jo bald wiider so wiit sii und mir chönd üs bereits uf dä nöchschti 1. Auguscht freue. 

Ich wünsche eu allne i däm wunderschöne Dorf am Hurbig und am Rhii mit Blick uf Irchel und Floochertal Muet und Zueversicht für euri Zuekunft, Stolz und positivi Chräft und wiiter ä wackers Zämmehebe. 

Heimet isch döt, wos eim wohl isch und wo me diiheim isch. Wesentlich isch, da me guet mit em Nochber uuschunnt, dass me immene gfreute Quartier wohnt und immer wieder gärn heim chunnt. 

Hüt am Morge bini in Begginge im Randetal Gaschtredner gsii, am Noomittag im Chläggi in Nüüchirch und jetzt am Obig bi eu do am Hurbig. 

Es isch hüt Bundesfiir in Buechberg und im undere Kantonsteil läbed schtolzi, sympathischi und flotti Lüüt. 

Und da isch guet so!