Aktuelles / Notizen

09.07.2019

FDP Ständeratskandidat


Interview SH Bock

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Ständeratskandidat und Erziehungsdirektor Christian Amsler in seinem Büro vor Gemälden der Künstlerin Ursula Goetz. Bild: Daniel Thüler, Schaffhauser Bock

Der Schaffhauser Erziehungsdirektor Christian Amsler will in den Ständerat, um die politische Mitte Schaffhausens in Bern zu vertreten.
Autor: Daniel Thüler

«Bock»: Herr Amsler, Sie wollen den Ständeratssitz zurückerobern, den die FDP vor acht Jahren an Thomas Minder verloren hat. Weshalb könnte es diesmal gelingen?
Christian Amsler: Die FDP ist klar der Meinung, dass wir unbedingt als bürgerliche Alternative antreten müssen. Denn es ist Fakt: Schaffhausen hat zwei SVP-Vertreter im Ständerat, da Thomas Minder als Parteiloser in der SVP-Fraktion politisiert. Es braucht die FDP als Brückenbauerin und Vertreterin der politischen Mitte. Sind nur die Pole SVP und SP in Bern vertreten, ist die grosse Mitte der Stimmbürgerschaft nicht abgebildet.

Halten Sie Ihre Chancen trotz der Schulzahnklinik-Affäre und der Entlassung von BBZ-Rektor Ernst Schläpfer für intakt?
Amsler: Als Exekutivpolitiker ist man viel weiter im Wind draussen als sonst ein Politiker. Nationale Parlamentarier und Kantonsräte sind viel weniger exponiert. Gewisse Konstellationen und Herausforderungen können nicht ausgesucht werden. Klar ist auch, dass solche Angelegenheiten polarisieren, wie jetzt die Causa BBZ. Da hast du nachher Feinde und Freunde. Damit muss man umgehen und es aushalten können, es braucht starke Schultern. Final ist letztlich immer der Wählerentscheid – die Stimmbürgerinnen und -bürger müssen entscheiden, ob es schadet oder nicht. Ich möchte daran erinnern, dass ich der vierte Regierungsrat bin, den Ernst Schläpfer als Vorgesetzten hat, und ich habe jetzt halt mal durchgegriffen. Das kann durchaus als Zeichen der Stärke gewertet werden.

Im Wahljahr kommt so etwas ungelegen.
Amsler: Nicht nur die Themen, auch die Zeiten können nicht ausgesucht werden. Ich bin der allerletzte Politiker, der sich nach dem Wind richtet und in Deckung geht, weil eine Wahl ansteht. Meine oberste Maxime ist immer, dass ich mich am Abend noch im Spiegel angucken kann, und das kann ich sehr gut. Ich bin absolut überzeugt, dass ich zusammen mit der Regierung die richtigen Entscheide gefällt habe.

Wird gegen Sie intrigiert?
Amsler: Es ist offensichtlich, dass gewisse Kräfte aus dem ganz rechten SVP-Teil etwas gegen mich schmieden, aber das muss ich nicht kommentieren oder werten. Es liegt auf der Hand, dass mir gewisse Leute schaden wollen, mir als Person und meiner Kandidatur.

Warum wollen Sie nach Bern?
Amsler: Ich fände es hochspannend, meine Erfahrungen aus breitester Front, sowohl aus Exekutive wie Legislative, zum Wohl des Landes auch in der nationalen Politik einzubringen. Ich bin aber sehr gerne Regierungsrat und es ist keineswegs so, dass ich flüchten will, wie manche kolportieren. Ich gehe ganz unaufgeregt in die Wahl und bin mir bewusst, dass es eine Herausforderung ist, gegen zwei Bisherige anzutreten.

Wofür wollen Sie im Ständerat einstehen?
Amsler: Ich bin ein Mensch der Bildung. Forschung und Entwicklung ist etwas sehr Spannendes, so auch die Berufsbildung. Dazu kommt die Digitalisierung: Ich bin ein sehr zukunftsgerichteter Mensch und habe Freude an der modernen Technik, sehe aber auch deren Gefahren und Grenzen. Ich finde unsere Welt, gerade die Schweiz, muss sich weiterentwickeln. Wir dürfen keine Retropolitik betreiben und nicht überall Nein sagen. Ebenfalls zentral sind für mich die Aussenbeziehungen und Europafragen. Als Schaffhauser Aussenminister bringe ich viel Erfahrung und grosses Interesse mit, auch für das Rahmenabkommen und unser Verhältnis zu Europa, wobei ich einen viel offeneren und viel zukunftsgerichteteren Weg gehen will als die beiden bisherigen Ständeräte. Das heisst nicht, dass ich ein EU-Turbo bin und einen Beitritt will. Aber ich sehe die Fortführung der bilateralen Abkommen und das EU-Rahmenabkommen als matchentscheidend. Gerade der Wirtschafts- und Grenzkanton Schaffhausen braucht unbedingt ein gutes Verhältnis zwischen der Schweiz und Europa.

Tragen Sie das neue grüne Programm der FDP mit?
Amsler: Absolut. Ich war einer der Treiber hinter den Kulissen. Ich sagte in Gesprächen mit Präsidentin Petra Gössi, Generalsekretär Samuel Lanz und weiteren wichtigen FDP-Politikern, dass wir uns auf die frühere grüne Politik der blauen Partei zurückbesinnen sollten, unabhängig von der grünen Welle oder den Klimakundgebungen. Ich durfte daraufhin im Vorfeld zum FDP-Parteitag den zentralen Blog zum neuen Umweltprogramm schreiben. Dass ich offen für einen guten, pragmatischen, aber auch wirtschaftsnahen Umweltschutz bin, zeigt auch mein Smart-Spider. Wirtschafts- und Umweltpolitik vertragen sich sehr gut, was riesige Chancen für die Zukunft birgt. Daher habe ich eine riesige Freude, dass die Partei diese namhafte Kurskorrektur vorgenommen hat. Ich finde mich sehr gut in diesem neuen Umweltprogramm wieder.
 
Zur Person
Name: Christian Amsler
Partei: FDP
Alter: 55 Jahre
Beruf: Schaffhauser Erziehungs­direktor
Wohnort: Stetten
Politisches Mandat: Regierungsrat (Vorsteher des Erziehungsdepartements)
Hobbys: Aufenthalte in der Natur (Rhein und Randen), Musik (Klavier, Jazz und Klassik), Sport (Velo, Joggen, Nordic Walking und Schwimmen), Zeitungen lesen
Online-Präsenz: Internetseite www.christianamsler.ch; Facebook, Instagram, Twitter, Linkedin, Xing