Aktuelles / Notizen

01.08.2010

Ansprache Bundesfeier Beggingen SH


Ansprache Regierungsrat Christian Amsler an der Bundesfeier in Beggingen SH am 1. August 2010 (es gilt das gesprochene Wort)

Gschätzte Herr Gmeindspräsident, liebe Mike, verehrti Beggingerinne und Begginger

Liebi Gäscht vo dä Begginger Bundesfiir 

Johann Jakob Schudel, au bekannt als Begginger Schudel oder „Müssers Schniider“, hät mich schon siit ich Bueb bii fasziniert. Ich ha alles gläse über ihn und jedi Gschicht rund um dä speziell und sageumwobeni Begginger Landstriicher verschlunge. Er hät 1864 bis 1924 gläbt und viillicht gits no Lüüt do, wo ihn selber als chlini Chind erlebt händ? Jetzt isch er Brunnefigur in Begginge, wacht mit schelmischem Blick übers Dorf und isch mir äbe wieder begegnet, wo ich d’Uusschtellig „Schweiz ohne Schweiz – alpenlose Landschaften“ im Museum zu Allerheilige eröffnet ha. Dött hanged es iidrückliche Porträt vom Begginger Schudel hinder eme Gartehag, wo dä Schaffhuuser Kunschtmooler Albert Georg Merckling gmoled hät. Dä Merckling stellt di zerlumpt Gschtalt is frohschtee Sunnenliecht, gwüssermasse, um dä Mitmensche en Schpiegel vorzuhalten, i däm si ihres anderi „Ich“ gseh chönd. Dä «Schudel» isch für dä Mooler weder Heilige noch Narr, denn «ein jeder Wanderer und Vagant schtooht Gott nöcher als d‘ Geldverdiener und di Gerechte». 

Hüt Morge bin ich mit minere Frau Liliane uf Begginge cho…und ich bi sehr gern is Randetal cho!

D’Schwiiz – da chlii Land im Härze vo Europa. Wa macht eigentlich d’Faszination vo däm Land mit em Schwiizerchrüüz us?

Mir chömmed grad us Wanderferie im Berner Oberland zrugg. Vor wänige Tag bini extra in en klassische Souvenirshop in Interlake im Berner Oberland gange, zum chlii go umeluege. Riesigi Gschtell voll mit Hüetli, Halstüecher, T-Shirts, Gläser, Schöggeli, Sackmesser, Musikdose mit em Schwiizerchrüüz druf. D’Japaner mit ihrem Wappe vo dä Sunne (em rote Punkt uf wiisem Grund) sind völlig wild ufs wiisi Chrüüz uf rotem Grund. Aber mol ehrlich und Hand ufs Härz. Sind sie nid au chlii stolz wen ich, wänn Sie irgendwo im Uusland uuverhofft ä Fahne mit em Schwiizerchrüüz entdecked? Oder eine a de Tour de France bimene schweisstriibende Uufschtiig amene Pass d’Schwiizer Fahne zur Ufmunterig schwenkt? Au ich ha während dä WM Schpiil ä Schwiizerliebli treit. Es Chrüüz noch bim Härze. 

Mir händ kein Rohstoff, ä ziemlich raus Klima und nid emol en Zuegang zu dä Wältmeer-trotzdem isch d’Schwiiz ä hoch technisierts Land miteme guet usbaute Dienstleistungssektor und isch weltwiit ein vo dä gröschte und erfolgriichschte Finanz- und Bankeplätz, wenn au es Bankgheimniss und es unsägliche Gebare vo dä Bankmanager z’rede gäh hät. 

D’Läbeserwartig isch hoch, d’Natur isch grandios, d’Landschafte pflägt dank üsere Landwirtschaft, attraktiv niedrigi Zinse und di tüüfscht Arbeitslosequote in Europa und weltwiit mit es höchschti Bruttoiikomme pro Chopf.

Und immerhin: Da Land hät i dä letschte 200 Joohr kei Chrieg gführt, kei Kolonie uusbüütet, kei Diktature errichtet und hät siit 150 Joohr rächtsstaatlichi Strukture, - do defür mömmer üs sicher nid schäme! 

Doch, dass üsers Land trotz dä a allne Egge schpüürbare Wirtschaftsflaute no rächt guet dooschtooht birgt au Gfoohrepotential ii sich. I viilne Chöpf schiint d’Ueberzüügig z’dominiere, mir hebid en verbriefte Aaschpruuch uf Wohlstand, Unabhängigkeit und Sicherheit, ohni dass mir öppis defür mönd tue.

Egoismus, Selbschtgefälligkeit und demokratischi Abschtinenz mached sich schliichend breit. Immer wäniger leischte und vom Schtaat immer meh Leischtige erwarte isch villicht im Märli oder im Schlaraffeland möglich. Üseri wertvollschte Ressource näbed dä Bildig sind üseri Arbets-Chraft und üseri Eigeverantwortig. Schaffhuuse isch schtolz, dass mir immer no Schtimmpflicht händ, trotzdem macht sich au bi üs immer meh Schtimmabwesenheit breit. 

Wer vo üs möchti uf Föderalismus, Gmeindshoheit, Autonomie und Demokratie verzichte?

Mir betrachteds alli als selbstverschtändlich,

  • dass es i üserne Dörfer guet funktionierendi Schuele hät, - und ich mo Ihne säge, dass ich grossi Freud ha, dass Schlaate und Begginge zämeschtönd mit dä Schuel Randetal. Ich werde am 1. Schueltag noch dä Ferie drum im Randetal sii, zum mini Wertschätzig als Erziehigsdirektor zeige bim Gründigsakt.

Mir betrachteds alli als selbstverschtändlich,

  • dass mir sälber chönd dä Schtüürfuess a dä Gmeindsversammlig feschtsetze, obwohl mir die grossi Schär vo dä Schtüürfüess im Kanton Schaffhuuse au Sorge macht
  • und ganz praktisch dass dä Kehrichtsack vor dä Huustüre pünktlich abgholt würt
  • und dass de flotti Gmeindspresi Mike Schneider, min gschätzte Militärkolleg, i Ihrem Sinn es Dorf mit Engagement noch usse vertritt. 

Doch – Hand ufs Herz: Chönd mir da alles zum Nulltarif ha?

Alli Ihri Begginger Behörde - Gmeindroot, Schuelbehörde, Chilleschtand usw. - sind Milizbehörde. Die Fraue und Manne, wo sich für die Aemter zur Verfüegig schtelled, leischtet en wichtige Dienscht a de Gmeinschaft. Do dezue bruuchts viil Idealismus. Vakanze und Ersatzwahle i Gmeindsbehörde hüüfed sich. Es isch nümme eifach, Lüt z’finde, wo sich für Gmeinschaft engagiered. 

„Dienscht a de Gmeinschaft" und „Idealismus" töned viilicht bitzli altmodisch und verschtaubt. Es isch eifacher am Obig heimzcho, i di schöne Begginger Gärte z’sitze und ä Wurscht uf dä Grill z‘lege, als d’Akte packe und is Gmeindhuus an ä Sitzig vo dä Schuelbehörde oder vom Gmeindroot z‘goo. 

Wer ä Milizamt usüebt, opfert sehr viil Freizeit.

Wer ä Milizamt usüebt, übernimmt Verantwortung.

Wer ä Milizamt usüebt, isch dä schtändige Kritik vo däne uusgsetzt, wo weder ihri Freiziit opfered no Verantwortig übernäh wänd. 

Aber ä Gsellschaft, wo an Staat nu no Aaschprüüch schtellt und Recht reklamiert und d’Pflichte negiert, sich aber nümme für d’Gmeinschaft engagiere will, setzt alli ihri Errungeschafte ufs Schpiil. Nüt i däm Staat isch selbstverschtändlich. 

Und drum rüef ich Ihne hüt Morge zue: Es wiissi Schwiizerchrüüz uf wiisem Grund mue immer wieder neu erkämpft und behauptet wärde. Dä sogenannt Wohlschtand mue jede Tag neu erarbeitet wärde. Nu im Schlaraffeland flüüged eim di brootene Tuube is Muul. Wir mönd im harte Wettbewerb beschtooh chöne; wir mönd nid nu guet, sondern besser sii und mir sötted vor allem nid uf vermeintliche Lorbeerblätter uusrueh. 

Üseri Demokratie immene föderalistische Syschtem bruucht Ihri Mitwirkig.

Üseri Form vo de Demokratie ermöglicht friedliche Wandel. Friedlich drum, well alli mitbeschtimme chönd. Viilicht isch emol ei Abschtimmungsergebnis nid so, we Sie sichs selber vorgschtellt händ, aber me hät wänigschtens demokratisch mitrede chöne. 

Demokratie bruucht Ihri Mitwirkig i Verein und Parteie, in Schulbehörde und Chiileschtand, in dä Gmeindsversammlig und a de Urne.

Mitwirkung heisst: Siis persönliche und bruefliche Chönne uneigennützig dä Gmeinschaft zur Verfüegig schtelle. Gliich wo und i weler Funktion. 

Diejenigen, wo sich nebedamtlich für Behördenämter, für Vereins- und Parteiarbeit zur Verfügig schtelled, verdiened Ihren Reschpekt und sie bruuched Ihri Underschtützig. Auch Kritik isch Underschtützig, wenn sie konschtruktiv und fair isch. 

I üsere moderne Wält würt immer so viil Negativs brichtet. Die gfreute und positive Sache gönd leider immer meh under. Lueged Sie nu mol d’Noochrichte-Brichterschtattig im Färnseh aa. Me cha scho fasch nümme hiiluege. Skandäli, Schtrittereie, Tod und Verwüeschtige sind wichtiger als Lache, Freud, grossi Leischtige und schtrahlendi Chinderauge. 

Ich plädiere i däre Ziit, wo me gmeint hät, dass jetzt alles globalisiert und internationalisiert würt, für meh positivs Dänke, Freud und Lache. Heimet und Geborgeheit würt bi däre unsichere Lag i dä Wält, i dä Politik, i dä Wirtschaft wieder wichtiger. Dii chlinschte Zälle sind d’Familie, d’Nochberschaft, es Quartier und es Dorf, wo me wohnt. Do mos eim wohl sii…Äbe, zum Biischpiil do in Begginge. 

Irgendwänn isch dänn au die Bundesfiir wieder vorbii.

  • D’Begginger Hünd chrüched wieder us ihrne Löcher, wohi si sich vor dä Knallerei gflüchted händ
  • dä eint oder ander kuriert dä Bundesfiir - Kater uus, und got halt morn trotz Mäntigmorge chlii schpööter go schaffe.
  • d’Lüüt rumed die erchaltete Partyräschte i dä Gärte zäme und hänked d’Girlande und Lampiön ab,
  • und d’Gschäfter setzed es Füürwärk uf Halbpris

und da isch guet so. Es würt jo bald wiider so wiit sii und mir chönd üs bereits uf dä nöchschti 1. Auguscht freue. 

Ich wünsche eu allne im Randetal Muet und Zueversicht für euri Zuekunft, Stolz und positivi Chräft und wiiter ä wackers Zämmehebe. 

Heimet isch döt, wos eim wohl isch und wo me diiheim isch. Wesentlich isch, da me guet mit em Nochber uuschunnt, dass me immene gfreute Quartier wohnt und immer wieder gärn heim chunnt.

Gliich wa chuunt und passiert: En Begginger würt immer en Begginger bliibe. Da isch mir we en Blitz wieder klar worde, wo ich em Albert Merckling sis iidrückliche Gmäld „De Begginger Schudel hinderm Gartehag“ im Museum gseh ha. 

Hüt Mittag darf ich no in Nüüchirch und am Obig in Buechberg Gaschtredner sii. Ich ha min persönliche 1. Auguschtmarathon sehr gern bi eu im Randetal eröffnet.

Es isch hüt Bundesfiir in Begginge und do im Randetal läbed schtolzi, sympathischi und währschafti Lüüt. 

Und da isch guet so!