Aktuelles / Notizen

21.08.2011

Vernissagenrede RR Amsler


Sonnenhut und Engelwurz: Heilen, Lieben und Morden mit Pflanzen

"Sonnenhut und Engelwurz Heilen, Lieben und Morden mit Pflanzen" im Museum zu Allerheiligen 

Grusswort zur Vernissage vom Sonntag, 21. August 2011 RR Christian Amsler 

Geschätzte Vernissagebesuchende mit mordenden, liebenden und heilenden Hintergedanken…. 

Ja, leise, unauffällig und raffiniert: Dieses Fazit könnte man beim Blick auf die Tatsache ziehen, dass die berühmte "grand old lady" des feinen englischen Krimis, Agatha Christie, in 41 der über 70 von ihr geschriebenen Kriminalromane die Mordopfer durch Gift ums Leben kommen lässt. Und oft wird das Gift aus Pflanzen gewonnen, was nicht erstaunt, da Agatha Christie zumindest zeitweise in einer Apotheke arbeitete und minutiös Buch über das Aussehen und die Eigenschaften der Substanzen führte. Kein Wunder also, starben einige ihrer Opfer an Strychnin-, Morphin- und Nikotinvergiftungen. Einige der von ihr beschriebenen Pflanzengifte finden sich denn auch in den seit 2005 vom Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek einmal jährlich in öffentlicher Abstimmung zur Giftpflanze des Jahres gewählten Pflanzen. In diesem Jahr trägt, der Vollständigkeit halber sei es bemerkt, die berühmt-berüchtigte Eibe diesen Titel. 

"Sonnenhut und Engelwurz", so unverfänglich lautet der Titel der heute eröffneten Ausstellung. Wer den Untertitel "Heilen, Lieben und Morden mit Pflanzen" liest, erkennt aber sofort, dass die Ausstellung Potential nach vielen Seiten hat und jeden einlädt über diese Worte zu sinnieren. 

Sie mögen sich nun fragen, weshalb ich als Regierungsrat und Kulturdirektor des Kantons Schaffhausen die Begrüssung mache. Dies hat nichts mit einer allfälligen Affinität zum Thema Mord zu tun, obwohl ich mich selber als grossen Anhänger der einschlägigen Mord- und Thrillerliteratur bezeichnen würde, sondern ergibt sich ganz einfach aus dem Umstand, dass in der Leistungsvereinbarung zwischen der Stadt und dem Kanton Schaffhausen zur Unterstützung des Museums zu Allerheiligen dem Kanton das Recht zusteht, einmal im Jahr eine besondere Ausstellung als gleichsam seine Jahresausstellung zu bestimmen. Dies geschieht in enger Absprache mit dem Museum zu Allerheiligen und unter Berücksichtigung der verschiedenen am Museum zu Allerheiligen vertretenen Sparten. In diesem Jahr haben wir uns für die grosse Ausstellung der Naturhistorischen Abteilung entschieden.  Es war mir gerade auch in Zeiten von Fachkräftemangel im naturwissenschaftlichen Bereich ein persönliches Anliegen, ein Zeichen für die Naturwissenschaften und hier konkret für die Biologie / Botanik zu setzen. 

Dass Pflanzen sehr viel mehr können, als nur als Mordinstrument zu dienen, zeigt diese Ausstellung sehr eindrücklich. Die riesige Vielfalt der Pflanzen hat die Menschen schon immer fasziniert, vielleicht erschreckt, und eingeladen, mit Pflanzen zu experimentieren und sie zu erforschen. Ein Prozess, der bekanntlich noch lange nicht abgeschlossen ist, wenn Sie nur an die aufwändige Suche nach neuen, bisher unbekannten Pflanzen in den entlegensten Gebieten der Welt denken, um neue, bisher unbekannte Wirkstoffe zu entdecken. Das schier unerschöpfliche Reservoir an positiven Eigenschaften von Pflanzen ist beeindruckend und ein eigentliches Geschenk der Natur. Mit "Heilen und Lieben" sind denn auch zwei wesentlich weniger brutale Eigenschaften der Pflanzen als der Mord in der Ausstellung anschaulich dargestellt, wobei es zwischen Heilen und Morden eben oft auch eine Frage der Dosierung ist. 

Ich danke allen am Zustandekommen der Ausstellung beteiligten Personen, hier insbesondere dem Kurator der Naturhistorischen Abteilung Dr. Urs Weibel und den Sponsoren, die mit ihren Beiträgen die Ausstellung erst möglich gemacht haben. Der Ausstellung und ihrem reichhaltigen Begleitprogramm wünsche ich viel Erfolg und Ihnen, liebe Besucherinnen und Besucher neue Einblicke in die Welt der Pflanzen. Beschränken Sie sich nicht nur auf den Aspekt des Mordens. Ich wünsche der Ausstellung vor allem aber auch viel Erfolg bei den Schulen, die hier einen wertvollen Anschauungsunterricht erhalten können. 

Lassen Sie mich aber zum Schluss noch einen ganz besonderen Dank aussprechen, nämlich an die Naturforschende Gesellschaft des Kantons Schaffhausen mit ihrem Präsidenten Dr. Kurt Seiler und ihre engagierten Mitglieder, die in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden die Aufarbeitung der naturhistorischen Sammlungen am Museum zu Allerheiligen unterstützen und sich um die Entwicklung der naturhistorischen Sammlung grosse und bleibende Verdienste erworben haben. Ganz herzlichen Dank für dieses im eigentlichen Sinn bürgerschaftliche Engagement in guter Tradition der heute so wichtigen und geschätzten Freiwilligenarbeit. 

Durch einen Windstoss wurde der chinesische Kaiser Shen Nung im Jahre 2737 v. Chr. zum ersten Teetrinker der Welt. Der Herrscher kochte gerade Wasser im Schatten eines Baumes, da fiel zufälligerweise ein Blatt des Strauchs in seinen darunter stehenden Kochtopf. Fertig war der erste Tee. Ein Grüntee notabene. So viel zur Legende. Ob es immer so einfach ist mit den sagenumrankten Pflanzen? Machen Sie die Augen und Ihre anderen Sinne auf und finden Sie es in dieser wunderbaren Ausstellung selber heraus.