Aktuelles / Notizen

01.06.2015

Ansprache RR Christian Amsler


Diplomfeier 2015 an der PHSH (H12, 2012 - 2015)

„LPs sind auch SuS" – Lehrerinnen und Lehrer sind auch Schülerinnen und Schüler

Oscar Wilde hat einmal den bemerkenswerten Satz geschrieben: „Die Schule müsste der schönste Ort in jeder Stadt und in jedem Dorf sein, so schön, dass die Strafe für undisziplinierte Kinder darin bestünde, am nächsten Tag nicht in die Schule gehen zu dürfen."

Liebe Diplomandinnen und Diplomanden H12

Im Scheinwerferlicht, auf der Bühne, magischer Moment, mit Spannung erwartet! Sie nehmen heute Ihr wohlverdientes PHSH Diplom entgegen und sind an einer umwerfend schönen Schwelle angekommen. Von der Schulbank geht es ....wieder in die Schulbank! Oder viel eher vom Schulzimmer ins Schulzimmer, oder immerhin vom Studierendenkorpus zum Lehrerpult.

Ich überbringe Ihnen als Bildungsdirektor herzliche Grüsse der Schaffhauser Regierung, die Ihnen ganz herzlich zu Ihrem wohlverdienten Diplom gratuliert und stolz darauf ist, eine eigene Lehrerbildungsstätte in unserem Kanton zu wissen.

Ich begrüsse neben den Hauptprotagonisten des Jahrganges H12 herzlich auch die stolzen Eltern, Grossväter, Onkel und Tanten, Gotten, die offiziellen und die heimlichen Schätze und Freunde, alle Gäste aus Nah und Fern, aber auch die Schulleitung der PHSH mit ihrem Rektor Thomas Meinen und den beiden Prorektorinnen Lizzi Wirz und Hanja Hansen und Forschungsleiter Markus Kübler, das Dozierendenteam und alle anwesenden politischen Honorationen.

Ich hoffe, liebe Diplomandinnen und Diplomanden, dass Sie von Ihrer Ausbildungszeit hier an der PH Schaffhausen profitieren konnten und zwar offiziell heute zur Lehrerin oder zum Lehrer mutieren und trotzdem eben auch weiterhin Lernende wie an der PHSH bleiben.

Zeigen Sie Ihren Kindern im Schulzimmer, dass Sie auch offen sind, etwas von Ihnen zu lernen. Drehen Sie doch auch einmal ganz unverhofft den Spiess um. Setzen Sie sich auch einmal in eine Schülerbank und überlassen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern die Rolle der Lehrperson. Die lieben es, Lehrerin zu spielen. Sie werden staunen, was die alles auf der Platte haben.

Das Beste was Schüler/innen widerfahren kann, sind Lehrende, die selbst Lernende bleiben. Lehrende, die wissen, dass sie nicht Alles wissen können, die offen sind für Neues, die bereit sind, auch von ihren Schüler/innen und Kolleg/innen zu lernen.

Solche Lehrpersonen können Bildungsprozesse fördernd begleiten, können Jugendliche dabei unterstützen, eigene Talente und Interessen zu entdecken und zu entwickeln.

Jeder Bildungsmoment ist auch Beziehungs- und Entwicklungsprozess, für alle Beteiligten und für alle pädagogischen Professionen, von der frühkindlichen Erziehung bis zum Lernen im Erwachsenenalter. Dies muss Kern von Ausbildung für alle pädagogischen Berufe sein, verbunden mit jenen Kompetenzen, die je nach Einsatzfeld erforderlich sind. Dann kann das richtige Mass für die grosse Herausforderung Lehren und Lernen gefunden werden.

Ich wünsche Ihnen viele magische Schulmomente und bereichernde Beziehungen in Ihrer neuen herausforderungsreichen Tätigkeit als Pädagogin und Pädagoge mit Ihrer Klasse und den Ihnen anvertrauten Kindern. Ich wünsche sehr, dass ihr Engagement mit Herz, ihre Beziehungsarbeit mit Herzblut, ihre Persönlichkeit aus dem Herzen auf ein schulisches Umfeld treffen können, das Sie wertschätzt, unterstützt und entsprechend mitträgt.

Ich komme zum Schluss und möchte nochmals Oscar Wildes Satz aufnehmen: „Die Schule müsste der schönste Ort in jeder Stadt und in jedem Dorf sein, so schön, dass die Strafe für undisziplinierte Kinder darin bestünde, am nächsten Tag nicht in die Schule gehen zu dürfen."

Schülerinnen und Schüler sind auch nur Menschen! Die Schule ist tatsächlich ein wunderbarer und schöner Ort, und ich bin überzeugt, dass Sie mit Haut und Haar dafür sorgen werden, dass dem auch so ist. Aber wissen Sie was? Ich gebe Ihnen einen Gratistipp. Haben Sie doch einfach Verständnis dafür, dass es auch Kinder geben wird, die bei einer solchen Aussage für sich im Stillen denken: „Die Schule schön? Wir spinnen doch nicht!" Und die Strafe „1 Tag zuhause bleiben" durchaus freudig annehmen würden. Ich verstehe das!

Doch nun ganz zum Schluss wünsche ich Ihnen getreu dem diesjährigen Diplomfeiermotto die Gnade und Offenheit immer auch wieder Lernende zu sein und zu bleiben. Seien Sie gute Lehrende, aber bleiben Sie auch Lernende.

Ja, es wird so sein, dass Ihre Schülerinnen und Schüler in vielen Bereichen mehr wissen als Sie! Packen Sie diese Chance zum Nutzen von allen. Es wird Ihnen nämlich wie uns allen in diesem Festsaal gehen:

Wir und Sie wissen viel, aber nicht alles,  - und das ist gut so. Zum Glück!