Aktuelles / Notizen

09.03.2011

Laudatio RR Amsler KODEX


Auszeichnung von Jugendlichen in der Suchtprävention

Verleihung KODEX Medaillen an Schaffhauser Jugendliche durch RR Christian Amsler  

Freitag, 11. März 2011, 18:00 Uhr, MZA Schanz in Stein am Rhein

(Es gilt das gesprochene Wort) 

Man darf Drogen nicht glorifizieren. Ich kenne genug Leute, die von ihrem Trip nicht zurückgekehrt sind. Die sprangen aus dem Fenster, mussten feststellen, dass sie keine Flügel hatten und knallten auf den Bürgersteig.

(Paul McCartney, Beatles) 

Lieber Kodexpräsident Felix, liebe Mitglieder des Vereins KODEX, geschätzter Initiant Turi Meister, liebe Gäste, vor allem aber liebe Jugendliche 

Das Zitat vom Beginn stammt vom berühmten Beatle Paul McCartney. Bei einer Zugfahrt zurück aus Bern habe ich im "Blick am Abend" vom 7. März 2011 diesen Artikel gefunden: "So gefährlich kann Kiffen sein". Über 10 Jahre untersuchten Forscher 2000 Jugendliche. Ergebnis: Wer kifft hat das doppelte Risiko, eine Psychose zu erleiden, also eine schwere Bewusstseinsstörung resp. ein Verlust des Bezuges zur Realität. Dazu gehören Schizophrenie, Angststörungen und Depressionen.

Ich bin beeindruckt von den Kodex-Regeln, die ihr mit gegenseitiger Unterstützung einzuhalten versucht habt. 

1. Jugendliche, die am Kodex-Programm teilnehmen, konsumieren keine Tabak- oder Raucherwaren. 

2. Sie meiden den Umgang mit Rauschgiften jeder Art und verzichten auf deren Konsum.

3. Sie verzichten in der 1. und 2. Programmstufe auf die Einnahme alkoholischer Getränke jeder Art. In der 3. Stufe ist der geringe Konsum leicht alkoholhaltiger Getränke in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorschriften ab dem 16. Altersjahr möglich.  

4. Und sie unterlassen auch den Missbrauch von Medikamenten, so z.B. die regelmässige Einnahme von Schlaf-, Schmerz-, Beruhigungs- oder Aufputschmitteln.

Kodex ist eine Vertrauenssache. Und Vertrauen und Ehrlichkeit sind im Leben wichtige Tugenden, um die wir uns alle bemühen. Es geht darum, dass man aufrechten Hauptes am Abend in den Spiegel schauen und sich dabei selber in die Augen sehen kann. 

Heute ist nun wieder eine solche Kodexfeier, bei der euch die Auszeichnungen verliehen werden. Es ist dies gleichzeitig auch ein Einstieg in die nächste Programmstufe. Ihr alle entscheidet selber, wie lange ihr beim Kodex-Programm mitmachen wollt. Und damit sind wir bei einer weiteren wesentlichen Tugend, nämlich der Selbstverantwortung. Ich bin selber für das, was ich tue oder eben auch nicht tue, verantwortlich! 

Eine Thurgauer Umfrage hat gezeigt, dass der Bekanntheitsgrad des Kodex-Programms für Suchtmittelprävention folgende Werte aufzeigt: 94% bei den befragten Lehrpersonen, 87% bei der Schülerschaft und 79% bei der Stichprobe der befragten Eltern bzw. Erziehungsberechtigten. Damit liegt Kodex weit über anderen Präventionsprogrammen für Jugendliche.

Darum möchte ich KODEX in unserem Kanton ausbauen und noch viel bekannter machen. Überall soll dieses Programm an den Schulen der Oberstufe Realität werden. Dazu habe ich ein breit abgestütztes Patronatskomitee mit namhaften Persönlichkeiten ins Leben gerufen, das sich nun in Gründung befindet. Und…bereits haben viele gefreute Supporter zugesagt. 

Warum konsumieren eigentlich so viele Personen Drogen und Suchtmittel? Bei der Frage in der Studie nach den Gründen, weshalb bestimmte Substanzen konsumiert werden, überwiegt beim Rauchen, beim Alkohol und bei Cannabis der Lustfaktor. Beim Alkohol spielen aber auch der Geschmack von Alkohol und besondere Konsumgelegenheiten eine Rolle, wobei nicht zum Ausdruck kam, was die Jugendlichen unter besonderen Gelegenheiten verstanden. Als Grund für den Cannabiskonsum wurde erwartungsgemäss fast so häufig wie Lust auch die Wirkung angegeben.

Warum muss in einem Drink am späten Samstagabend neben Red Bull eigentlich immer noch Vodka sein? Warum müssen einige Menschen zuerst zehn Biere hinter die Binden zu kippen, um fröhlich sein zu können?

Wir müssen die Existenz von Drogen anerkennen und offen über sie sprechen. Weltweit nehmen schätzungsweise 200 Millionen Menschen illegale Drogen. Umgerechnet sind das beachtliche 4,7% der Weltbevölkerung über 14 Jahre. Diese Zahlen an sich sind alarmierend genug. Doch die Auswirkungen des Drogenmissbrauchs reichen weiter als die Sorge um das Individuum und bringen einer Gesellschaft unermesslichen Schaden in gesundheitlicher, sozialer sowie wirtschaftlicher Hinsicht.

Kodex möchte, dass wir über Drogen reden. Das Programm betont die Notwendigkeit mit Kindern, Familien, Lehrern und Gemeinschaften über Drogenmissbrauch zu reden. Wir alle in diesem Saal sind aufgerufen Verantwortung zu übernehmen. Die Unterstützung durch besorgte und verständnisvolle Eltern hat sich als einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegen den Drogenmissbrauch erwiesen. Aber, wisst ihr, für die vielen jungen Leute weltweit, die nicht das Privileg eines unterstützenden Elternhauses geniessen, übernehmen wir alle auch indirekt eine besondere Verantwortung.

Drogenmissbrauch ist oft Ergebnis grundlegender Probleme oder ein Hinweis auf tiefer liegende Missstände. Deshalb ist es wichtig sich darüber zu unterhalten um mögliche Ursachen - nicht nur den Missbrauch selbst - anzusprechen. Über Drogen zu reden, ist die einzige Möglichkeit das Schweigen und die Ausgrenzung zu durchbrechen, die die Drogenabhängigen erleben und zur Verstärkung der Probleme beitragen. Es ist notwendig offen darüber zu reden, falls wir das Problem früh angehen wollen.

Ihr Jugendlichen und ihr jungen Sportlerinnen und Sportler seid dabei die wichtigsten Multiplikatoren und die glaubwürdigsten Vertreter für diese gute Sache. Vor wenigen Tagen durfte ich euch, Alex Plüss und Markus Kessler, den Panathlonpreis 2010 für ausserordentliche sportliche Leistungen übergeben und die Laudatio halten, wie heute hier bei euch! Die beiden dürfen stolz sein auf ihre weltmeisterliche Ruderleistung und auch ihr dürft stolz sein auf eure Leistung

Und darum bin ich auch sehr gerne zu euch gekommen, um bei der Feier zur Verleihung der KODEX Medaillen dabei zu sein. Schreitet weiter auf eurem Weg und zeigt den Willen und die Stärke, die ihr bisher gezeigt habt. Denkt immer daran, dass ihr am Abend aufrecht in euer Spiegelbild schauen könnt. Ehrlichkeit und Selbstverantwortung siegen.

Wenn viele Leute viele kleine Dinge tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern. Ihr habt heute einen Beitrag dazu geleistet und dafür danke ich euch!

Eines ist sicher: Die beste Droge ist ein klarer Kopf. Und den habt ihr bewiesen….und das ist ……..gut so!