Aktuelles / Notizen

30.07.2014

Artikel über meine Gattin Liliane


Porträt in den Schaffhauser Nachrichten in der Sommerserie

(Foto Selwyn Hoffmann, Schaffhauser Nachrichten)

Sie hatte schon als Mädchen eine starke Stellung in der Familie, brauchte kaum zu rebellieren und sagt heute: «Ich bin in einer glücklichen Lage»: Liliane Amsler.

 von Alfred Wüger, Schaffhauser Nachrichten vom 31. Juli 2014 

«Hinter jedem starken Mann, steht eine starke Frau, sagt man, und auch wenn das gilt, wenn der ‹starke Mann› keine öffentliche Person ist, reden wir doch jetzt nur deswegen miteinander, Frau Amsler, weil Ihr Mann Regierungsrat ist. Allerdings war er das nicht immer, daher die Frage: Was hat sich geändert, seit er dieses Amt innehat?» 

Wir sitzen einander gegenüber, Liliane Amsler auf dem Sofa, das grosse Fenster im Rücken, ich im Sessel, zwischen uns der Tisch mit dem Kaffee, im heimeligen, geräumigen Wohnzimmer des Hauses in Stetten: viel Holz, viel Glas, und man sieht, dass hier oft und gerne gewohnt wird.

«Wir waren immer gleichwertige Partner», sagt Liliane Amsler, «wir haben beide denselben Ursprungsberuf, wir sind Lehrer, und so haben wir uns auch kennen gelernt. Was uns damals anzog, zieht uns auch heute noch zu einander. Jeder von uns hat sich verändert, aber grundsätzlich ist unsere Beziehung gewachsen.» Christian Amsler habe schon immer sehr viele Aufgaben auch ausserhalb des Lehrerberufes übernommen. «Es hat ihn immer interessiert, für die Gesellschaft etwas zu leisten und ihr auf diese Weise etwas zurückzugeben, in der Feuerwehr, im Militär, als Gemeindepräsident von Stetten.» Liliane sagt, sie sei gerne daheim. Sie habe stets ihren Beruf ausgeübt, sich im Musischen weitergebildet. Heute unterrichtet sie an der Primarschule Stetten in einem Teilpensum, unter anderem gibt sie besonders gerne Bildnerisches Gestalten. Die drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, sind erwachsen, leben aber noch daheim. «Am Sonntagabend, da ist jeweils unser grosser Familienznacht, das ist uns sehr wichtig, und da nehmen wir selten Termine an.» 

«Wer ist das da an seiner Seite?»

Wie ist das nun als Gattin eines Regierungsrats? Liliane Amsler lacht. «Ich suchte das nicht, da bin ich hineingewachsen.» Am Anfang sei es schon speziell gewesen. Sie habe das Gefühl gehabt, alle hätten sie neugierig angeschaut. «Sie wollten wissen: Wer ist das da an seiner Seite?»

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Ja, und wer ist das, diese Liliane Baltiswiler, die als 19-Jährige für die Lehrerausbildung im Rahmen eines Konkordats zwischen den beiden Kantonen von Glarus nach Schaffhausen kam? Sie hat zwei Brüder. Der Ältere lebt als Kunstmaler während des Sommers in Finnland, von ihm hängen mehrere Werke im Wohnzimmer, der jüngere ist Geschäftsführer einer Vorsorgeeinrichtung in Zürich. Liliane war das einzige Mädchen. Emanzipieren, aufbegehren, eine Rebellin sein – das alles habe sie selten müssen: «Ich hatte immer meine Stellung.»

Wenn man Liliane Amsler zuhört, bekommt man nicht das Gefühl, dass sie «im Schatten» von Christian Amsler stehe. «Wenn wir zusammen an offiziellen Anlässen sind, dann haben die Leute Freude, dass ich auch dabei bin. Sie wollen mich kennen lernen und wollen auch mit mir reden, nicht nur mit ihm, und wenn wir irgendwo jemandem begegnen, fühle ich mich nie verloren.» – «Und erkennen Sie die Leute auch, wenn Sie allein sind?» Ja, sagt Liliane Amsler, mittlerweile komme das vor. Es kommt auch vor, dass ihr Dinge gesagt werden, von denen sie merkt, dass man sie ihr nur sagt, damit sie «es» «ihm» sagt. Und manchmal gebe es tatsächlich die Möglichkeit, etwas davon mal in ein Gespräch einfliessen zu lassen. Und was macht die starke Frau, wenn der starke Mann mal nicht so gut drauf ist? Das komme darauf an, sagt Liliane Amsler. «Ich muss merken, ob er seine Ruhe braucht oder eher ein Gespräch.» Allerdings gebe es Dinge, über die er nicht sprechen dürfe.  Dann setze er sich, er sei ja ein leidenschaftlicher Jazzpianist, manchmal ans Klavier und spiele. 

Und welches Instrument spielt Liliane Amsler? «Flöte», sagt sie, «und Klavier.» Sie sei sehr klassisch orientiert, Brahms, die Romantiker, Bach. Und die Chormusik hat für mich einen grossen Stellenwert.»  Sie singt im Schaffhauser Konzertchor. Aber mit Christian, dessen Klavierjazz sie mittlerweile schätzen gelernt hat, musiziert sie selten. «Früher haben wir manchmal zusammen am Klavier gesungen.» Und obwohl auch die Kinder Instrumente spielen, gibt es keine Amsler-Hausband. Dafür Lilianes Leidenschaft für Sprachen, die Arbeit im Garten, den Hund und ... «Was hätten Sie in Ihrem Leben gerne anders gemacht?» – «Mir kommt nichts in den Sinn. Ich bin in einer glücklichen Lage. Wenn ich etwas wollte, versuchte ich, es umzusetzen. Ich trauere nichts nach.» 

Liliane Amsler wurde am 16. November 1962 geboren und ist in Ennenda im Kanton Glarus aufgewachsen. Sie hat zwei Brüder, einen älteren und einen um sechs Jahre jüngeren. «Als das einzige Mädchen hatte ich von Anfang meine Stellung und musste nie darum kämpfen.» Der Vater war im Kader einer Teppichfabrik, die Mutter erledigte neben der Familienarbeit für eine Heizungsfirma die Administration. Liliane absolvierte in Glarus die Sekundar-  und die Kantonsschule, und nach der Matur war ihr klar: «Ich will Lehrerin werden. Schon immer war ich ein musischer Mensch, hatte gerne Kinder, war gut in der Schule und suchte einen Beruf, wo ich meine Interessen ausleben konnte.» Mit 19 lebte sie in einer Wohngemeinschaft in Schaffhausen, musste sich dort behaupten und war dadurch früh selbständig. 

Was ich besser kann als Christian:

«Zum Beispiel Nähen», lachte Liliane Amsler. «Mein Mann hat grosse Hände, und bei allem, was ‹nifelige Büez› ist, wo es viel Feinmotorik und Geduld braucht, wenn es darum geht, einen Knoten zu lösen, da muss ich ran. Und ich kann definitiv besser Musiknoten lesen als er.» 

Wo er nichts zu sagen hat:

«Mein Mann redet mir nicht drein beim Atmosphärischen, beim Blumenschmuck zum Beispiel, bei den Details in Haus und Garten. Und in der Schule bei der Arbeit mit meinen Schülern redet er  mir sicher nicht drein! Und das, obwohl er der Erziehungsdirektor ist.»